Nagelfolien-Macherin Sophie Kühn (26)

Die meisten Frauen kennen das: Nach einer halben Stunde angestrengter Präzisionsarbeit an den Nägeln klingelt plötzlich das Telefon. Der Nagellack ist erst halb trocken – und das Handy irgendwo in der Handtasche. Beim Wühlen stößt ein Finger gegen den Reißverschluss. Und schon hat die säuberlich aufgepinselte Lackschicht eine dicke Delle.

Sophie Kühn ärgerte sich besonders während ihres Auslandssemesters in Montpellier darüber, dass ihr Nagellack am Strand ständig absplitterte. Zurück in Deutschland bestellte sie Nagelfolien aus den USA: Das sind Plastikstreifen, die man als Lack-Alternative auf die Nägel klebt. Doch weder die US-Exemplare noch viele andere Folien, die sie testete, sagten ihr zu. Das Urteil: schlechter Kleber, unschöne Designs.

Also entschied sich die heute 26-Jährige nach ihrem BWL-Master vor zwei Jahren dazu, eigene Folien zu entwickeln. Von einem Produzenten in Asien ließ sie sich verschiedene Entwürfe zusenden und schickte Verbesserungsvorschläge zurück, bis sie zufrieden war. Das Ergebnis, ihre selbstklebenden „Nail Wraps“, verkauft sie heute online unter der Marke Miss Sophie’s. Sie sollen durch einen speziellen Überlack besonders gut und lange halten – und schick aussehen.

Die Sticker kosten um die 15 Euro für 20 Stück. Damit sie auf jeden Nagel passen, kann man sie zuschneiden oder abfeilen. Bis zu zwei Wochen soll das mit dem Überlack, den es für zehn Euro gibt, halten. Wieder los wird man die Schicht mit handelsüblichem Nagellackentferner, wiederverwenden lassen sich die Folien nicht.

Miss Sophie’s, Ende 2014 gegründet, hat noch kein externes Kapital aufgenommen. Kühn hat ihr Unternehmen bislang selbst finanziert. Bei dem Wachstum des Startups sollen vor allem Social-Media-Kanäle und Instagram geholfen haben. Dort präsentiert etwa die Nagel-Bloggerin Jule Lindner (@Lackfein) ihren rund 80.000 Followern die Produkte. Die stellt Miss Sophie’s kostenlos bereit, Geld zahlt das Startup dafür eigenen Angaben zufolge nicht.

Generell haftet der Nagel-Branche ein geradezu zwielichtiges Image an. In den Innenstädten gibt es dubiose „American Nail Stores“, in denen Plastik-Krallen angepappt werden, entsprechende Internetseiten und Onlineshops wirken wie Relikte aus den frühen Nullerjahren. In diese Ecke will sich Miss Sophie’s nicht drängen lassen: „Am Anfang habe ich mich schon gefragt: Willst du wirklich in dieses Geschäft hinein?“, sagt Kühn. „Dann habe ich aber die andere Seite gesehen: erstklassige Beauty-Stores zum Beispiel. Also habe ich mir gesagt, dass unser Produkt absolut hochwertig sein und auch so herüberkommen muss.“

Durch gute Qualität, erzählt die Gründerin, sollen sich ihre Produkte von der Konkurrenz abheben. Darunter auch der US-amerikanische Nagelfolien-Marktführer Jamberry. Dort ist allerdings die Auftrage-Technik eine andere: Die Folien müssen mit einem speziellen kleinen Gerät angewärmt werden, um den Kleber zu aktivieren. Doch das, meint Kühn, würde in Deutschland wahrscheinlich nicht funktionieren. „Der deutsche Beauty-Markt ist sehr konservativ.“

Bild: Miss Sophie’s