Dirk_Graber Mister Spex
Dirk_Graber Mister Spex Mister-Spex-Gründer – und Geschäftsführer Dirk Graber

32 Millionen Euro für Mister Spex

Im Brillenhandel ist das Online-Geschäft der derzeit wichtigste Trend: Das zeigen zum einen die hohen zweistelligen Wachstumsraten der Online-Händler und zum anderen das steigende Interesse von Investoren an dem Geschäft.

So hat gerade die amerikanische Investmentbank Goldman Sachs einen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag in den Online-Brillenhändler Mister Spex investiert und mit David Reis ihren Leiter der Technologie-Investments in den Beirat der Berliner Firma geschickt. Goldman Sachs wird mit rund 20 Prozent größter Eigentümer an dem Brillenhändler. Dies erfuhr die Welt aus dem Unternehmen.

Mister Spex ist nach eigenen Angaben mit gut einer Million Kunden der derzeit größte Online-Verkäufer von Kontaktlinsen und Brillen in Deutschland und Europa.

Noch 2015 startet der Verkauf in weiteren Ländern

Firmengründer und Chef Dirk Graber hat neues Geld eingesammelt: 32 Millionen Euro bringen Goldman Sachs Merchant Banking Division sowie weitere Geldgeber wie Scottish Equity Partners, DN Capital und XAnge auf.

Die Finanzmittel sind für den Ausbau in Deutschland wie auch im Ausland vorgesehen. „Neben Deutschland sind wir derzeit in Skandinavien, Österreich, Frankreich und Spanien aktiv. In diesem Jahr wird das eine oder andere Land hinzukommen“, sagte Graber der Welt.

Goldman-Sachs-Manager Andrew Wolff nennt das „innovative Geschäftsmodell und das starke organische Wachstum“ als Gründe für das Engagement der Bank. Investiert wird das Geld vor allem in die Logistik des Online-Händlers sowie in das Netzwerk an Partneroptikern: Für den Sehtest und die Anpassung der Brille arbeitet Mister Spex in Deutschland mit derzeit 450 Augenoptikern zusammen, die diese Dienstleistungen vor Ort in ihren Läden übernehmen. Seit Kurzem werden auch eigene Gleitsichtbrillen unter dem Firmennamen Mister Spex über diese Optikerläden angeboten.

Mister Spex hat in den vergangenen Jahren Wachstumsraten von 50 Prozent erreicht, jetzt ist die Rede von einem hohen zweistelligen Zuwachs für das Jahr 2014. Geschäftszahlen werden Ende Januar genannt.

Mehrere Online-Händler wachsen zweistellig

Aber auch andere Firmen wachsen derart rasant: Konkurrent Brille 24 berichtet ebenfalls von einem zweistelligen Plus. Der Umsatz von Mister Spex hat sich schon von 2012 mit 26 Millionen Euro auf 2013 mit 48 Millionen Euro fast verdoppelt. Allerdings kamen davon zehn Millionen Euro durch einen Zukauf in Schweden zustande: Dort hat die Firma die Online-Händler Lensstore und Loveyewear übernommen.

Zum Vergleich: Beim Marktführer Fielmann steht für 2013 ein Umsatz von gut 1,2 Milliarden Euro im Geschäftsbericht. Die Dominanz ist groß: Der mittlerweile 75-jährige Firmengründer Günther Fielmann verkauft mit seinem Unternehmen jede zweite Brille in Deutschland.

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Außer Goldman Sachs sind mehrere Finanzinvestoren an Mister Spex beteiligt, darunter Scottish Equity Partners mit knapp 20 Prozent. Das Management sowie die Gründer um den 37-jährigen Dirk Graber halten rund 15 Prozent der Anteile. Immer wieder tauchen Spekulationen um einen Börsengang auf. Der Vorstand selbst bezeichnet dies als eine von mehreren Möglichkeiten. „Der Gang an die Börse bleibt eine Option, jedoch nicht in naher Zukunft“, sagte Graber. Er nennt dafür einen Zeitraum zwischen zwei und vier Jahren.

Klassische Optiker scheuen den Online-Verkauf

Der deutsche Brillenmarkt ist ein Fünf-Milliarden-Euro-Geschäft. Ein Drittel davon machen Kontaktlinsen und Sonnenbrillen aus, zwei Drittel Korrektionsbrillen. Massenartikel sind Einstärkenbrillen, die im Unterschied zu Gleitsichtbrillen schon für weniger als 100 Euro zu haben sind.

Doch die Online-Händler greifen nach immer mehr Teilen des Brillengeschäftes. Am Anfang steht der Verkauf von Kontaktlinsen über das Internet, dann kommen einfache Brillen mit Einstärkengläsern hinzu, später folgen Gleitsichtbrillen. Heute haben Online-Optiker einen Marktanteil von etwa drei Prozent. Doch nach Prognosen der Branche werden in den nächsten fünf Jahren zehn Prozent des Brillenhandels ins Internet abwandern.

Das größte Problem, das klassische Brillenhändler mit dem Online-Handel haben, ist der Preis: Jeder Brillenpreis ist am Ende eine Mischkalkulation aus Handwerksarbeit, Material und Service. Preistransparenz zwischen einzelnen Anbietern ist kaum vorhanden.

Im Online-Handel ist das anders: Brillen im Internet lassen sich schnell im Preis vergleichen, und sie sind oftmals günstiger als im Optikergeschäft. Mister Spex liegt nach eigenen Angaben um rund 30 Prozent unter den Preisangeboten eines klassischen Optikers. Natürlich hängt das auch mit den Kosten für das Ladengeschäft und Fachpersonal zusammen.

Günther Fielmann selbst betont bislang vermeintliche Nachteile des Online-Handels mit Brillen: Die Zentrierung einer Brille über einen Internetshop sei ein Zufallsprodukt, Nebenwirkungen wie Ermüdung, Unwohlsein oder Kopfschmerzen bis hin zu Doppelbildern könnten auftreten. Sein Sohn Marc Fielmann arbeitet in einer E-Ventures genannten Gesellschaft des Familienunternehmens. Das erste Ergebnis der Arbeit: Im Testmarkt Österreich bietet Fielmann Kunden über eine App den Kauf von Kontaktlinsen an.

Das waren die größten Finanzierungen im Jahr 2014

Bild: Mister Spex