Mobilehead-Gruenderteam
Die Mobilehead-Gründer Fabian Schebanek (links), Clemens Reichel und Samuel Ju 

Wenn Headhunter nach Kandidaten für gut bezahlte Jobs suchen, hört sich das in etwa so an: „Für unseren Kunden, einen führenden Hersteller von Heiz-, Industrie- und Kühlsystemen, suchen wir einen Volljuristen Gesellschaftsrecht“. Um welchen Hersteller es geht, wird nicht verraten. Schließlich wollen die Headhunter, eine dicke Provision einstreichen. Wenn ein passender Kandidat den Namen des Unternehmens wüsste und selbst zum Telefon greifen würde, gingen dem Headhunter ein paar Tausend Euro durch die Lappen. Also halten sich die HR-Jäger in ihren Stellenbeschreibungen zurück.

Für die Gründer des Frankfurter Startups Mobilehead sind Headhunter überflüssig – ein Relikt aus einem analogen Zeitalter. Auf ihrer Plattform Legalhead sollen sich jobsuchende Juristen und Arbeitgeber ganz ohne Mittelsmänner finden. Die Juristen erstellen dazu Profile, geben Qualifikationen, Erwartungen und Wunschgehalt an. Kanzleien und Unternehmen formulieren in ihren Profilen Anforderungen und Gehaltsaussichten. Passende Profile schlägt das Legalhead-System anschließend beiden Seiten vor. Erst wenn sich Kandidat und Arbeitgeber gegenseitig ein Like gegeben haben, werden Kontaktdaten ausgetauscht.

Der Tinder-ähnliche Prozess soll für die einstellenden Kanzleien und Wirtschaftsunternehmen im Vergleich zur Zusammenarbeit mit Headhuntern zeiteffizienter, kostengünstiger und transparenter sein, wie Mobilehead-Mitgründer Samuel Ju erklärt: „Neulich hat eine Kanzlei bei uns eine Vakanz eingestellt. Nach 20 Minuten hatte sie drei Matches. Das ist eine Geschwindigkeit, in der es ein Headhunter gerade so schafft, eine Suchanzeige zu verfassen.“

Ein Honorar verlangen die Mobilehead-Macher, wenn die Vermittlung geklappt hat. Headhunter erhalten von den Firmen in der Regel zwischen 25 und 35 Prozent des Bruttojahresgehaltes eines Angeworbenen. Legalhead nimmt dagegen 15 Prozent, wovon es den Kandidaten drei Prozent in Aussicht stellt, wenn die ihre Probezeit erfolgreich abschließen. Im Durchschnitt zahlen Unternehmen und Kanzleien, die über die Plattform nach Mitarbeitern suchen, ihren Angestellten zwischen 70.000 und 100.000 Euro brutto, sagt Ju. Für jeden vermittelten Juristen nimmt das Startup also um die 10.000 Euro ein. Laut Unternehmen zählt die Plattform derzeit einige Tausend Nutzer sowie 60 Kanzleien und Partnerunternehmen.

Das Tinder-Prinzip setzt allerdings auch die Berliner Jobbörse Truffls bei der Jobvermittlung ein – wenn auch ohne Branchenfokus. „Der Vorteil an Legalhead ist, dass beide Seiten aufeinander zugehen können“, sagt Mitgründer Clemens Reichel, selbst ehemaliger Headhunter, „Auch kleine oder mittelständische Kanzleien können so gute Kandidaten erreichen und auf sich aufmerksam machen.“ Zudem gebe es keine Hürden für die Jobsuchenden. Andere Karriere-Netzwerke fordern beispielsweise zwei Prädikatsexamen. „Bei uns kann man sich auch mit vier oder fünf Punkten registrieren und erhält trotzdem interessante Optionen.“ Von einem Prädikatsexamen sprechen Juristen in der Regel ab neun von 18 insgesamt erreichbaren Punkten.

Lest auch

Gestartet ist Legalhead Ende 2015. Im März dieses Jahres verkündete das Startup ein siebenstelliges Investment von Arne Lorenzen und Manuel Konen, den Gründern und ehemaligen Vorständen der Yourcareergroup. Ein Jahr zuvor gab es mehr als eine halbe Million Euro von dem juristischen Fachverlag Dr. Otto Schmidt. Mit dem frischen Kapital will das Startup nun das Team vergrößern und in der zweiten Jahreshälfte drei weitere Plattformen starten. Dann dürfen sich Mediziner, Ingenieure, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer auf Jobanzeigen im Tinder-Stil freuen.

Bild: Mobilehead