Steven Wang von Didi erklärte, warum neue Taxidienste in China unverzichtbar sind

Intelligente Taxidienste, Autos aus dem 3D-Drucker, autonom fahrende Busse, die sich an Bedarf und Auslastung ausrichten und nicht an starren Fahrplänen – das klingt alles nach einer Zukunft, die irgendwann mal stattfindet. Tatsächlich ist diese Zukunft aber jetzt schon da. Die Mobility Konferenz von Wired und Gründerszene zeigte deutlich, dass die Disruption im Mobilitätssektor in vollem Gange ist und die deutsche Industrie aufpassen muss, dass sie nicht den Anschluss verliert.

 Dass der Individualverkehr, der die letzten 70 Jahre das Leben der Menschen und die Infrastruktur der Städte geprägt hat, sich wandeln muss, belegte vor allem eine Aussagen von Steven Wang, Head of Strategy beim chinesischen Uber-Konkurrenten Didi. „Wenn jede chinesische Familie zwei Autos hätte, würde das die Welt zerstören.“ Denn es würde bedeuten, dass noch mal zwischen 1,2 und 1,8 Milliarden Autos mehr auf der Welt unterwegs sein müssten. Dafür reichen die Ressourcen der Erde nicht. Gleichzeitig steigt aber der Bedarf an Mobilität weiter, denn bis 2050 werden rund 70 Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben.

Und welche Antworten hat die deutsche Autoindustrie auf diese Herausforderung? BMW investiert großflächig in die Elektromobilität und, deutlich weniger, ins Carsharing. Daimler macht es genau anders herum, Audi probiert neue Vertriebsmodelle aus, die alle im Bereich Carsharing angesiedelt sind, und will bis 2025 immerhin bis 25 Prozent der Fahrzeugpalette elektrifiziert haben. VW hat gerade ganz andere Probleme.

Auffallend war, dass die auf der Konferenz vorgestellten Produkte und Dienstleistungen zum großen Teil aus dem Ausland kommen. Hyperloop sitzt in den USA und dort wird auch die erste Teststrecke gebaut. Die beiden Taxi-Konkurrenten Uber und Didi Kuaidi kommen aus den USA, bzw. China. Und der erste Langzeittest mit autonomen Bussen findet in der Schweiz statt, mit Bussen, die von einer französischen Firma gebaut werden. Währenddessen streitet man sich in Deutschland vor Gerichten, ob MyTaxi seinen Fahrgästen ein paar Prozent Rabatt geben oder Uber seine weltweit erfolgreichen Angebote und Technologien überhaupt hier anbieten darf.

 Zu behaupten, in Deutschland sei im Bereich der Mobilität investitionsfeindlich, wäre vielleicht übertrieben. Es wird aber auch deutlich, dass die Diskussionen in Ländern wie den USA, China oder Japan deutlich fortschrittlicher geführt werden – und dass dort gehandelt wird. Hierzulande hält man dagegen häufig immer noch an der Idee fest, dass nur ein eigenes Auto glücklich machen kann. Wenn man ernsthaft daran interessiert ist, die Schadstoffemissionen des Individualverkehrs zu senken und die Städte vom Verkehr befreien möchte, dann muss man dafür einen Rahmen schaffen, der einerseits Investitionen in diesem Bereich fördert, andererseits müssen aber auch Gesetze her, die mehr Spielraum für die schnelle Entwicklung von Technologien und Geschäftsideen lassen.

Passiert das nicht, ersticken wir unsere eigene Autoindustrie und sorgen dafür, dass die Zukunft der Mobilität von Unternehmen gestaltet wird, die im Ausland sitzen. Das schadet am Ende dem Technologiestandort Deutschland und seiner wirtschaftlichen Schlagkraft in der Zukunft.