Stefan Krause bei der Jahrespressekonferenz der Deutschen Bank (2013)
Stefan Krause bei der Jahrespressekonferenz der Deutschen Bank (2013)

Die Ankündigung klingt, als stamme sie von Tesla-Gründer Elon Musk: „Wir wollen das wettbewerbsfähigste, beste, vernetzteste und sauberste Fahrzeug für die nächste Generation entwerfen, entwickeln und liefern“. So lautet der Plan eines geheimnisvollen Unternehmens mit dem Namen „Evelozcity“ – zu sehen auf der neuen Unternehmens-Website.

Hinter diesem Projekt stehen Stefan Krause und Ulli Kranz. Sie sind zwei erfahrene Manager mit jahrelanger Expertise aus der Finanz- und Automobilwelt. Einige Monate hatten sie Schlüsselpersönlichkeiten beim chinesischen Elektroauto-Newcomer Faraday Future (FF) inne. Diesen hatten sie im Herbst im Streit verlassen. Mitgründer Stefan Krause, der derzeit in Los Angeles lebt, antwortete exklusiv auf die Fragen von Gründerszene und NGIN Mobility.

„Wir werden voll elektrische, selbstfahrende und connected Fahrzeuge für den Stadtgebrauch auf den Markt bringen, also keine SUV und keine High-end-Fahrzeuge“, erklärt Krause auf Anfrage von NGIN Mobility und Gründerszene. Die Ankündigungen auf der Webseite seien noch vage und nur „erste Aussagen, wir arbeiten gerade noch an der Ausgestaltung“.

Startkapital haben Krause und Kranz bereits erhalten. Zur Kapitalausstattung des neuen Projekts sagte Krause: „Wir sind von einem internationalen Konsortium an Investoren unter deutscher Führung finanziert.“

Wer genau ist Stefan Krause? Er studierte Wirtschaftswissenschaften in Würzburg, war Chairman bei Rollce-Royce, im Vorstand und Finanzchef (CFO) der BMW Group bis 2008. Dann wechselte er in die Finanzbranche: Krause rückte in den Vorstand der Deutschen Bank auf und wurde Aufsichtsratsvorsitzender der Deutsche-Bank-Tochter Postbank (2015). Laut Wirtschaftswoche war er im Skandal um Zins-Manipulationen (Libor-Skandal) in die Kritik geraten. Seit Juni 2016 gehört er dem Aufsichtsrat von Rocket Internet an. Von März bis Oktober 2017 war er Finanzchef von Faraday Future, das die Tesla-Konkurrenten FF 91 und FF Zero 1 entwickeln wollte.

Dubioses Unternehmen im Streit verlassen

Nach der Äußerung Krauses kommt auch Klarheit in die Umstände seines Weggangs bei dem chinesischen Elektroauto-Pionier. In einer Mitteilung des Unternehmens vom 10. November war von „möglichen Gesetzesverstößen“ und „Schäden für die Interessen von Faraday Future“ und „Entlassung“ die Rede. Krause wies das als „haltlos und verleumderisch“ zurück. Die New York Times hatte zudem geschrieben, der umstrittene FF-Gründer Jia Yueting sei nun selbst in die Schusslinie geraten und auf einer Schulden-Blacklist der Regierung in Peking gelandet. 

Wie Krause sagt, hätten er und Kranz Mitte Oktober gekündigt. Der Grund: „die katastrophale wirtschaftliche Situation und die kriminellen Handlungen des chinesischen Eigentümers  Jia Yueting, der auf der Flucht aus China ist und dort geblacklistet ist“. Deshalb soll er seinen Fokus auf sein zweites Elektroauto-Unternehmen mit Sitz in den USA verlagert haben, schreibt das Branchen-Magazin Electrek.co. Weiter erklärt Krause: „Ich behalte mir nun rechtliche Schritte gegen ihn vor.“

Evelozcity sucht Personal

Unterdessen sucht Evelozcity auf seiner Website Personal: Ingenieure mit dem Schwerpunkt Elektrotechnik mit mehr als zehn Jahren Berufserfahrung, Autodesigner, Modellbauer, Software-Entwickler und einen Anwalt.

Zuletzt kommentierte Krause in seinem Newsfeed im Businessportal LinkedIn ein Video-Interview mit Elon Musk mit „Wie wahr… Gut ausgedrückt“. Darin heißt es: „Ein neues Unternehmen gründen ist wie in den Abgrund blicken.“ Zur Frage, ob er sich als Tesla-Herausforderer verstehe, sagt Krause: „Wir haben keinen spezifischen Wettbewerber im Visier, wollen eher ein bisher nicht adressiertes Kundensegment bedienen.“

Disclaimer: In einer früheren Version dieses Artikels hatte es geheißen, Stefan Krause habe sich nicht geäußert. 

Bild: Gettyimages / Thomas Lohnes