Im Berliner Modesalon im Kronprinzenpalais können sich Designer aus Berlin präsentieren.
Im Berliner Modesalon im Kronprinzenpalais können sich Designer aus Berlin präsentieren.

In diesem Tagen darf sich Berlin mal wieder für eine kurze Zeit wie eine echte Mode-Metropole fühlen. Ein kleines bisschen jedenfalls, denn noch bis Freitag findet die Fashion Week statt. Neben den Shows etablierterer Marken stehen auch junge Designer im Fokus. Und gerade weil die Hauptstadt bei den internationalen Labels nicht mit Paris, London oder New York mithalten kann, hat sich die lokale Berliner Modeszene als Alleinstellungsmerkmal der Fashion Week einen Namen gemacht.

Doch wie gründet man am besten ein Fashionlabel? Gründerszene hat die wichtigsten Player in der Mode-Nachwuchsförderung gefragt, was man beachten muss, wenn an ein Label gründet. In einem sind sie sich einig: Eine schöne Kollektion zu haben, reicht bei weitem nicht aus.

Für Mercedes Benz ist Verlässlichkeit wichtig

Mercedes Benz, langjähriger Partner der Fashion Week Berlin, fördert verschiedene Plattformen für Kreative und unterhält seit 2009 ein Austauschprogramm für junge Designer, mit dem auf der aktuellen Modemesse in Berlin etwa das österreichische Label Callisti präsentiert wird. „Am Anfang steht natürlich immer die Entwicklung eines eigenen Stils“, erklärt Bettina Haussmann, die bei Daimler für das globale Fashion Engagement verantwortlich ist. Doch dann werde es ernst. „Lieferketten, Verfügbarkeiten, Produktion, Marketing, Vertrieb“, zählt sie auf. „Auf all diese Fragen müssen junge Designer Antwort haben.“ Sie empfiehlt deshalb vor dem Weg in die Selbstständigkeit dringend, „bei renommierten und erfolgreichen Labels in die Schule gehen und sich auf diesem Wege die Mechanismen in der Modeindustrie aneignen“.

Ähnlich wie andere Startups sind auch Gründer von Modelabels häufig auf die Unterstützung von Investoren angewiesen. Was muss ein Designer aus der Sicht von Mercedes Benz mitbringen, um finanzielle Unterstützung zu erhalten? Für Haussmann ist das vor allem ein „realistischer Plan, das Produkt zur Marktreife zu bringen“. „Ein solider Businessplan und vor allem Verlässlichkeit bei den ersten Geschäftspartnern ist wichtig“, sagt sie. Einen Vorteil gegenüber vielen Startups haben Modelabels aus ihrer Sicht allerdings: Sie bewegten sich in einem Markt mit bekannten Gesetzen, meint Haussmann, und könnten deshalb deutlich besser planen.

Premium und Fashion Council Germany fördern den Nachwuchs

Ein weiterer Förderer in der Modeszene ist die Premium, eine der größten Messen, die seit zehn Jahren zwei Mal pro Jahr im Rahmen der Fashion Week Berlin stattfindet. Anders als Mercedes Benz setzt die Unterstützung der Premium aber erst an, wenn ein Label marktfähig ist, wie Anita Tillmann im Gespräch mit Gründerszene erklärt. Sie ist Managing Partner der Premium Group und wurde vom Fashion-Magazin Dandy Diary neben Vogue-Chefredakteurin Christiane Arp als die wichtigste und einflussreichste Frau im deutschen Modebusiness beschrieben. Für Tillmann ist Verlässlichkeit der Schlüssel zu einer erfolgreichen Zusammenarbeit. „Die Einkäufer, die auf unsere Veranstaltungen kommen, brauchen die Sicherheit eines reibungslosen Anschlussgeschäfts, um die die Belegung der Handelsflächen kalkulieren und sicherstellen können“, erklärt sie.

Anita Tillmann setzt sich bei der Modemesse Premium und beim German Fashion Council für die Nachwuchsförderung ein
Anita Tillmann setzt sich bei der Modemesse Premium und beim German Fashion Council für die Nachwuchsförderung ein Anita Tillmann setzt sich bei der Modemesse Premium und beim German Fashion Council für die Nachwuchsförderung ein

Premium fördert junge Designer seit 2005. Jede Saison wird der Young Talents Award vergeben, der den Gewinnern die Chance gibt, sich der Branche präsentieren zu können. Daneben unterstützt Premium neue Labels mit Consulting-Angeboten. Pro Saison werden nach eigenen Angaben auf diesen Wegen im Durchschnitt 40 Fashion-Startups präsentiert. Sie selbst ist außerdem Gründungsmitglied und Vorstand des Fashion Council Germany (FCG). Der FCG hat sich als Schirmherr der deutschen Mode etabliert und sich als Interessenvertretung von Mode „Designed in Germany“ zur Aufgabe gemacht, die Wahrnehmung des Designernachwuchses aus Deutschland zu steigern, wie Tillmann sagt. 

Auch sie legt jungen Designern nahe, vor dem Gründen eines eigenen Labels Erfahrungen und Kontakte in der Industrie zu sammeln, um „den Markt erst einigermaßen zu überblicken, zu analysieren und zu verstehen, bevor man sich als Markteilnehmer positioniert – oder eben auch nicht“. Eine umfangreiche Marktanalyse sei der erste und wichtigste Schritt. Im weiteren Aufbau eines Modelabels sieht sie kaum Unterschiede zu anderen Startups. Für Gespräche mit Investoren rät sie drei Dinge: Man sollte die Marktdaten kennen, überzeugend beschreiben, warum der Markt dieses Produkt braucht und erklären, wodurch es sich von anderen unterscheidet.

Auch der Berliner Senat plant, Coachings für Gespräche mit Privatinvestoren anzubieten. Des Weiteren gibt es verschiedene, wechselnde Förderangebote der öffentlichen Hand für junge Designer – von der Unterstützung für einzelne Shows bis zur Ausschreibung von Wettbewerben. 


Bilder: Getty Images / Andreas Rentz / Staff (oben); Premium (unten)