Movinary: Das Online-Fotobuch-Video-Tool

Movinary (www.movinary.de) steht am Samstag, 7. September 2013, im Finale des Wettbewerbs „Start Tel Aviv“ während der Langen Nacht der Startups. Die beiden anderen Finalisten: Heyduda und Homee.

Das erste Treffen von  Maximilian Modl und Bert Szilagy ist ein Blind Date. Die beiden haben sich nie vorher gesehen, aber Freunde glauben, sie könnten gut zueinander passen als Gründer. Es ist ein lauer Sommerabend im Juli 2010. Modl sucht einen Geschäftspartner, er will eine Agentur aufbauen, die personalisierbare Videos herstellt und verkauft.

Das Blind Date geht beinahe schief. „Max saß da in straight business und ich in meinem alten Rocker-T-Shirt“, erinnert sich Szilagyi. Modl sagt: „Ich war überhaupt nicht überzeugt. Ich dachte, das wird nichts.“

Modl denkt sich aber auch: „Einfach mal probieren. No risk, no fun.“

Es klappt besser als gedacht. Sie ergänzen sich: Modl, der Designer, hat die Vision; Szilagyi, der Betriebswirt, kann umsetzen.

Erster Kunde: Vodafone

Ihre Firma Personology entwickelt Werbevideos, in die sich Fotos oder Texte von Nutzern integrieren lassen. Der erste große Auftrag kommt gleich von Vodafone, es läuft gut, aber der Prozess ist nicht optimal. Wenn ein Auftrag reinkommt, sitzen die Jungs die ganze Nacht am Rechner. Agenturgeschäft eben.

Modl und Szilagyi wollen mehr. „Wir haben nicht das langfristige Exit-Potenzial gesehen“, sagt Modl, „das Modell konnte nicht richtig zum Fliegen kommen“. Im B2C-Markt geht das, glauben sie. Und fast jeder hat eine Digitalkamera. Die Idee: Movinary, eine Online-Software, die aus einzelnen Fotos hübsche Themen-Videos erstellt. Das Ziel: das „Instagram für Videos“ zu werden.

Im März 2012 wird gegründet, als Partner kommen die beiden Programmierer Martin Brehme und Marco Frenzel hinzu, dazu der MyParfum-Gründer Patrick Wilhelm. Im August geht Movinary online. Kapital holen sich die Gründer mit einer Crowdfunding-Aktion, nach einer Woche auf Companisto sind bereits 66.000 Euro beisammen, die anvisierten 100.000 Euro schaffen sie ohne Probleme.

Das Gründerdasein bringe „eine Menge sozialer Grenzerfahrungen mit sich“, sagt Szilagyi. Was das heißt? Die fünf Jungs sitzen eingepfercht auf 28 Quadratmeter in einem Gründerzentrum in Berlin-Charlottenburg, sie sehen sich jeden Tag von morgen bis abends, und über manche strategische Entscheidung kriegen sie sich in die Haare.

Aber wer das „Instagram für Videos“ werden will, der darf harte Entschlüsse nicht scheuen, auch wenn sie weh tun. Im Winter wächst das Unternehmen auf zwölf Mitarbeiter, vor allem Praktikanten und Werkstudenten, die neue Designvorlagen entwickeln und das Marketing unterstützen. Mehrmals muss Szilagyi Praktikanten schon nach ein oder zwei Monaten kündigen, weil sie nicht liefern und weil er auf jeden zählen können will. „Keine schöne Erfahrung“, sagt er, solche Gespräche machen ihm zu schaffen. Das Unternehmen schrumpft wieder auf sechs Mann zusammen.

Schmerzhaftes Wachstum

Andere Trennungen schmerzen nicht weniger. Die Gründer geben ihr FreemiumGeschäftsmodell auf, bei dem Videos mit zehn Szenen kostenlos, mehr Bilder aber kostenpflichtig waren. Heute gibt es nur noch die Vorschau um sonst. Im Sommer 2013 verabschieden sie sich von ihrer ursprünglichen Engine. Im Winter wollen sie Apps für Android und iOS veröffentlichen, mit mehr Szenen, Funktionen, schnellerem Rendering, das alles hätte die alte Technik überfordert. „Ein harter Cut“, sagt Szilagyi, „weil man die Errungenschaften der letzten Monate wegwerfen muss“.

Sie schmieden Fusionspläne mit dem schwäbischen Konkurrenten Trivid und müssen sie bald wieder auf Eis legen, man überwirft sich.

Die bislang letzte Trennung betrifft den Claim. Statt „Instagram für Videos“ heißt es jetzt: „Die schönste Art deine Momente zu teilen.“ Das klingt ein bisschen bieder, passt damit aber zur Zielgruppe, die vor allem Familien und junge Menschen umfassen. Leute, die auf Kitsch und Diddl-Romantik stehen, was man leicht an den populärsten Designvorlagen von Movinary ablesen kann: Liebe an Nummer eins. Dann: Urlaub, Baby, Hochzeit. „Nicht unbedingt mein Geschmack“, sagt Modl. „Was die Kunden halt wollen“, sagt Szilagyi. „Kunde ist König.“

Die Kunden kommen aber auch noch nicht so zahlreich, wie Movinary es gern hätte. Eine vierstellige Zahl von Nutzern haben bisher eine sechsstellige Zahl von Videos erstellt – wie viele davon gezahlt haben, bleibt Betriebsgeheimnis. Kann man damit – wie im Companisto-Pitch angekündigt – schon im März 2014 die Gewinnschwelle erreichen? „Dazu äußern wir uns nicht mehr“, sagt Modl. Er verrät aber, dass es angeblich Verhandlungen gebe mit einem größeren Venture-Capital-Geber über die nächsten 500.000 Euro Wachstumskapital. Das sei absehbar, sagt Modl. „Wir sind im Endspurt.“

Bild: Movinary