Daniel-Marlon
Daniel-Marlon Die Mylittlejob-Gründer Daniel Barke (links) und Marlon Litz-Rosenzweig

2014 gab es 2,7 Millionen Studierende in Deutschland. Tendenz steigend. Viele davon müssen einem schlecht bezahlten Nebenjob nachgehen, beispielsweise als Kellner oder Promoter. Dabei werden diese meist hochqualifizierten Arbeitskräfte dringend auf dem Arbeitsmarkt benötigt – der Fachkräftemangel ist ein allgegenwärtiges Thema und die Zukunftsprognose für diesen Bereich nicht gerade rosig. Um Studierende dem Arbeitsmarkt zur Verfügung zu stellen, hat Marlon Litz-Rosenzweig die Online-Job-Plattform Mylittlejob gegründet. Über diese lagern Unternehmen Teilaufgaben an qualifizierte Studenten aus.

Litz-Rosenzweig (24) gründete die Plattform Mylittlejob 2012 gemeinsam mit Daniel Barke (25). Die Gründer kennen sich bereits aus Schulzeiten. Nach anderthalb Jahren will das Startup bereits profitabel gewesen sein und 2014 einen Millionenumsatz erwirtschaftet haben. An seinem Standort in Hamburg beschäftigt das Unternehmen heute 20 Mitarbeiter. Auf der Plattform selbst zählt Mylittlejob mehr als 70.000 registrierte Studenten aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, den Niederlanden, Spanien und Großbritannien. Von den rund 2.000 registrierten Unternehmen und Freiberuflern sollen monatlich etwa 5.000 Jobs inseriert werden.

Marlon Litz-Rosenzweig im Kurzinterview mit Gründerszene.

Wie kamt ihr auf die Idee zu Mylittlejob?

Die Idee zu Mylittlejob hatten mein Mitgründer Daniel und ich bereits während unseres Studiums. Ich habe damals in England Philosophie, Volkswirtschaftslehre und Politik studiert. Ich habe früh verschiedene und weniger anspruchsvolle Nebenjobs gehabt. Dabei hätte ich sicherlich viele erlernte Dinge aus dem Studium schon in die Arbeitswelt einbringen können. Die Initialzündung für Mylittlejob hatten wir, als wir vergebens jemanden für die Digitalisierung unserer Aufzeichnungen aus der Uni gesucht haben. Wir wollten eine Online-Plattform schaffen, die akademische Nebenjobs an qualifizierte Studenten vermittelt, die möglichst viel Flexibilität für die Studenten schafft. Unternehmen, Agenturen und Freiberufler sollten Mylittlejob nutzen, um Teilaufgaben auszulagern und dadurch Mitarbeiter zu entlasten, Kapazitätsengpässe zu überbrücken und wenn nötig Fachwissen ins Haus holen.

Warum setzt ihr auf Studenten und nicht andere qualifizierte Fachkräfte?

So haben wir angefangen und wir glauben, dass die Fähigkeiten und die Arbeitskraft von Studenten derzeit am schlechtesten am Markt genutzt wird. Wir wollen Studenten die Möglichkeit geben, sich besser auf den Beruf vorzubereiten und fördern mit der digitalen Bearbeitung der Aufgaben maximale Flexibilität in Zeiten strafferer Studiengänge nach der Bologna-Reform. Neben Mylittlejob betreiben wir außerdem die Recruiting-Plattform Talerio, die Studenten am Ende des Studiums in Festanstellungen vermittelt.

Denkst Du, dass Crowdsourcing die Arbeitsform der Zukunft darstellt?

Der Arbeitsmarkt wird sich wandeln. Weniger Kinder werden geboren und in einer BCG-Studie wird prognostiziert, dass es 2030 einen ungedeckten Bedarf von etwa 6,1 Millionen Arbeitskräften in Deutschland geben wird. Die effiziente Nutzung von Human-Kapital wird immer wichtiger werden. Crowdsourcing im Speziellen und Outsourcing im Allgemeinen sind Modelle, die das ermöglichen. Das Wort Crowdsourcing ist aktuell allgegenwärtig in den Medien. Es bedeutet, dass eine Aufgabe online von einer Gruppe von Usern zusammen gelöst wird. Wir würden uns von dem Begriff aber etwas distanzieren, denn Mylittlejob bietet Outsourcing-Lösungen. Mylittlejob vermittelt häufig Teilaufgaben, welche von nur einem Studenten erledigt werden. Zum Beispiel wird ein Text zwar von einem Studenten erledigt und von einem weiteren lektoriert, aber die Aufgaben sind in sich abgeschlossen und werden von uns automatisch vermittelt, ohne, dass der Kunde etwas mitbekommt.

Warum wird der gesamte Prozess von Mylittlejob anonym abgewickelt?

Wir beugen damit der Diskriminierung bei Auswahlprozessen vor. Wir wollen jedem Studenten die gleiche Chance geben, einen adäquaten Job zu finden. Irrelevante Faktoren wie Aussehen, Religionszugehörigkeit, Hautfarbe oder gesellschaftlicher Hintergrund werden bei der Vermittlung nicht beachtet. Es zählt ausschließlich die Kompetenz und die Leistung.

Ihr seid noch sehr jung, habt aber innerhalb von 18 Monaten ein profitables Unternehmen aufgestellt. Was ist euer Erfolgsrezept?

Das klingt vielleicht etwas abgedroschen aber wir haben uns einfach Tag und Nacht mit dem Produkt und unseren Kunden auseinandergesetzt. Je mehr wir arbeiten, desto schneller werden die Probleme behoben und neue Ideen in die Tat umgesetzt. Der Anfang war auch alles andere als leicht: Wir haben kaum Geld verdient und alles in die Firma reinvestiert – so fallen die meisten kostenpflichtigen Freizeitaktivitäten notgedrungen weg.

Bild: Mylittlejob