Die beiden N26-Gründer Maximilian Tayenthal und Valentin Stalf (von links)
Die beiden N26-Gründer Maximilian Tayenthal und Valentin Stalf (von links)

Die Pressemeldungen waren sorgsam getaktet: Erst verkündete das Berliner Bank-Startup N26 mit viel Aufsehen den Plan für den Start auf dem US-Markt. Nur wenige Tage später folgte die Nachricht, dass auch der britische Markt in wenigen Monaten ins Visier genommen werden solle.

Fast zeitgleich gab N26-Gründer Valentin Stalf der Nachrichtenagentur Reuters ein Interview – mit einem weiteren großen Versprechen: In den kommenden zwei bis drei Jahren wolle das Startup den etablierten Banken in seinem europäischen Kernmarkt zwischen fünf und zehn Prozent der jungen Zielgruppe, also der 18- bis 35-Jährigen, abjagen.

Viel Geklapper innerhalb kurzer Zeit. Doch warum sucht das Unternehmen zurzeit so viel Aufmerksamkeit? Die Antwort könnte sein, dass sich das Berliner Fintech-Startup nach Gründerszene-Informationen auf Investorensuche befindet.

Demnach war Gründer Valentin Stalf kürzlich in den USA auf Roadshow und präsentierte vor Investoren. Eine Größenordnung von mindestens 50 Millionen Euro sei für die Finanzierungsrunde anvisiert, heißt es von einer Quelle gegenüber Gründerszene. Von anderer Seite werden 75 Millionen Dollar als Größenordnung genannt. Viel Geld für ein deutsches Fintech-Unternehmen. In der Serie C hatte das Startup im vergangenen Sommer bereits insgesamt 40 Millionen Dollar eingenommen. N26 wollte sich auf Nachfrage zu dem Fundraising nicht äußern. 

Auf dem britischen Markt sind gutfinanzierte Konkurrenten aktiv

Um in den beiden neuen Märkten aber durchstarten zu können, wird N26 so hohe Investitionen brauchen. Denn in den USA ist das Startup bislang selbst in der Digitalszene noch unbekannt. Und in Großbritannien kämpfen gleich mehrere Banken-Angreifer um die Gunst einer digitalaffinen, jungen Zielgruppe.

Gerade bei der britischen Konkurrenz gab es in den vergangenen Monaten mehrere große Finanzierungsrunden. Erst gestern verkündete Monzo neue Investorengelder in Höhe von 93 Millionen Dollar, Atom bekam im Frühjahr 102 Millionen – und für Revolut gab es vor einiger Zeit 66 Millionen.

Gerade Revolut drängt seit wenigen Wochen auch auf den deutschen Markt. Heute gibt das britische Startup bekannt, eine europäische Banklizenz zu beantragen, unter Aufsicht der Zentralbank in Litauen. N26 besitzt bereits eine Banklizenz der deutschen Aufsichtsbehörde Bafin.

Können die Player weiter stark wachsen?

Alle Banking-Startups brüsten sich bislang mit einem starken Kundenwachstum. N26 spricht von bis zu 2.000 neuen Kunden pro Tag. Insgesamt liegen die Berliner mittlerweile bei mehr als einer halben Million Kunden. Zum Vergleich: Konkurrent Revolut spricht von 950.000 Endkunden und 16.000 Geschäftskunden.

Die Frage bleibt, wie lange sich dieses starke Wachstum mit vergleichsweise niedrigen Marketingkosten aufrechterhalten lässt. Gegenüber Reuters spricht Stalf davon, jährlich zwischen fünf und zehn Millionen Euro in das Marketing zu stecken. Ohne die Marketing-Kosten könnte das Unternehmen innerhalb von einem Jahr profitabel werden, sagt er weiter. Mit einer hohen Finanzierung und weiteren Expansionsplänen dürfte Stalf dieses Ziel aber erst einmal noch nach hinten schieben.

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Bild: N26; Hinweis: In einer früheren Version des Artikels war die Rede von 50 Millionen Dollar, richtig sind 50 Millionen Euro. N26 hat 2013 am Accelerator-Programm von Axel-Springer Plug and Play teilgenommen, einem Joint Venture von Axel Springer und dem Plug and Play Tech Center. Der Verlag ist auch Gesellschafter der Business Insider Deutschland GmbH, dem Medienhaus von Gründerszene. Weitere Informationen zu Business Insider findet ihr hier: www.businessinsider.de/informationen/impressum