Freunde fürs Leben: Revolut-CEO Nikolay Storonsky, N26-CEO Valentin Stalf und Monzo-CEO Tom Blomfield

Schon nach einer Minute beginnt es leicht zu knistern. Auf der Bühne von Techcrunch Disrupt sitzen drei Fintech-Gründer: der russiche Revolut-CEO Nikolay Storonsky, der österreichische N26-CEO Valentin Stalf und der britische Monzo-CEO Tom Blomfield. Sie alle wollen das Finanzgeschäft mit ihren Apps aufrollen und digital unterversorgte Bank-Kunden locken. Nicht immer geht es dabei sanft zu.

Besonders die Chefs von Revolut und N26 verbindet eine professionelle Abneigung – und das spürt man auf der Bühne mehr als deutlich. Erst vor Kurzem hatten sich die beiden Konkurrenten bei Twitter gestritten, ob Revolut das Design der schwarzen N26-Mastercard kopiert hätte. Deren CEO Storonsky wollte sich auf der Bühne aber nicht darauf einlassen, das alte Kriegsbeil noch einmal auszugraben. Er saß milde lächelnd neben dem Berliner, die Beine übereinandergeschlagen, und blickte visionär und unnahbar in die Tiefe des Raums. „Lass den mal reden“, könnte er gedacht haben.

Lest auch

Stalf dagegen wirkte auf der Bühne der Konferenz Techcrunch Disrupt in Berlin sichtlich nervös. Er wippte mit den Füßen, wartete auf seinen Einsatz wie ein Tiger im Käfig, um dann das volle Marketingprogramm abzuspulen. „Wir sind die schnellstwachsende Bank in Deutschland.“ Solche und ähnliche Sätze folgten. Der Dritte auf dem Panel, Tom Blomfield von der Internetbank Monzo, hatte lange Zeit eher die Komparsenrolle inne.

Doch der Gegner von N26 sitzt nicht nur in London. Dass weiß auch Stalf genau. „Unsere Kunden kommen von regulären Banken“, lenkte der N26-Gründer den Fokus vom britischen Mitbewerber auf den wirklichen Konkurrenten, denen er Marktanteile abjagen will.

Alle drei Fintechs bieten ähnliche, aber doch unterschiedliche Finanzprodukte an. Die Engländer bei Revolut fokussieren sich – dem multikulturellen Heimatmarkt geschuldet – auf kostenfreie Geldtransaktionen zwischen unterschiedlichen Währungsräumen. Die Deutschen wollen neben dem Banking-Kerngeschäft ein Portfolio aus Versicherungen, Geldanlage und Kreditdienstleistungen aufbauen. Währungsgeschäfte seien in Deutschland hingegen ein Nischenprodukt, sagte Stalf, das lediglich fünf bis zehn Prozent der Kunden interessiere.

Kontroverse um Kryptowährungen

Auch beim Thema Kryptowährungen scheiden sich die Geister. „Eine Nische“, findet Monzo-CEO Blomfield, die gerade einmal ein Prozent der Bevölkerung betreffe. „Was für eine seltsame Rechnung“, widerspricht Revolut-CEO Storonsky. Er will hingegen den Handel mit Bitcoin und anderen Währungen ermöglichen: „Kryptowährungen sind ein Finanzprodukt.“ Beim deutschen Wettbewerber hält CEO Stalf dagegen: „Wir wollen zuerst die wirklich großen Probleme des Banking lösen.“ Dann nutzte er die Gunst der Stunde und kündigt eine neue Metal-Mastercard bei N26 sowie eine Kooperation mit dem Büroanbieter WeWork an. Metal-Nutzer sollen Arbeitsplätze oder Konferenzräume bei WeWork weltweit nutzen können. Mission „Marketing“ erfolgreich absolviert.

Als der Moderator des Techcrunch-Talk die drei Gründer am Ende aufforderte, sich zu entscheiden, von welchem Fintech sie gerne CEO seien würden – außer dem eigenen, kommt es zu der symbolträchtigsten Szene der Veranstaltung: Die Chefs von N-26 und Monzo entscheiden sich füreinander und flirten ein wenig auf der Bühne. „Es ist fast etwas langweilig, wenn ich mit Valentin auf einer Bühne sitze“, sagt Monzo-CEO Blomfield, „wir sagen immer das Gleiche.“ Nur Revolut-CEO Storonsky will nicht nach den Regeln spielen. Sein liebstes Fintech außer Revolut: Revolut. Deal with it.

Bild: Flickr Namensnennung Bestimmte Rechte vorbehalten von TechCrunch