Die N26-Gründer Maximilian Tayenthal (l.) und Valentin Stalf

Die Allianz düpiert die gesamte deutsche Bankenbranche – und steigt im großen Stil beim Vorzeige-Fintech N26 ein. Mitte vergangener Woche hatte der Münchner Versicherungskonzern entsprechende Informationen von Finanz-Szene.de und Gründerszene noch als „Marktgerücht“ abgetan (worauf wir zunächst von einer Berichterstattung absahen). Gestern Abend machte die Nachricht dann aber endgültig die Runde. Demnach beteiligen sich neben der Allianz auch der chinesische Internetkonzern Tencent und eine Reihe kleinerer Investoren an der Berliner Smartphone-Bank. Heute Morgen soll die Meldung offiziell verkündet werden.

Die Finanzierungsrunde ist umgerechnet etwa 143 Millionen Euro schwer. Das bedeutet für die deutsche Fintech-Branche einen neuen Rekord. Die bisherige Bestmarke hatte der Hamburger Online-Kreditvermittler Kreditech gehalten, dem im Herbst 2015 zunächst 82,5 Millionen Euro und Anfang vergangenen Jahres dann noch einmal geschätzt zwischen 75 Millionen und 80 Millionen Euro frisches Eigenkapital zuflossen. Hinter N26 und Kreditech folgt bereits die Berliner Solarisbank, die Anfang März eine Funding-Runde über rund 57 Millionen Euro gestemmt hatte.

Dass Solaris und N26 fast zeitgleich solch gewaltige Finanzierungen vermelden, zeigt, dass sich die großen deutschen Fintechs endgültig mit ihren Pendants in Großbritannien oder den USA messen können. Zur Bewertung von N26 wurden gestern noch keine Details bekannt. Ein Kenner der Vorgänge hatte vergangene Woche behauptet, durch die neue Finanzierung steige der Wert des 2013 gegründeten Startups „Richtung halber Milliarde“. Das klingt im Lichte der neuen Informationen zwar plausibel, eine zweite Quelle für diese Schätzung gibt es allerdings nicht.

Allianz X und andere Versicherer setzen jetzt auf Banken-Startups

Spektakulär am N26-Funding ist aber nicht nur die Höhe – sondern mindestens ebenso sehr, dass die Finanzierungsrunde von der Allianz angeführt wird, die über ihr VC-Vehikel Allianz X investiert. Was genau der Versicherungsriese mit dem Einstieg bezweckt, bleibt zunächst unklar. Es heißt aus dem Unternehmensumfeld aber, die Transaktion stärke die Position der Allianz im digitalen Finanzdienstleistungssektor und passe somit gut in die Digitalisierungsstrategie des Konzerns. Die Beteiligung an N26 helfe außerdem dabei, nachvollziehen zu können, wie sich Finanzdienstleistungen veränderten und Prozesse vereinfacht würden. Auch das verbesserte Kundenerlebnis spiele eine Rolle.

Auffällig ist, dass immer mehr Versicherer nicht nur in Insurtechs, sondern auch – und gerade – in Banken-Startups investieren. So gehörten die Hannover Rück und die Signal Iduna zu den ersten Investoren des Berliner Fintech-Inkubators Finleap, der unter anderem hinter der Solarisbank steht. Eine andere Finleap-Ausgründung ist die auf digitale Vermögensverwaltung spezialisierte Elinvar GmbH; an der beteiligte sich die Hannover-Re-Mutter Talanx. Der niederländische Versicherer Aegon wiederum stieg 2016 beim Düsseldorfer Kredit-Marktplatz Auxmoney ein. Parallel zum Equity-Engagement investieren die Holländer auch in großem Umfang in Kredite, die über die Plattform angeboten werden.

Die Allianz ist nun offenbar bestrebt, über Fintech-Beteiligungen in die Wertschöpfungskette der Bankenbranche vorzudringen. Dafür spricht neben dem N26-Coup auch ein hierzulande kaum beachteter Deal von Ende Februar. Da wurde bekannt, dass die Allianz 30 Millionen Dollar in ein US-amerikanisches Fintech namens C2FO investiert. Dessen Spezialität: Unternehmen mit Working Capital auszustatten – auch ein Geschäft, das klassisch zu dem der Banken gehört.

Bild: N26, Hinweis: N26 hat 2013 am Accelerator-Programm von Axel-Springer Plug and Play teilgenommen. Der Verlag ist auch Gesellschafter der Business Insider Deutschland GmbH, dem Medienhaus von Gründerszene. Weitere Informationen zu Business Insider findet ihr hier: www.businessinsider.de/informationen/impressum