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navabi startup-helden Bahman Nedaei (l.) und Zahir Dehnadi (beide 31), Gründer und Geschäftsführer von Navabi

„Startup-Helden“ von Navabi im Interview

Bahman Nedaei kreierte für die Website des Modeladens La Donna seiner Tante Maryam Navabi, navabi.tv, Produktvideos, bevor er sich 2009 dazu entschloss, gemeinsam mit Zahir Dehnadi den Onlineshop zu übernehmen und die Navabi GmbH zu gründen. La Donna gibt es nicht mehr, Navabi ist dafür heute ein gut laufender Onlineshop für Premium-Damenmode in großen Größen. Das Aachener Unternehmen wurde Ende 2013 von Investoren mit zehn Millionen Euro für die internationale Expansion ausgestattet und beschäftigt mittlerweile über 180 Mitarbeiter.

In der Reihe „Start-up-Helden“ sprechen Nedaei und Dehnadi über die Offline-Anfänge und Size-Zero-Wahnsinn.

Navabi startete 1999 als Mode-Boutique La Donna in Aachen. Wie gestaltete sich der Wechsel zu Online?

Im April 2009 ist Navabi von La Donna inspiriert, jedoch komplett unterschiedlich positioniert, online gegangen. Fokus war damals auch hochwertige Damenmode. La Donna führte bereits Mode ab Größe 42, war aber nicht darauf spezialisiert. Erst durch zahlreiche Unterhaltungen mit Experten und Kundinnen und durch eine sehr ausführliche globale Marktanalyse sind wir auf den Premium-Fashion-Markt ab Größe 42 gestoßen – mit dem Potenzial, als reiner Onlineshop zu starten.

Anfangs zeichnete sich der Onlineshop durch Videos zu jedem Produkt aus. Wurden diese von den Kundinnen nicht gut angenommen?

Im Gegenteil. Das Konzept war sehr sehr erfolgreich und noch heute kriegen wir täglich E-Mails, dass unsere Kundinnen die Videos vermissen. Damals waren wir aber anders positioniert und die Videos haben besser zu unserer Strategie gepasst. Wir haben in den vergangenen Wochen sehr viel mit Videos experimentiert und getestet und wir kennen den inkrementellen Wert von Videos sehr gut. 2015 wollen wir ein neues Video-Konzept vorstellen.

Ihr liefert bereits in mehrere Länder. Macht ihr trotzdem noch alles von Deutschland aus?

Genau, unser Headquarter befindet sich in Deutschland. Wissen und Human Capital ist in unserem Markt eine große Eintrittsbarriere. Niemand weltweit kennt die Fashion-Bedürfnisse von Frauen ab einer Größe 42 besser als Navabi. Für uns lohnt es sich, Wissen zu akkumulieren und geografische Nähe hilft uns dabei sehr. Wir haben aber seit Anfang 2014 auch ein Büro in London. London ist die Fashion-Hauptstadt, und die Talente im Fashion- und E-Commerce-Bereich helfen uns, ein Top-internationales Team aufzubauen.

Herrscht in den einzelnen europäischen Ländern ein unterschiedliches Schönheitsideal in Bezug auf Körperfülle?

Innerhalb Europas ist der Unterschied nicht so extrem. Unser Schönheitsideal ist sehr stark von Hollywood und CK und Co geprägt. Weltweit gibt es aber schon sehr starke Unterschiede. Oft gibt es eine starke Korrelation zwischen GDP und Schönheitsideal. Aber genau in diesen Ländern, wo Size 0 idealisiert wird, gibt es eine starke Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage. Schönheitsideal ist ungleich Realität. Einfach gesagt: Je reicher wir sind, desto dünner wollen wir uns fühlen, aber desto fülliger sind wir. Lustig ist es auch, dass Männer kurvige Frauen doch sehr attraktiv finden, die Modeindustrie aber weiterhin für Size 0 wirbt.

Welche Tipps gebt ihr Gründern nach euren eigenen Erfahrungen mit auf den Weg?

Die meistern scheitern, weil sie nicht das richtige Team haben oder weil sie ein einigermaßen funktionierendes Team haben, das aber nicht weiß, wie und woran es arbeiten muss. Es ist sehr wichtig zu verstehen, was für eine Organisation man mit welcher Art von Kultur aufbauen will. Man rekrutiert oft einfach jemanden, der „nett“ und ein „high potential“ oder A-Player ist. Genau das sollte man nicht machen! Echte Manager rekrutiert man übrigens nicht, sondern bildet sie selbst aus. Es gibt viele BWL- und Management-Absolventen, auch viele mit sehr guten Referenzen von Top-Unternehmen. Kaum jemand weiß aber, was die Aufgaben eines Managers wirklich sind. Als Gründer ist es wichtig, eure eigene Management-Philosophie und darauf basierend ein System aufzubauen.

Bild: Navabi