Kapitalmärkte und Gründerszene

Die Kapitalmärkte finden in der deutschen Gründerszene oft wenig Beachtung, dabei beeinflussen die Ereignisse auf den Finanzmärkten die Startupszene in einem nicht unwesentlichen Ausmaß. Die Fragen, ob viel oder wenig Geld im Markt zur Verfügung steht und wie viel Rendite Staatsanleihen abwerfen, wirken sich maßgeblich auf die Entscheidungen von Investoren aus – auch bei der Finanzierung von Wachstumsunternehmen.

Bereits das zweite Quartal 2013 war von einer Politik des billigen Geldes geprägt. So hatte die US-Notenbank Fed nicht nur einen Leitzins von nahe Null festgelegt, sondern hielt auch an ihrem Anleihekaufprogramm „Quantitative Easing III“ (QE3) fest. Dabei kauft die Fed jeden Monat Anleihen in Höhe von 85 Milliarden US-Dollar, nimmt den Banken somit Risiken ab und stellt damit gleichzeitig Liquidität zur Verfügung. Das Ziel ist, den Markt mit günstigen Krediten zu versorgen und so das Investitionsvolumen anzukurbeln. Gleichzeitig kann ein Zufluss an Liquidität aber auch zu Inflation führen, sobald das Geld in der Realwirtschaft ankommt.

Aktienmärkte mit neuen Höchstständen

QE3 läuft bereits seit September 2012 und die amerikanische Wirtschaft verspürt langsam Aufwind. Folglich gingen die meisten Analysten zunächst davon aus, dass die Fed Mitte September eine Reduzierung von QE3 ankündigen würde. Entgegen aller Erwartungen verkündete Ben Bernanke jedoch, dass die Fed weiterhin Staatsanleihen im vollen Umfang des 85 Milliarden US-Dollar starken Programmes kaufen werde.

Den Aktienmärkten bescherte dies neue Höchststände. Während der Dow Jones nach einem Rekordhoch am 2. August starke Verluste hinnehmen musste, stieg der Kurs im September wieder an und erreichte, genau wie der Dax, am Tag von Ben Bernankes Ankündigung ein neues Allzeithoch.

Einfluss auf die M&A-Aktivität

Der niedrige Leitzins sorgt nicht nur für einen Aufschwung an den Kapitalmärkten, sondern beeinflusst auch die strategische Planung von Unternehmen. Die niedrige Rendite auf sichere Anlageprodukte wie Staatsanleihen der AAA-Länder sowie der zuletzt volatile Kurs des Krisenmetalls Gold sorgen dafür, dass sich Unternehmen nach alternativen Investitionsmöglichkeiten umschauen. Dabei rücken auch verstärkt Firmenübernahmen und Fusionen in den Fokus der Unternehmen. Mit einem erfolgreichen Unternehmenskauf lassen sich unter anderem durch Synergieeffekte Renditen erzielen, die weit über dem derzeitigen Marktdurchschnitt liegen.

Microsoft übernimmt Nokia, O2 plant E-Plus-Übernahme

Schon im zweiten Quartal 2013 hatte die kapitalintensive Übernahme von Tumblr durch Yahoo für Aufsehen im Technologiesektor gesorgt. Im dritten Quartal hingegen beschäftigten zwei Übernahmemeldungen aus dem Smartphone- und Mobilfunkmarkt weltweit die Investoren.

Im Smartphone-Markt kündigte Microsoft die Akquisition des einstigen Weltmarktführers Nokia an, der zuletzt immer deutlicher den Anschluss zu Innovationsführern wie Apple oder Samsung verloren hat. Microsoft wird für etwa 5,44 Milliarden Euro sowohl Nokias Handygeschäft als auch alle dazugehörigen Patentlizenzen aufkaufen. Somit wird das finnische Unternehmen das 0,35-fache des jährlichen Umsatzes erhalten. Dies verdeutlicht einmal mehr die niedrige Bewertung von abgeschlagenen Technologie-Unternehmen. Gleichzeitig liegt Microsofts Bewertung von Nokia aber immer noch höher als von den Analysten erwartet. Der Kurs der Microsoft-Aktie fiel nach der Ankündigung um 4,5 Prozent, während der Wert der Nokia-Aktie sich im September um über 65 Prozent steigern konnte.

Im Mobilfunkmarkt fehlt für die geplante Akquisition von E-Plus durch die O2-Mutter Telefónica Deutschland nur noch die Erlaubnis der Kartellbehörden. Das fusionierte Unternehmen würde mit 43 Millionen Kunden als deutscher Marktführer aus der Transaktion hervorgehen und somit an T-Mobile und Vodafone vorbeiziehen. Durch den 8,1 Milliarden Euro teuren Kauf von E-Plus erhofft sich O2 über die nächsten Jahre Kostenersparnisse von bis zu 5,5 Milliarden Euro im Vertrieb, Kundenservice und in den Netzen.

Private Equity und neue Investoren

Der niedrige Leitzins wirkt sich auch im Private-Equity-Sektor aus. So haben Private Equity Fonds seit Jahresbeginn laut Preqin 311 Milliarden US-Dollar von Investoren erhalten. Das ist ein Anstieg von 20 Prozent verglichen mit der Vorjahresperiode, in der Fonds mit einem Volumen von 259 Milliarden US-Dollar geschlossen werden konnten. Die Anzahl der Fonds, denen das Kapital zufließt, verringerte sich hingegen, was die Tatsache bestätigt, dass viele Investoren große Fonds und etablierte Fondsmanager bevorzugen.

Bei den Buyout-Deals mit Private-Equity-Beteiligung ist ein ähnlicher Trend zu beobachten. So stieg der Wert aller seit Jahresbeginn angekündigten Deals im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 19 Prozent. Die gestiegenen Fundraising- und M&A-Aktivitäten sind gute Zeichen für Wachstumsunternehmen, die auf der Suche nach einer Finanzierung sind oder ihr Unternehmen komplett verkaufen wollen.

Auch die Anzahl der neu am Markt für Technologie-Unternehmen auftretenden Investoren hat sich im aktuellen Umfeld erhöht. Durch die Liquidität im Markt und den Mangel an rentablen Anlagen werden vor allem im Bereich der alternativen Assets gute Investitionsmöglichkeiten gesucht. Dank der Reife des Marktes, des verringerten Risikos und der weiterhin guten Wachstumsmöglichkeiten haben sowohl die Unternehmen – durch Direktinvestitionen und ihre Inkubator-Programme – als auch private Investoren beziehungsweise Family Offices ihre Investitionstätigkeit signifikant erhöht. Highlight ist die derzeitige Diskussion über ein neues Börsensegment für digitale Unternehmen, welches der gestiegenen Nachfrage ein Angebot gegenüberstellen soll. Über dessen Sinnhaftigkeit lässt sich trefflich diskutieren, aber Fakt ist, dass junge Unternehmen mit guten Kenntnissen der Finanzmärkte von den aktuellen Kapitalmarktbedingungen und Bewertungen nachhaltig profitieren können.

Parklane Capital Market Insight

Parklane Capital Market Insight bietet einen Überblick über die Entwicklung des Kapitalmarktes und schaut sich ausgewählte M&A- und Corporate-Finance-Aktivitäten im Technologie-Sektor an. Dazu beleuchtet der Newsletter die Sektoren E-Commerce, Online Marketing, Gaming und datengetriebene Technologien und listet neben den interessantesten Deals die Entwicklung und Bewertung der größten börsennotierten Unternehmen in diesem Bereich auf.

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