Das Gründerteam von Service Partner One: Nadine Capoen, Sven Hock und Jonas Blauth (von links)
Das Gründerteam von Service Partner One: Nadine Capoen, Sven Hock und Jonas Blauth (von links)

Es war eines der prominenten Startups der vergangenen Jahre: Service Partner One. Erst im vergangenen Sommer investierten bekannte Geldgeber wie das schwedische Private-Equity-Unternehmen EQT und der Risikokapitalgeber Earlybird insgesamt zehn Millionen US-Dollar in das Berliner Unternehmen. Etwa zwölf Monate später ist das Startup jetzt ein anderes: Das Führungsteam ist neu, die meisten Mitarbeiter mussten gehen und der Fokus hat sich verändert.

Auch das bisherige Gesicht des Unternehmens – Sven Hock – hat Service Partner One verlassen, wie Deutsche Startups berichtet. Das Unternehmen bestätigte die Personalie. An seine Stelle tritt Philipp Andernach als Geschäftsführer, der als COO vom Umzugsstartup Move24 kam.

Andernach ist dabei, die Firma stark umzubauen. Bislang setzte das Startup auf einen Rundum-Service für Büros, von der Reinigung über die Lieferung von Taschentüchern bis hin zum Obstkorb. Selbst Weihnachtsbäume hätten Kunden bei ihnen bestellt – ein kleinteiliges Geschäft, das sich nicht immer gelohnt habe, sagt der neue CEO. „Die Margen bei den Waren waren klein, es gab wenig Automatisierung und das Produkt war noch nicht reif.“

Schrumpfkur: Von 100 auf 30 Mitarbeiter

Andernach
Der neue CEO Andernach

Seit einiger Zeit konzentriert sich das Unternehmen deswegen auf Serviceangebote wie Reinigung, Wartung und Reparatur. „Wir mussten die Kosten in den Griff bekommen“, sagt Andernach. Seitdem stehe nicht mehr nur das Büro eines Unternehmens im Mittelpunkt, sondern ganze Gebäude – auch Schulen und öffentliche Einrichtungen würden nun zu den Kunden von Service Partner One gehören.

Diese neue Ausrichtung machte sich im Unternehmen bemerkbar. „Wir mussten einigen Kunden kündigen und diese an Zulieferer direkt übergeben, da ihre Warenbestellungen nicht zu unserem Portfolio gepasst haben“, sagt Andernach.

Auch hat sich das Startup von zahlreichen Mitarbeitern getrennt. Gründerszene berichtete bereits Anfang des Jahres von Entlassungen. Wie sich jetzt zeigt, mussten seitdem immer mehr Angestellte gehen. „Wir sind nicht mehr die 100-Mann-Company, sondern fokussieren uns auf das Produkt“, so Andernach. Mittlerweile würden nur noch etwa 30 Leute für das Unternehmen arbeiten. Er findet. „Ein Startup sollte sich nie über die Mitarbeiterzahl definieren.“

Plante Service Partner One einen schnellen Verkauf?

Mit dem aktuellen Abgang von Sven Hock sind nun alle Gründer aus dem Unternehmen ausgeschieden. Hock hatte Service Partner One gemeinsam mit Jonas Blauth, dem Rheingau-Founders-Gründer Tobias Johann und Nadine Capoen gegründet. Weiter hat sich das Management um Andernach stark verändert: Der ehemalige Rocket-Manager Hanspeter Wehle kümmert sich jetzt beispielsweise um die Finanzen.

Doch warum gab es den radikalen Umbruch? Haben Investoren Druck ausgeübt und einen Führungswechsel verlangt? Andernach verneint das. „Sven hat nach diesem Wandel gesagt, er sehe sich nicht mehr in dem Unternehmen.“ Hock selbst war für Gründerszene am Mittwochmorgen nicht zu erreichen. Zu Deutsche Startups sagte er, er wolle ein neues B2B-Startup aufbauen. 

Wie das Startup nach der Umstrukturierung finanziell dasteht, ist unklar. So gab es Hinweise für den Versuch, die Firma schnell zu verkaufen. Die Gerüchte zu einem Notverkauf will Andernach allerdings nicht kommentieren. Nur: „Wir haben keinen Druck neues Geld aufzunehmen.“ Nach der Neuausrichtung würde Service Partner One relativ wenig Geld verbrennen.

Genaue Umsatzzahlen will das Unternehmen nicht nennen. Der neue CEO erklärt lediglich: „Nach der Korrektur gab es Umsatzverluste, allerdings entwickeln sich die Unit Economics positiv.“ Das ist eine Kennzahl, die zeigt, wie viel das Unternehmen pro Dienstleistung verdient. Weiterhin würden insgesamt 2.000 Unternehmen Angebote von Service Partner One nutzen. In den Niederlanden und London hat das Startup den Vertrieb laut Andernach heruntergefahren, aber trotzdem noch einige Kunden.

Bild: Service Partner One