Nico Lumma

Nico Lumma ist „das Gesicht des Nugg.ad-Inkubators“

In der deutschen Startup-Szene ist Nico Lumma hinreichend bekannt, nicht zuletzt als Social-Media-Fachmann und Internet-Kopf der ersten Stunde. Zuletzt war er als COO und Vorstand bei Digital Pioneers, davor als Director Social Media bei Scholz & Friends. Mitglied im Gesprächskreis Netzpolitik des SPD-Parteivorstandes, Mitgründer und Co-Vorsitzender des Vereins D64 – Zentrum für digitalen Fortschritt, ständiger Sachverständiger der Enquete Kommission „Verantwortung in der medialen Welt“ am Landtag Rheinland-Pfalz 2009/2010 – die Liste seiner bisherigen Engagements ist lang. Fortan kümmert er sich um den Inkubator des „Behavioral Targeting“-Anbieters Nugg.ad (www.nugg.ad).

Auch an praktischer Gründungserfahrung mangelt es dem in Hamburg lebenden Lumma nicht. Etwa war er bei Digital Pioneers unter anderem für die Startups Stuffle, Arzttermine.de und Roombeats verantwortlich. Alle drei erhielten Folgefinanzierungen. Das von der Deutsche-Post-Tochter Nugg.ad im Oktober 2012 gelaunchte Inkubatoren-Programm unterscheidet sich in manchen Aspekten von anderen seiner Art: Mit seinem speziellen Fokus auf den Data-Bereich will man speziell technische Startups fördern, die mit der Unternehmens-Infrastruktur zusammenpassen.

Gründerszene sprach mit Lumma über seinen neuen Job, was er beim Inkubator machen will und darüber, welche Qualitäten er bei Gründern sucht.

Wie kam es dazu, dass Du nun „das neue Gesicht“ von Nugg.ad bist? Was hat Dich bewegt, dorthin zu gehen?

Ich bin das neue Gesicht des Nugg.ad-Inkubatoren-Programms und kümmere mich darum, den Inkubator weiter auszubauen und für neue Anforderungen zu wappnen. Ich kenne das Unternehmen schon sehr lange und fand sein Geschäftsmodell immer interessant, daher freue ich mich sehr, dass wir jetzt zusammengekommen sind.

Und wieso hast Du Digital Pioneers überhaupt verlassen?

Digital Pioneers will sich auf das bestehende Portfolio konzentrieren, das war für mich nicht mehr reizvoll.

Was genau macht Nugg.ad im Allgemeinen – und welche Ziele hat das Inkubatoren-Programm im Speziellen?

Im Allgemeinen macht Nugg.ad Predictive Behavioural Targeting. Vermarkter, Media-Agenturen, Advertiser und Technologie-Partner nutzen das Angebot für die zielgruppengenaue Auslieferung von Onlinewerbung und effektive Branding-Kampagnen. Im Speziellen geht es mit dem Inkubatoren-Programm darum, dass junge Firmen identifiziert werden, die das Ökosystem ergänzen können. Über die API ist es den Firmen möglich, ihre Daten anzureichern. Zudem können Startups von der Unterstützung des Inkubators profitieren, Coachings erhalten und die Nugg.ad-Infrastruktur nutzen.

Mal kurz und knapp für Laien: Nenn doch bitte ein paar Geschäftsideen, die zu Nugg.ad passen würden.

Nimm doch beispielsweise Thin.gs, die bereits in das Inkubatoren-Programm aufgenommen wurden. Dort geht es um den sogenannten Material Graph, und dabei stellt das Nugg.ad-Ökosystem einen strategischen Vorteil dar.

Kannst Du das noch etwas genauer erklären?

Der „Material Graph“ dokumentiert die Beziehungen zwischen Menschen und Dingen, Dingen, die diese Menschen besitzen, besitzen wollen, wertschätzen, konsumieren etc. Das sieht sehr ähnlich aus, wie der Social Graph in Facebook. Um diese Daten zusammen zu tragen bzw. die Anwender dazu zu bringen, uns ihre Vorlieben und Gewohnheiten zu nennen, müssen wir ihnen natürlich etwas zurückgeben. Und das tut thin.gs nach ähnlichen Mechanismen wie es Instagram mit Hilfe von Bildern tun.

Was ist ganz konkret Deine Aufgabe bei Nugg.ad?

Ich kümmere mich um den Inkubator, bin also Ansprechpartner für Gründer, die mit uns zusammenarbeiten wollen, aber auch für die Kollegen aus dem Unternehmen, die inhaltlich bei den verschiedensten Aspekten des Inkubators involviert sind.

Welche Akzente willst Du persönlich setzen? Was ist Dir wichtig?

Ich gehe davon aus, dass die künftigen Entwicklungen im Bereich Mobile und Tablet für neue Nutzungsszenarien sorgen werden, die für Nugg.ad einen immer relevanteren Bereich darstellen dürften.

Sicherlich suchst Du nach bestimmten Qualitäten von Gründern/Startups. Welche sind das?

An der richtigen Stelle zu lachen. Das ist schon mal sehr wichtig. Außerdem müssen die Gründerinnen und Gründer das Feuer im Bauch verspüren, um ihr Startup voranpushen zu können.

Oftmals hat man als Betrachter das Gefühl, dass Geschäftskonzepte entweder fernab von der Realität auf dem Papier entstanden sind. Oder sie stellen eine charmante technische Lösung dar, aber der Markt lässt sich nicht erkennen. Wie will Nugg.ad hier besser „aussieben“?

Wir wählen die eher pragmatische Herangehensweise, dass wir uns fragen, inwiefern eine Data-Geschäftsidee zum Ökosystem von Nugg.ad passt. Sobald wir feststellen, dass ein Daten-getriebenes Geschäftsmodell für uns sinnvoll ist, beschäftigen wir uns eingehend mit der Fragestellung, ob für Nutzer ein Markt entstehen kann.

Bild: Nico Lumma