Sie lassen ihre Blicke über die Themse schweifen, sitzen bei Becks in Sichtweite der London Bridge, gehen dann wieder in die Old Billingsgate im Zentrum der englischen Hauptstadt und reden: deutsch – zumindest meistens. Die NOAH-Konferenz (www.noah-conference.com) zog vor allem eines an: deutsche Gründer und deutsche Investoren. Doch mit Google, Groupon (www.groupon.com) und eHarmony (www.eharmony.com) bot die NOAH auch internationale Gäste auf und machte deutlich: Längst schon denken Deutsche nicht mehr nur an Deutschland, sondern weit über die Landesgrenzen hinweg, wenn es um Startup-Gründungen geht. Man vernetzt sich und denkt auch bei der Gründung schon an ausländische Märkte. Immer präsent die Frage: Wie holen Deutschland und Europa im Vergleich zu den USA und auch China auf? Am 9. und 10. November fand sie zum dritten Mal statt, die NOAH-Konferenz in London – sie schafft den Sprung in die Konferenz-Elite und brachte alle zum Networken. Eine kleine Event-Review.

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NOAH-Konferenz schafft Sprung in die Konferenz-Elite

Konferenzen, Konferenzen, Konferenzen. Nicht viele schaffen es so wichtig zu werden, dass die richtigen Menschen kommen, und mit ihnen fällt bekanntlich der Erfolg einer Konferenz. Als Nebenprojekt der NOAH Advisors gestartet, ist die NOAH-Konferenz jedoch innerhalb von nur drei Jahren zu einem Pflichttermin für die europäische Gründerszene geworden. Vor allem für die deutsche.

2009 gründete der ehemalige Investmentbanker von Lehman Brothers, Marco Rodzynek, seine eigene Firma NOAH Advisors. Mit dem Ziel, „europäische Internet-Erfolgsgeschichten zu präsentieren und gleichzeitig aktuelle Trends zu diskutieren“, wurde noch im selben Jahr die NOAH-Konferenz ins Leben gerufen. Als Head of European Internet Investment Banking bei Lehman Brothers und Nomura hat Rodzynek über 14 Jahre Erfahrung im Internet-Sektor in Europa gesammelt. Seit Anfang 1998 war er an über 30 M&A-Transaktionen beteiligt. Auf der Konferenz erzählt er, wie er damals, als er mit dem Umzugs-Karton das Lehman-Brothers-Gebäude verließ, überlegte, was jetzt kommt. Die NOAH Advisors und die NOAH-Konferenz waren das Ergebnis.

NOAH: Kontaktmittel und Diskussionsplattform

„Banker haben den Ruf, selten was Gutes zu tun, das wollten wir ändern. NOAH Advisors hat zahlreiche wertvolle Kontakte aus verschiedenen Bereichen rund um das Internet. Diese alle einmal im Jahr in einen Raum zu bringen, schien eine gute Idee, und der Erfolg der Konferenz zeigt, dass das Interesse von unserem Netzwerk geteilt wird. Mittlerweile ist die Konferenz für uns viel mehr. Sie ist Kontaktmittel und Diskussionsplattform gleichermaßen“, sagt Rodzynek. Recht hat er. Schnell waren auf der diesjährigen Konferenz die fehlenden Informationsdesks, die  zu kleinen Lunchportionen und fehlenden Steckdosen Nebensache. So tummelten sich die Massen auch bei der NOAH für gewöhnlich nicht im Diskussions-Saal, sondern immer öfter vor den Kaffee- und O-Saft-Bars. Die Cocktail-Gläser am Abend machten die NOAH fast ein bisschen zur Cocktail-Party. Eine Party mit über 1.700 Gästen und 100 Speakern. Zwei Tage voller Kontakte.

Erstmals ging das Event über zwei Tage und arbeitete mit einem Mix aus Panel-Diskussionen, Vorträgen und Unternehmenspräsentationen. Am Eingang der Konferenzräume gab es Messestände von B2B-Providern, die das beeindruckende Gesamtbild etwas störten, aber zusätzlich Raum für Networking schufen. Denn Networking war das bestimmende Thema, sodass selbst der Presseraum relativ schnell einem Networking-Eldorado glich.

Startups: „Berlin macht einen guten Job“

Das vorläufige Ergebnis in den Gesprächen am Rande und in vielen Panels: Noch immer steckt die europäische Internet-Startup-Szene in ihren Kinderschuhen. Immer noch schauen europäische Startups über den großen Teich. In die USA. Da wo die Googles, Facebooks und Apples erfunden wurden, muss es etwas geben, das es in Europa nicht gibt.

Was das sein könnte, machte Klaus Hommels von Lakestar (www.lakestar.com) in seiner Keynote deutlich und er zeigte sich überzeugt: Was noch nicht ist, kann werden. Was wir brauchen, sei vor allem ein klares Identifikations-Zentrum und eine breite Finanzierungslandschaft. Einen guten Job mache diesbezüglich vor allem Berlin, die deutsche Hauptstadt überzeuge mit geringen Miet- und Gehaltskosten, motivierten Gründern und internationalen Talenten. Vor allem zwischen IT- und Business-Köpfen müsse man in Deutschland jedoch noch Verbindungen schaffen.

Die Berliner unter den Besuchern waren sich einig: Berlin ist die Startup-Hauptstadt Europas. Im Gespräch mit dem Technology Editor des Wall Street Journals Ben Rooney, der in London arbeitet und die Seite Tech Europe zum Leben bringt, stellt sich heraus: Der Kampf um das Silicon Valley von Europa fällt für Leute außerhalb Deutschlands noch nicht ganz so klar aus. London und Dublin seien für ihn ebenso im Rennen wie Berlin. Und auf der Founders-Konferenz in Dublin geht es dann wohl auch nicht ganz so deutsch zu.

Deutsche Startup-Szene eroberte London

Die Besetzung der Panels bestätigte gefühlt Deutschlands Entwicklung als europäischen Vorreiter: Gaming mit Heiko Hubertz von Bigpoint (www.bigpoint.net), Kai Bolik von GameDuell (www.gameduell.de) sowie dem Head of Operations vom Berliner Startup Wooga (www.wooga.com). Die App-Session unter anderem mit dem Smeet (de.smeet.com)-Gründer und CEO Sebastian Funkte und dem CEO von Jimdo (de.jimdo.com) Matthias Henze. Und auch 9flats (www.9flats.com), Xing (www.xing.com) und Delivery Hero durften nicht fehlen. Die internationale Veranstaltung schien fast schon ein Heimspiel. Im Mittelpunkt standen jedoch nicht zuletzt vor allem die deutschen Startups, die international Erfolg haben. Doch immer wieder gab es auch fremde Stimmen. Aus Israel, den USA und Spanien und auch die großen internationalen Namen wie Google, Groupon und Foursquare (foursquare.com) fehlen nicht.

Aufeinander trafen: Startups, etablierte Internet-Unternehmen, Medienkonzerne, Investoren, aber auch Besucher aus dem stationären Handel. Die NOAH legte keinen besonderen Fokus und so gab es reichlich Gelegenheiten, über alles zu reden – von Gaming, über Online-Reisen und alte Medien, bis hin zu Apps und Internationalisierung. Auf der Party gab es Becks und eine Berliner Band, aber vor allem eines: Einen fantastischen Blick über die Themse, den man in Deutschland nicht ergattern kann.

Die NOAH ist sicher auch im kommenden Jahr ein guter Grund, Deutschland zu verlassen. Das Datum steht schon fest. Die NOAH 2012 findet vom 6. bis 7. November statt.

Bilder: Nora-Vanessa Wohlert / Instagram

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