offline insolvent 2013 startups
Einigen Startups wurde 2013 bereits der Stecker gezogen.

Scheitern kann auch nützen

Neben all den schönen Finanzierungsrunden und – schlagzeilenträchtigen wie notgedrungenen – Exits, sind auch Offlinegänge, Insolvenzen und Co. ein wichtiger Teil der Gründer- und Startup-Szene. Scheitern gehört einfach dazu. Dass Misserfolge hierzulande eher Schmach über die Betroffenen bringen, ist ein unschöner Charakterzug. Und mit welchem Blick man nun in die USA sehen mag, die dortige Kultur der zweiten Chance ist beispielhaft auch und gerade für die deutsche Mentalität. Und das nicht nur, weil es neben einem Gewinner auch einen Verlierer geben muss, sondern, weil man aus Fehlern bekanntlich lernen kann.

Vielzitiert zu diesem Thema ist das Beispiel von Berlins Vorzeigestartup ResearchGate, in dessen Netzwerk sich Forscher unter anderem ganz gezielt über Fehler austauschen sollen um bei ähnlichen Projekten enorme Zeitersparnisse zu genießen. International habe man trotz spürbarer Zurückhaltung dahingehend bereits erste Erfolge verzeichnet. Bis (oder ob) so etwas in der deutschen Startup-Szene funktioniert, geht sicherlich noch etwas Zeit ins Land. Gerade deshalb aber lohnt sich eine Beschäftigung mit dem Thema. Hier im Artikel nun einige Fälle der letzten sechs Monate.

Offlinegänge und Insolvenzen im ersten Halbjahr

In den ersten sechs Monaten dieses Jahres sind einige Gründungen der letzten Jahre von uns gegangen.

SchülerVZ endgültig tot

Sicherlich der promimenteste Offlinegang dieses Jahres:  Zum 30. April wurde das Portal SchülerVZ eingestellt. Zuletzt zählte das Netzwerk von Betreiber Poolworks nur noch 200.000 Mitglieder. Neben der Verkündung der Einstellung , verweist der Betreiber auf den Neuling BilderVZ.

WindoWin insolvent, Wynsh offline

Die WindoWin GmbH hinter dem Produkt Wynsh musste im Februar dieses Jahres Insolvenz anmelden. “Der Verkauf des Unternehmens an einen Investor ist gescheitert“, so der Insolvenzverwalter. Wynshs Ziel war es, im stationären Handel Vergünstigungen auf Stücke zu gewähren.

Yield Optimizer RevenueMax ist insolvent

2010 gestartet, 2013 insolvent. Der Yield Optimizer RevenueMax steht vor dem Aus und stellte im Mai dieses Jahres einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens. RevenueMax wurde in Hamburg gegründet, um die Werbeumsätze von Webseiten zu maximieren.

Aus für Online-Marketer The Reach Group

Im Juni erwischte es den nächsten Hamburger Online-Marketing-Anbieter. Nach dem gescheiterten Verkauf der hauseigenen Agentur musste das Jungunternehmen The Reach Group den Schritt zum Insolvenzverwalter gehen. Wenige Monate zuvor verließ Gründungsgeschäftsführer Christoph Burseg das Unternehmen.

Secure.me kurz vor Übernahme, dann insolvent

Bis zuletzt hatten die Secure.me-Gründer versucht, ihr Unternehmen an „internationale Security-Anbieter“ zu verkaufen – doch die Verhandlungen kamen nicht zum Abschluss. Den Weg in die Insolvenz habe Secure.me im März dieses Jahres gewählt, „um Liquiditätsprobleme erst gar nicht entstehen zu lassen.“

DuMont Digitale Redaktion insolvent

Eigentlich sollte die Redaktion der Online-Ausgabe der Frankfurter Rundschau nach der Übernahme durch die F.A.Z. nach Berlin verlegt und die Arbeitsplätze gerettet werden. Im April dieses Jahr wurden diese Dienste nun doch nicht mehr benötigt und der Schritt der Insolvenz wurde „unvermeidlich“.

Founders Links Givanto insolvent

Keine zehn Monate nach Gründung musste die von Founders Link ins Leben gerufene Mitarbeitervorteile-Plattform Givanto im März dieses Jahres Insolvenz anmelden. Das Jungunternehmen hatte es zum Ziel, Mitarbeitern eines Unternehmens Vergünstigungen bei bestimmten Händlern zu vermitteln.

Betahaus Köln und Hamburg am Boden

Das Betahaus traf es in diesem Jahr bisher gleich zwei mal. In Köln hat das Betahaus bereits geschlossen, in Hamburg wurde im Juni dieses Jahres Insolvenz angemeldet. Das Betahaus Berlin hingegen läuft “unverändert gut”, wie Teammitglied Maximilian von der Ahé mitteilte. Fehlte die kritische Masse?

Aus für Hanse Ventures‘ Gigalocal und Finest Spots

Doppelpack auch bei Hanse Ventures. Der Inkubator musste das Aus der beiden Produkte Gigalocal und Finest Spots verkünden. Die Zahlen der beiden Smartphone-Apps waren nicht zufriedenstellend. Der Online-Marktplatz der Hamburger, Gigalo, konnte immerhin noch verkauft werden.

Bilder-Marktplatz Pictorama offline

Auch der Bilder-Marktplatz Pictorama schloss im Februar dieses Jahres seine Pforten. Die Gründe für das Aus legte das Startup seinen Nutzern offen dar: „Unfortunately not as many clients as we expected bought our pictures.This forces us to shut down Pictorama due to insufficient funds“.

Team Europe gibt ChicChickClub auf

Schwieriger Name und schwieriger Markt. Nachdem der Schuh-Shop ChicChickClub bereits in den Monaten zuvor mit Problemen zu kämpfen hatte, wurde das Curated-Shopping-Startup zum März dieses Jahres aufgegeben. Der Wettbewerber JustFab übernahm die Kunden des Berliner Startups.

Cleap vor Launch offline

Ein Nachzügler gesellt sich in die Offlinegänger-Runde: Da dem Mobile-Payment-Startup Cleap die Mittel fehlten, um das Marketing- und Vertriebs-intensive Geschäftsmodell zu finanzieren, und Verhandlungen mit einem Großinvestor scheiterten, wird das Projekt im Juli dieses Jahres eingestellt.

Teilzeit gescheitert

Zwischenzeitliche Rückschläge gehören dazu. In diesen beiden Fällen wäre es dabei kaum noch zum Happy End gekommen.

Livingo erst offline, dann verkauft

Das Startup Livingo der Internetstores GmbH war wochenlang offline und wurde dann im Januar dieses Jahres an die Möbel Trend GmbH verkauft. Bereits im Oktober vergangenen Jahres verkündete Internetstores, dass man sich aus Gründen der Refokussierung von mehreren seiner Shops verabschieden wolle.

Myparfum-Rückkauf durch Gründer

Das in die Insolvenz geratene Startup MyParfum wurde von den beiden Gründern Matti und Yannis Niebelschütz Ende Juni dieses Jahres übernommen. Sie wollen MyParfum langfristig als Familienbetrieb aufbauen. Der Jungunternehmen wurde 2008 gegründet und ist auf die Herstellung individueller Parfüme spezialisiert.

Weitere Offlinegänge

Neben den vorhergenannten Startups machten auch weitere mit Offline-Meldungen von sich Reden – dazu gehören Cardagram, BuddyBeers, Clevertake, Fashionlend, Handelsdeal, Kuponjo, LikeyBy, Pictorama, Wooby und Zitra.

Bild: Flickr/QuinnDombrowski