Das Hoots-Gründerteam Sandra Hermsdorf, Henry Kutz, Matthias Lange und Frank Hermsorf vor dem Opel Commodora (von links)

Das eigene Auto wird überflüssig, es geht einzig und allein darum, von einem Ort zum anderen zu kommen. So tickt die junge Generation heute, lautet die allgemeine Auffassung.

Nicht so Frank Hermsdorf. Er liebt Autos, besonders, wenn sie in die Jahre gekommen sind. Seit 17 Jahren schraubt er in seiner Freizeit an Oldtimern herum. Sein erstes Stück: ein Opel Commodore, Baujahr 1967. Bei schönem Wetter steigt er gerne ein, um ein paar Runden zu drehen. Er hegt und pflegt seinen Klassiker, wie er die alten Fahrzeuge liebevoll nennt.

„Dabei gibt es jedoch eine Schwierigkeit“, sagt Hermsdorf im Gespräch mit NGIN Mobility. Nicht nur äußerlich soll das Auto tadellos sein, sondern auch im Inneren. Das ist allerdings gar nicht so einfach, denn Motor und Getriebe lassen sich nicht so leicht einsehen. Und anders als moderne Fahrzeuge heute sind die alten Blechkarren nur mit wenig Technik ausgestattet, manchmal nur mit einem Tacho.  

Das will Hermsdorf ändern – und Oldtimer technisch auf den Stand von heutigen Autos bringen. Gelingen soll das mit Hilfe von Sensoren. Die sollen beispielsweise messen, wie hoch der Reifendruck ist und wie viel Öl noch im Motor ist. Die Daten werden über ein Kabel an eine Box aus Magnesium gesendet und darin ausgewertet, erklärt der Maschinenbauer, der an der TU Dresden studiert hat. Die Autobesitzer können sich die Werte in einer App anzeigen lassen, darüber haben sie alle Daten im Blick. Werden Grenzwerte überschritten, sendet das System automatisch eine Warnung aufs Smartphone des Autobesitzers. Die sollen sich durch das System sicherer fühlen und Zeit und Kosten sparen, weil sie drohende Schäden an ihrem Fahrzeug besser voraussehen können, verspricht das Startup.

Auch ein Alarm gegen Diebstahl lässt sich freischalten. Wird das Fahrzeug bewegt, bekommt der Besitzer eine Nachricht aufs Handy. Möglich macht das ein GPS-System.

Oldtimer sind ein Nischenmarkt

Gemeinsam mit seinem Freunden Henry Kutz und Matthias Lange sowie seiner Schwester Sandra will Hermsdorf aus dieser Idee ein Geschäft machen. Im Juni haben die vier Dresdener ein Startup gegründet: Hoots Classic. Noch ist ihr „Gesundheitscheck für Oldtimer“ nicht auf dem Markt, die erste Kleinserie ist für das Frühjahr 2018 geplant. Nach Angaben des Unternehmens kostet die Standardbox voraussichtlich rund 950 Euro, weitere Funktionen können für durchschnittlich 50 Euro pro Sensor zugekauft werden.

Um die ersten Modelle zu produzieren, fehlt den Gründern allerdings bisher noch das Geld. Derzeit seien sie auf Investorensuche, damit die Produktion starten könne, heißt es. Bisher hat sich das Startup durch Stipendien finanziert. Vor rund einem Jahr bekamen die Tüftler für die Entwicklung ihres Prototypen etwa 101.000 Euro aus den Fördertöpfen des Bundeswirtschaftsministeriums, im Mai folgte ein weiteres Stipendium der Sächsischen Aufbaubank SAB in Höhe von 96.000 Euro.

Auch wenn die Gründer bereits über den deutschen Markt hinaus gucken, beispielsweise nach Europa und in die USA: Die Anzahl der potenziellen Kunden dürfte überschaubar sein. Insgesamt sind etwa eine halbe Million Oldtimer in Deutschland angemeldet.  

Die Gründer glauben trotzdem an den Erfolg. Mittlerweile legten sich viele einen Oldtimer als Wertanlage zu, ist Hermsdorf überzeugt, außerdem gebe es nach wie vor viele Technikfans, die gerne ein individuelles Auto fahren wollen, glaubt er. So wie er.

Foto: Hoots