Oliver Samwer gibt den Entertainer

Um seine Vision zu verdeutlichen, hat sich Oliver Samwer ein Spiel ausgedacht. Sein Blick streift das Publikum im WHU-Hörsaal. „Wer von euch hat eine Idee, meine Freunde?“, fragt er in die Runde. Ein paar Hände schnellen hoch. „Und wer hat ein Bankkonto oder Sparschwein?“ – schallt seine nächste Frage durch den abgedunkelten Raum. Etwas zögernd melden sich ein paar Zuschauer. Wieder streift sein Blick das Publikum, er zeigt auf sieben Personen und bittet sie auf die Bühne. Drei Gründer sollen ihre Ideen präsentieren, die anderen spielen Investoren – bei diesem Bühnen-Pitch mit Oliver Samwer.

Der Rocket-Chef, selbst WHU-Alumnus, ist mittlerweile Stammgast auf der WHU-Gründerkonferenz „IdeaLab“. Jedes Jahr hat er eine Message im Gepäck. Bei seinem vergangenen Auftritt wollte er etwa die künftige Wirtschaftselite der WHU davon abhalten, gut bezahlte Jobs in Beratungen anzunehmen – stattdessen sollten sie direkt bei einem Startup anheuern. Die großen Unternehmen seien für ihn nur „Horror-Movies“, sagte er damals. Und dieses Jahr?

Ist die Idee groß genug?

Oliver Samwer steht am Rande der Bühne, fokussiert, mit einem leichten Lächeln. „Was ist deine Idee, mein Freund?“, fragt er den ersten Gründer auf der Bühne. Der Angesprochene ist Clemens Walter, Gründer von MyCouchbox. Er erzählt von der Snackbox, die sein Startup verschickt. Er habe das Startup mit seinem eigenen Geld aufgebaut und mittlerweile sei es profitabel. „Ein bisschen das Gegenteil von dem, was Rocket Internet macht“, meint Walter. Gelächter im Saal. Samwer verzieht keine Miene.

Beim Spiel von Oliver Samwer

Er zögert seine entscheidende Frage etwas heraus. Dann: „Why is it so big?“, fragt Samwer den Gründer, der extra aus Stuttgart angereist ist, bezogen auf seine Idee. Dieser versucht etwas über das Potential des großen Süßigkeiten-Marktes zu erzählen. Ganz überzeugt hat er Samwer aber nicht.

Der Rocket-CEO will in diesem Jahr eine bestimmte Vision nach Vallendar tragen: Startet große Ideen. Er verpackt das in Geschichten. „Wie lange arbeitet der Besitzer eines Pizzaladens hier in Vallendar?“, fragt er einen Studenten auf der Bühne. Dieser antwortet: „Vielleicht zwölf Stunden“. Samwer kontert: „Das scheint kein besonders ambitionierter Pizzabäcker zu sein.“ Wieder lautes Gelächter.

Die erste Finanzierungsrunde ist nicht wichtig

Die Pointe kommt noch. „Wie viel arbeitet der Geschäftsführer von Pizza Hut?“, lautet Samwers nächste Frage. Er antwortet selbst: Wahrscheinlich die gleiche Anzahl an Stunden wie der Pizzabäcker aus der Kleinstadt. Und zieht daraus den Schluss: „Sucht euch etwas Großes, der Tag hat nur 24 Stunden.“ Nicht die erste Finanzierungsrunde sei entscheidend, sondern die Zeit danach. Von den 10-Millionen-Finanzierungsrunden gebe zu wenig in Deutschland – oder gar Runden mit 100 Millionen Euro. Solche Summen bräuchten seine Ventures, etwa Home24 oder Westwing.

Die Message ist nicht neu, doch Samwer hat sich von Tech-Größen aus Übersee abgeschaut, wie sich Geschichten erzählen lassen. Die Zuschauer – fast ausschließlich im Studentenalter – hängen an seinen Lippen. Sie alle lachen über seine Witze, klatschen zu seinen Pointen. Und Oliver Samwer genießt es, den Respekt seiner Spielgruppe.


Oliver Samwer studierte an der WHU – genauso wie viele andere erfolgreiche Gründer. Hier gibt’s eine Übersicht.

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Bild: Gründerszene