Oliver Samwer gab es auf der Noah-Konferenz nur auf dem Bildschirm zu sehen

Bloß konstant bleiben – das ist derzeit Oliver Samwers Devise. Auf keinen Fall die Investoren beunruhigen, die Ansagen wiederholen. Und deshalb gab es nicht viele Neuigkeiten, die der Rocket-Chef auf der Noah-Konferenz in London hätte verkünden können. Dort war er gestern Abend lediglich auf dem Bildschirm zu sehen. Samwer besuchte in Barcelona eine andere Konferenz, einige Noah-Gäste waren enttäuscht:

Während des Gesprächs bewegt Samwer sich kaum, er sieht müde aus. Dennoch beantwortet er alle Fragen des Publikums, das er in der halben Stunde nur ein Mal zum Lachen gebracht hat. Normalerweise unterhält der Rocket-Macher seine Zuhörer mit provokanten Sprüchen.

Im Live-Stream aber betet Oliver Samwer seine jüngsten Ziele herunter: zunächst keine weiteren großen Investments wie das in Delivery Hero mehr, sich auf das fokussieren, was man bereits geschaffen habe und – ganz wichtig – die Verluste der Rocket-Startups stetig senken. Einige Aussagen des Auftritts im Überblick:

  • Samwer glaubt, gute Firmen wie „die Ubers und Airbnbs dieser Welt“ würden weiter ausreichend Kapital erhalten, ebenso „Marktführer wie HelloFresh und Delivery Hero“. Schwierigkeiten könnten mittelgroße Firmen in Nischensegmenten bekommen.
  • Fokus Nummer Eins von Rocket Internet: Profitabilität der Startups. Wann? Das sagt Samwer nicht.
  • Von jetzt an bis Ende 2016 stünden Rocket 250 bis 300 Millionen Euro zur Verfügung, die Samwer in Seed-Investments und mittelgroße Finanzierungsrunden stecken möchte.
  • Thema Aktienkurs unter Druck: „Ich konzentriere mich nicht auf stündliche, wöchentliche oder monatliche Entwicklungen. Wir erzählen eine konsistente Geschichte. Von Jahr zu Jahr können wir für Firmen wie Home24 oder Foodora gute Ergebnisse vorweisen und sehen viel Zuversicht von den Investoren.“
  • „Das Internet ist immer noch der beste Markt für Wachstum und der, der die Wirtschaft am meisten beeinflusst.“
  • Eine Zuschauerin fragt, wie er es mit politischen Spannungen in Ländern wie Brasilien halte und ob sie seine Geschäfte beeinflussen würden. Samwer antwortet: „Wir schauen kein CNN. Unsere Services sind Brot- und Butter-Dienste wie eine Kleinanzeige einstellen oder ein Kleidungsstück oder Essen bestellen.“ Soll heißen: Daran stört sich kein Politiker, egal welcher Partei.
  • Aktuell sei eine entscheidende Phase für Fintechs. So wie es „das Jahr ’94 oder ’95 für E-Commerce war. Manche Modelle werden es schaffen, viele nicht.“
  • Eine Zuschauerin fragt, ob Samwer je die Chance gehabt habe, Warren Buffet kennenzulernen. Hatte er nicht. Was er pitchen würde, weiß er allerdings genau: „Rocket ist das ganze Silicon Valley in einem Unternehmen, in 120 Ländern in der Welt, getrieben von sehr engagierten Entrepreneurs und, ich denke, momentan unterbewertet.“
  • Schließlich möchte noch ein Konferenz-Gast wissen, ob das Kleinanzeigen-Geschäft schlecht laufe – Samwer habe es in dem Gespräch gar nicht erwähnt. Das lässt der Rocket-Chef natürlich nicht auf sich sitzen: „Wir haben 50 Firmen, natürlich kann ich sie nicht alle in den letzten 20 Minuten erwähnen.“ Deswegen waren wahrscheinlich auch zusammengekürzte Ventures wie Helpling, JumiaBonativo, Take Eat Easy und SpaceWays kein Thema.
Bild: Gründerszene