Die Geschwister Cornelius und Pia Frey haben mit Max Meran (links) das Berliner Startup Opinary gegründet

Das Szenario kennen Online-Journalisten nur zu gut: Leser-Feedback, ob auf Facebook, Twitter oder in den Kommentaren, kommt schnell und häufig – zumeist ist es jedoch destruktiv. Nicht selten fangen die Kommentatoren an, sich untereinander oder den Autor wüst zu beschimpfen. Wie die Leser wirklich zu den in Artikeln beschriebenen Themen oder Debatten stehen, lässt sich daraus nicht immer schließen.

Die Hamburger Geschwister Cornelius und Pia Frey möchten dieses Problem gemeinsam mit ihrem Mitgründer Max Meran lösen. Opinary heißt ihr Startup, das den Meinungsaustausch in Online-Medien fördern soll. Das in Berlin ansässige Team hat ein Debatten-Tool entwickelt, das Medien für verschiedene Zwecke auf ihren Seiten einbauen können. Bei dem bekanntesten Werkzeug von Opinary, dem sogenannten Pressekompass, können sich Leser beispielsweise mit einem Klick zu einem bestimmten Thema positionieren.

Das Prinzip: In dem Kompass ist in jeder Himmelsrichtung eine Position vorgegeben, der sich der Leser mit einem Klick anschließen kann. Alternativ kann er sich neutral in der Mitte positionieren. In dem heutigen Pressekompass können die User beispielsweise über die Reaktion des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan auf das Video der deutschen Satiresendung Extra 3 abstimmen. „Erdogan reagiert lächerlich“ oder „Erdogan reagiert nachvollziehbar“ sind zwei der möglichen Positionierungen (siehe Bild).

Online-Medien wie Spiegel Online, Welt Online oder Focus Online nutzen den Pressekompass bereits. Mit anderen Meinungs-Tools von Opinary können Nutzer beispielsweise über die Leistung einzelner Fußballer abstimmen oder für eine Partei voten. Das Startup verweist auf insgesamt zehn Millionen Stimmen, die von den Nutzern bisher abgegeben wurden.

Das Konzept hat nun auch bekannte Investoren und Angels überzeugt, die insgesamt eine Million US-Dollar in Opinary stecken. Zu den Geldgebern zählen Global Founders Capital, die Beteiligungsgesellschaft der Samwer-Brüder, dazu Motu Ventures von Google-News-Entwickler Michael Schmitt und die Gründer von Home24, Trivago und eDarling.

Das erklärte Ziel von Opinary: Nutzer zu motivieren, sich an Debatten zu beteiligen, ihre Meinung kundzutun. „Bisher sind 98 Prozent der User von Onlinemedien komplett passiv“, sagt Pia Frey. „Das ist schlecht für alle. Deshalb machen wir mit unseren Tools User-Engagement so simpel wie nie zuvor.“

Um ihre Stimme abzugeben, müssen Opinary-Nutzer deswegen weder Namen noch Foto oder weitere Details preisgeben. Die Stimmen werden anonym gespeichert und können nur einmal abgegeben werden. Mitgründer Max Meran betont, dass sich mithilfe der Tools auch die Verweildauer von Nutzern auf den jeweiligen Plattformen verlängert – ein Ziel, das von allen Online-Medien angestrebt wird.

Die Nutzung des Tools ist für die Medien kostenlos, sein Geld verdient Opinary mit Werbung: „Das Wissen über die Nutzer, die in unseren Tools jeden Tag ihre Meinung äußern, können wir natürlich sehr gut monetarisieren“, sagt Cornelius Frey. „Wir erkennen extrem differenziert, wie die Menge zu verschiedensten Debattenthemen steht. Das lässt sich zum Beispiel für maßgeschneiderte Werbung nutzen, die wir mit den Votings verknüpfen.“

Mit dem eingesammelten Geld wollen die Gründer nun ihr Tool verbessern und in die USA expandieren. Erste Gespräche mit bekannten US-Medien führen die Gründer bereits.

Bild: Opinary