Collins setzt bei seinen Shops auch beim Aussehen voll auf Fashion

Collins präsentiert Open-Commerce-Shops: Apps im E-Commerce

Seit etwa einem Jahr arbeitet die Otto Group an einem Geheimprojekt: Collins. Nach und nach sickerten erste Infos durch, etwa, dass es sich um ein E-Commerce-Startup mit Frauen-Fokus handeln solle – und dass Otto damit das Einkaufserlebnis im Internet revolutionieren wollte. Nun ist das von Tarek Müller und Benjamin Otto geführte Unternehmen mit zwei Online-Shops mit Open-Commerce-Ansatz online gegangen: About You und Edited. Im Interview äußert sich Mitgründer und CTO Sebastian Betz zu den Hintergründen, gibt Einblicke in die Funktionsweise der Shops und erklärt, warum Projekt Collins nun mehr macht als nur Online-Shops für Frauen.

Du bist 23, an Collins arbeitest Du seit etwa einem Jahr. Davor hast Du schon mehrere Unternehmen gegründet. Wie macht man das?

Ich habe mit 16 mein erstes Unternehmen neben der Schule gegründet, habe damals einzelne kleine Internetprojekte und etwas Geld mit Vermarktung und Werbung gemacht. Den Technologie-Bereich fand ich immer sehr spannend. Ich habe dann immer mehr große und kleine Auftragsarbeiten übernommen, es kamen die ersten Mitarbeiter und mit der Creative Task GmbH sind wir auf 25 Mitarbeiter angewachsen, mit zwei Standorten in Darmstadt und Hamburg. Irgendwann kam die Otto Group auf uns zu und daraus ist zusammen mit weiteren heutigen Kollegen das Kernteam von Collins entstanden.

Kannst du kurz die Historie von Projekt Collins resümieren?

Wir sind im Juni 2013 gestartet. Damals mit der Idee, etwas Neues im E-Commerce- und Fashion-Bereich zu starten. Mein Unternehmen und das von Tarek Müller wurden von der Otto-Group gekauft, die beiden Firmen fusioniert und daraus wurde Collins – das jetzt mit dem ersten offenen E-Commerce-Modell und dem Shop About You online gegangen ist.

Was macht About You aus?

Wir sind gestartet mit der Frage: Was soll ein Online-Shop können? Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht, haben uns vergleichbare Konzepte angeschaut. Ein Ergebnis war, das zu leisten, was heute State of the Art ist, unter anderem eine kostenlose Hotline, kostenloser Versand, Rückversand und 100 Tage Rückgaberecht. Dann aber haben wir überlegt, womit wir Kunden einen Mehrwert bieten können. Unser erster Punkt ist, dass wir eine eigenständige Modemarke sein wollen. Der Käufer muss das Gefühl haben, dass wir nicht nur ein Verkäufer von Produkten im Internet sind. Dazu gehört zum einen, dass wir unser Sortiment kuratieren. Und der zweite Punkt ist das Thema Personalisierung. Unser Leitgedanke war, den kompletten Shop zu personalisieren, von der Produktkategorieseite bis zu Empfehlungen auf der Artikeldetailseite. Wir wollten einen Shop entwickeln, der gut funktioniert, eine modische Aussage hat und bei dem das Produkt im Vordergrund steht. Dann haben wir uns natürlich gefragt: Reicht das? Was können wir anders machen?

Und was könnt ihr noch machen?

Wir haben uns überlegt, was den Unterschied macht – und das sind Inhalte, also Apps. Apps sind auf der Seite stattfindende eigene kleine Applikationen, die neue Zugänge zu Mode schaffen. Beispielsweise die App „Get the look“. Hier hat man die Möglichkeit, sich durch ständig aktualisierte Fotos und Outfits von Stars wie Blake Lively anzugucken und die Produkte dazu aus unserem Sortiment direkt in den Warenkorb zu legen. Man kann zudem dem Star „followen“ und bekommt dann Updates. Ein anderes Beispiel ist eine App, bei der man den eigenen Schuh designen kann. Und obwohl das fertige Produkt nicht in unserem Sortiment zu finden ist, kann man es in unseren Warenkorb legen. Mit dem selben Serviceversprechen und unserer Abrechnung. Egal, welche App der Kunde nutzt, er hat immer uns als Vertragspartner.

Wird der Begriff App sonst nicht eher mit Mobile assoziiert?

Wir haben darüber sehr lange nachgedacht. Wir hatten viele verschiedene Begriffe im Raum stehen. Wenn man sich den Markt anschaut, ist der Begriff noch sehr von Mobile-App geprägt, das stimmt. Daneben gibt es aber auch jetzt schon Apps für Xbox, Facebook, Spotify und Co. Wir glauben deshalb, dass Apps der aussagekräftigste Begriff für das ist, was wir für den E-Commerce entwickelt haben.

Wo wir schon beim Thema Mobile sind – was habt ihr da vor?

Wir starten mit einer Mobile-Seite. Auch unsere Apps sind – wenn sie so entwickelt wurden – auf Tablets und sonstigen Mobil-Geräten aufrufbar. Also können unsere Apps auch auf unserer Mobile-Seite bedient werden. Zusätzlich haben wir auch Apps, die nur Mobile laufen – extern und intern.

Wer entwickelt die Apps?

Das ist der Grundgedanke unserer offenen Plattform: Die 29 Apps, die wir zum Start haben, wurden von externen Partnern entwickelt. Wir haben ein eigenes Developer Center aufgesetzt, das Kreativen, Entwicklern und Händlern die Möglichkeit bietet, Applikationen zu entwickeln. Dafür haben wir verschiedene Programmiersprachen und Werkzeuge für Programmiersprachen zur Verfügung gestellt, um es möglichst einfach zu machen.

Wieso sollten Entwickler das tun?

Wenn sie auf das About-You-Sortiment zugreifen, bekommen sie eine Provision für das, was sie über uns verkaufen. Wenn sie eigene Waren verkaufen, erhält About You eine Provision.

Wird About You – ähnlich dem Multishop-Ansatz von MyToys mit unter anderem Mirapodo – auch weitere Shops integrieren?

Es gibt bereits weitere Shops, die auf der offenen Plattform von Collins beruhen, zum Beispiel der sehr spitz ausgerichtete Fashion-Shop Edited, der im März online gegangen ist. Und egal, auf welcher dieser Seiten sich ein Kunde aufhält, er kann sich immer mit einem Account einloggen – und bezahlen. Mit anderen Töchtern der Otto Group sind wir nicht direkt verbunden. Wir haben allerdings Zugriff auf das Sortiment des Konzerns und nutzen das kuratiert für unsere Zielgruppen. Der Großteil unseres Sortiments besteht allerdings aus Fremdmarken, deshalb haben wir einen eigenen Einkauf, ein eigenes Lager und unabhängige Prozesse.

Ihr habt vorher kommuniziert, euch auf Frauen fokussieren zu wollen. Nun findet man aber auch den Reiter „Männer“ im Shop.

Das stimmt. Wir sind der Meinung, dass das Thema Fashion-Apps derzeit für Frauen noch interessanter ist – das haben wir mit unseren Test-Shops auch so im Markt beobachtet. Unser Fokus liegt auf Frauen, wir haben aber bei About You wie bei Edited natürlich auch Apps, respektive Sortimente, die auch Männer ansprechen.

Eine Frage, die kommen muss: Seht ihr euch als Zalando-Konkurrent?

Wir sehen uns nicht als Zalando-Konkurrent. Unser Grundgedanke ist ein anderer. Der Ansatz unseres Open-Commerce-Modells ist es, Handel zu öffnen und Dritten die Möglichkeit zu geben, eigene Ideen im E-Commerce umzusetzen – das bietet Kunden einen hohen Mehrwert, den wir als Unternehmen dauerhaft nicht umsetzen könnten. Auch nicht mit unseren aktuell 140 Mitarbeitern.

140 Mitarbeiter? Ihr seid sehr schnell gewachsen.

Durch die Akquisition meiner Firma und der von Tarek Müller hatten wir direkt zum Start eine gute Basis an Mitarbeitern. Aber wir sind wir auch recht schnell gewachsen auf den aktuellen Stand mit Kollegen aus 13 Ländern. Das Durchschnittsalter liegt bei 30 Jahren. Davon kommt etwa die eine Hälfte aus dem Technologie-Bereich, die andere aus der Mode-Welt.

Sebastian, danke für das Gespräch.

Bild: Collins