Otto im Umbruch

Weitere Umstrukturierungen bei Otto

Die Otto-Gruppe hat gestern ihr „Zukunftsprojekt Fokus“ vorgestellt. Die Hauptpunkte des Programms sind eine noch stärkere Fokussierung auf das Online-Geschäft und speziell und naheliegend den E-Commerce-Bereich. Neben Stellenstreichungen umfasst das Programm eine jeweilige Schärfung der Markenstrategien der Marken Otto, Schwab und Baur. So sollen sowohl potenzielle Synergieeffekte im Einkauf besser genutzt werden als auch Sortimentsüberschneidungen vermieden werden um die jeweiligen Einzelmarken zielgruppengerechter und -fokussierter auszusteuern.

Die Personalkürzungen betreffen 670 Mitarbeiter in der Otto-Gruppe. 400 Stellen konnten durch Fluktuation bereits ohne betriebsbedingte Kündigungen gestrichen werden und auch die noch verbleibenden 270 Stellen sollen „sozialverträglich und mit dem gleichen Augenmaß wie bisher“ realisiert werden, so Alexander Birken, Konzernvorstand Multi-Channel-Distanzhandel.

Otto schraubt Online-Aktivitäten hoch

Die Frage nach der Zukunft der Otto-Gruppe stellt sich nach wie vor. Im klassischen Versandhandelsgeschäft hat der Konzern in den letzten fünf Jahren 4.784 Stellen gestrichen. Demgegenüber stehen die durchaus ambitionierten Online-Aktivitäten des Konzerns, die bisher viel dazu beigetragen haben, dass Otto nicht das gleiche Schicksal ereilt wie den ursprünglichen Konkurrenten im Versandhandel Quelle und Neckermann, die in Insolvenz gehen mussten.

Doch auch im Online-Geschäft gab es innerhalb der Otto-Gruppe einige Veränderungen in der letzten Zeit. So wurden die Unternehmen Mirapodo und Limango zu 100-prozentigen Töchtern von MyToys. Damit sollten vor allem Skaleneffekte im Einkauf und den Lager- und Logistikkosten erzielt werden. Zusätzlich können Synergien durch die Vereinheitlichung der Prozesse erzielt werden.

Einen Konzern digitalisieren?

Mit dem Beteiligungsarm Eventure Capital Partners (www.evcpartners.com) wurden bereits Startups wie Limango oder Kaufda finanziert, zusätzlich wurde der Inkubator Project A mit 50 Millionen Startkapital vom Versandhändler ausgestattet. Project A könnte hierbei auch aktiv anderen Otto-Töchtern bei der Digitalisierung ihrer Geschäftsmodelle helfen. Außerdem wurde vor einigen Monaten bekannt gegeben, dass in den nächsten zwei Jahren insgesamt 300 Millionen Euro in den Bereich E-Commerce investiert werden sollen.

Letztendlich bleibt die Zukunft der Otto-Gruppe offen: Sowohl die Stellenstreichungen der letzten Jahre als auch der Blick auf die insolventen Konkurrenten geben Grund zur Sorge, die zukünftige Ausrichtung scheint sich aber immer mehr in Richtung Online-Handel zu entwickeln, der definitiv großes Potential bietet. Hier stellt sich wiederum die generelle Frage ob ein traditioneller Konzern in der schnellen und innovationsgetriebenen Online-Welt mithalten kann. Die Antwort darauf kann nur die Zukunft bringen. Das „Zukunftsprojekt Fokus“ wird ebendiese mitgestalten.

Bild: Otto