Über die Crowdfunding-Plattform Kickstarter.com sammelte das Team rund um Ouya sagenhafte 8,6 Millionen US-Dollar.

Das Gamepad erinnert an jenes der XBox 360 und dürfte entsprechend gut in der Hand liegen. Die Konsole selbst ist etwa so klein wie ein „Rubik’s Cube“.

Beim ambitionierten Mix aus Rollenspiel und Taktik des österreichischen Entwicklerstudios Cliffhanger Productions, der für Ouya erscheinen soll, handelt es sich um ein ebenfalls über Kickstarter.com finanziertes Projekt.

Ouya: Viel Leistung für 99 US-Dollar

Der Videospielkonsolen-Markt wird seit Jahren von drei großen Namen beherrscht: Microsofts XBox 360, Nintendos Wii und Sonys PlayStation 3 teilen sich die Wohnzimmer rund um den Globus untereinander auf. Um diese Dominanz zu brechen, wandte sich das Team rund um Ouya jedoch an keinen großen Investor, sondern an die Spieler selbst und sammelte über die Crowdfunding-Plattform Kickstarter.com das nötige Kleingeld für die Realisierung einer Android-Konsole ein. Mit beachtlichem Erfolg: Von den anfangs angepeilten 950.000 US-Dollar kamen am Ende rund 8,6 Millionen US-Dollar zusammen. Kann Ouya seinen hoch gesteckten Zielen gerecht werden?

In der Konsole, einem Würfel mit etwa 5,5 Zentimeter Seitenlänge (in etwa die Größe eines „Rubik’s Cube“-Zauberwürfels), schlummern ein Nvidia Tegra 3 Quad-Core-Chip, 1 Gigabyte Arbeitsspeicher sowie 8 Gigabyte Flash-Speicher. Für drahtlose Verbindungen sind W-Lan sowie Bluetooth LE 4.0 mit an Bord. Direkt am Gerät sind zudem ein Ethernet-LAN-, ein USB-2.0- sowie ein HDMI-Anschluss mit 1080p-Unterstützung zu finden. Die verbauten Komponenten bewegen sich also auf dem Niveau gängiger Highend-Smartphones und -Tablets und sorgen locker für die nötige Power, um aktuelle Spiele oder Multimedia-Inhalte flüssig und in 720p oder 1080p darzustellen.

Ouya soll übrigens das erste Gerät werden, bei der das Gamepad größer ausfällt, als die Konsole selbst. Die Dimensionen und das Layout des Controllers orientieren sich an gängigen Standards, optisch drängen sich Parallelen zum XBox-360-Gamepad auf. Neben zwei Analog-Sticks, einem Digital-Pad, acht Aktions- und einer System-Taste ist auf dem Ouya-Gamepad auch ein Touchpad zu finden. In der Standardvariante kostet das Gerät inklusive einem Gamepad 99 US-Dollar. Der Einzelpreis für weitere Controller (bis zu vier lassen sich drahtlos verbinden) ist noch nicht bekannt.

Onlive-Support und Free-To-Play

Ouya will nicht bloß bereits existierende Android-Games wie Dead Trigger, Shadowrun, Minecraft oder Canabalt auf den TV bringen, sondern Spieler mit attraktiven Exklusivtiteln oder speziell an die Konsole angepassten Spielen locken. Eines dieser vielversprechenden Games ist der humorvolle Ego-Shooter Offensive Combat, der von ehemaligen Entwicklern der Guitar Hero- und Call-of-Duty-Serie stammt. Auch Shadowrun Online oder das Zombie-Spiel Human Element sollen für Ouya erscheinen, zudem haben bereits namhafte Publisher wie Namco Bandai oder Square Enix ihre Unterstützung angekündigt.

Besonders interessant ist die Kooperation mit dem Spiele-Streaming-Dienst Onlive, der das Spielen aktueller Highend-PC-Spiele per Videostream ermöglicht. Was von diesem Angebot bei uns in Europa ankommt, steht aber noch in den Sternen, außerdem stand Onlive erst kürzlich vor der Schließung.

Die Spiele selbst sind in einem eigenen, vom Google Play Store abgekoppelten, digitalen Online-Store zu finden, der mit etablierten Spiele-Marktplätzen wie PlayStation Network, XBox Live Arcade, Wii Ware oder auch Steam konkurrieren will. Ähnlich wie bei der Konkurrenz wird es Freundeslisten, ein Chat-System und wohl auch so etwas wie Achievements – also virtuelle Medaillen für spielabhängige Leistungen – geben. Wie gut oder schlecht sich diese Features gegenüber den erwähnten Plattformen schlagen werden, lässt sich noch nicht abschätzen.

Optik und Menüstruktur von Ouya erinnern an die Dashbord genannte Oberfläche der Xbox 360, was für eine Spielkonsole, die per Gamepad bedient wird, die optimale Lösung darstellen dürfte. Wie bereits erwähnt, bildet Android in Version 4.0 (Ice Cream Sandwich) das softwaretechnische Grundgerüst und Ouya wird nicht nur als 100 US-Dollar Spielkonsole, sondern auch als 100 US-Dollar Netzwerk-Medienplayer vermarktet. Neben Spielen soll das Gerät demnach auch Audio- und Video-Streaming erlauben – in den USA soll es Kooperationen mit TV- beziehungsweise Online-Streaming-Diensten geben und Media-Center-Softwarelösungen wie XBMC oder Plex werden voll unterstützt.

Bastler- und Entwicklerfreundlich

Ein erklärtes Ziel der Ouya-Schöpfer ist es, die Android-Konsole besonders offen zu gestalten. Das ist bereits bei oberflächlicher Betrachtung der Hardware ersichtlich, denn anders als bei Microsoft, Nintendo oder Sony lassen sich sowohl Konsole als auch Gamepad mit einem konventionellen Schraubendreher öffnen. Modding, Hacks oder sonstige Modifikationen an der Hard- und Software sind somit explizit erwünscht, die Macher von Ouya stellen beispielsweise gleich vorab klar, dass durch das Rooten der Konsole die Garantie nicht erlischt – sehr löblich!

Die Einstiegshürden für Spiele-Entwickler sind zudem besonders gering: Während Entwicklerkits – also spezielle, für die Ansprüche von Entwicklern zugeschnittene Konsolen – bei Microsoft, Nintendo und Sony sehr teuer sind und sich das Prozedere von der Entwicklung bis zur Veröffentlichung als sehr kompliziert entpuppen kann, bietet Ouya jedem – egal ob Neueinsteiger oder weltbekanntes Entwicklerstudio – ein kostenloses und speziell angepasstes Android-SDK (Software Development Kit).

So etwas wie im Voraus bezahlte Lizenzgebühren gibt es außerdem nicht, was vor allem kleineren Entwicklerstudios zu Gute kommen dürfte. Spiele müssen jedoch nach dem Free-To-Play-Prinzip vermarktet werden. Sprich: der Download der Grundversion ist kostenlos, für In-App-Käufe können die Entwickler aber Geld verlangen (und müssen davon 30 Prozent an Ouya abtreten). Das entspricht dem Betrag, den auch Google von Android-Entwicklern verlangt und deutlich weniger als die Gebühren, die sich etablierte Konsolenhersteller einbehalten.

Fazit: Ouya ernstzunehmende Spielekonsole?

Journalisten, Blogger und Branchenbeobachter lieben Ouya und haben einiges zum enormen Erfolg auf Kickstarter beigetragen. Doch reichen acht Millionen US-Dollar und einige ambitionierte Ideen und Kooperationen aus, um sich als ernstzunehmende Videospielkonsole zu positionieren? Man darf ebenso gespannt wie skeptisch bleiben, denn es wäre nicht das erste Mal, dass eine Konsole an der fehlenden Akzeptanz seitens Spieler und Entwickler scheitert.

Zumindest die Hardware, die Benutzeroberfläche und das Gamepad machen einen sehr guten Eindruck. Die Root- und Hackfreundliche Auslegung könnte aber zum Verhängnis werden, denn sie öffnet Raubkopierern und Cheatern Tür und Tor und könnte sowohl Entwickler als auch (Online-)Spieler abschrecken. Kein Wunder also, dass von vornherein auf Free-To-Play-Titel mit In-App-Käufen gesetzt wird – doch auch dieses Prinzip lässt sich knacken und ist bei Kunden nicht unumstritten. Frühestens im April 2013 kommt Licht ins Dunkel, denn das ist der angepeilte Verkaufsstart von Ouya.