P2C Interview

Wer seid Ihr und was macht Ihr?

Wir, die P2C Private to Corporate AG (P2C, www.p2c.de), betreiben ein Online-Portal für die Projektfinanzierung mittelständischer deutscher Unternehmen durch private und institutionelle Investoren. Mit unseren Angebot wenden wir uns einerseits an kleinere Mittelstandsunternehmen in Deutschland, die keinen Zugang zum regulierten Kapitalmarkt haben. Diese sollten ein Projekt mit Investitions-, Betriebs- und Finanzierungskosten definieren und vorrechnen können, wie sie aus dem geplanten Projekt Rückflüsse generieren, die die geliehenen Kapitalia samt deren Kosten zurück zahlen.

Andererseits sprechen wir Investoren an, um sie für die Finanzierung ausgewählter Projekte zu gewinnen. Sie erhalten für ihr Investment eine inhaltlich und strukturell von P2C organisierte Informationsbereitstellung über die Projekte und die Unternehmen. Mit Renditen von durchschnittlich über zehn Prozent p.a. erzielen Investoren eine risikoadjustierte Verzinsung auf ihre Investition. Kern des Geschäftsmodells sind Portal und Datenraumtechnik, mit deren Hilfe kapitalsuchende Unternehmen zunächst anonymisiert dargestellt werden und interessierten Investoren stufenweise Zugang zu relevanten Unternehmensdaten verschafft wird.

Hinter jedem Erfolg steckt eine Vision. Wie seid Ihr auf Eure Idee gestoßen?

Kreditinstitute und Corporate Finance-Agenturen bestimmen die Kapitalversorgung deutscher Mittelstandsunternehmen. Deutsche und internationale Kapitalmärkte, die die Fremd- und Eigenkapitalversorgung betreiben, sind stark reguliert. Speziell in Deutschland sind Sparkassen, Volksbanken und Kreditbanken typische Kreditversorger der kleinen und mittleren Unternehmen.

Seit Basel I und II und angesichts kommender Regulierungen nach Basel III entwickelt sich ein Trend zu einer sich verteuernden und im Volumen nachlassenden Kreditversorgung. Insbesondere mittlere und längere Kreditlaufzeiten sind zunehmend von Zurückhaltung betroffen. Ihr ohnehin kritisches Risiko/Margen-Verhältnis wird durch höhere Eigenkapitalanforderungen an Kreditinstitute verschlechtert. Dieser Trend wird sich in den kommenden Jahren verstärken.

In den Ertragsrechnungen der Kreditinstitute büßt der Zinsüberschuss zunehmend an Gewicht ein; der Anteil der Provisionseinnahmen steigt. Wagniskapital hat sich in den vergangenen 20 Jahren nicht genügend als nachhaltige Grundlage deutscher Mittelstandsfinanzierung erwiesen. Im Bereich innovativer jüngerer Wachstumsunternehmen hat sich der Markt für frühe Beteiligungsphasen – im Wesentlichen besetzt durch Business Angels, den High-Tech Gründerfonds sowie einige kleinere semi-öffentliche Fonds – belebt, aber im Bereich der Unternehmensfinanzierung von zirka zwei bis zehn Millionen Euro reicht die Finanzkraft mittelständischer Beteiligungsgesellschaften, privater Venture-Capital-Fonds und Private-Equity- Gesellschaften nicht aus, um den zukünftigen Schwund des Kapitalangebotes der Kreditwirtschaft auszugleichen.

Der inzwischen stark gewachsene Markt für Unternehmensanleihen ist für Investitionsgrößen unter zehn Millionen Euro zu teuer und inflexibel. Allein Schuldscheindarlehen gewinnen in der längerfristigen Fremdfinanzierung des unteren Mittelstandes noch an Bedeutung. Hier vor allem durch gebündelten Weiterverkauf an Versicherungen und Family Offices. Nach diesen Überlegungen war für uns klar, dass wir neue Wege in der Projektfinanzierung des kleineren Mittelstands gehen müssen.

Wir wollen privaten und institutionellen Investoren die Möglichkeit geben, direkt und flexibel in den deutschen Mittelstand zu investieren. So entstand unsere Vision von P2C: die Stärkung des deutschen Mittelstandes – durch Vermittlung eines direkten Zugangs zu privaten und institutionellen Kapitalgebern als Alternative zu traditionellen Finanzierungsformen.

Noch wichtiger als die Idee ist häufig das Team. Wer sind die Gründer, was habt Ihr vorher gemacht und wie habt Ihr zueinander gefunden?

Gründer ist Jürgen Leschke. Er hat jahrzehntelange Erfahrung im Kreditbanken- und Private-Equity-Geschäft. Jürgen Leschke (Jahrgang 1950), verheiratet, zwei erwachsene Kinder, ist Betriebswirt und Bankkaufmann. Er war insgesamt 26 Jahre im Bankgeschäft tätig, davon 22 Jahre mit Führungsaufgaben im Firmenkundengeschäft, unter anderem bei der Dresdner Bank AG und der Frankfurter Bankgesellschaft AG. Seit 1990 ist Jürgen Leschke im deutschen VC-Markt tätig.

Er gründete 1994 die TFG Venture Capital-Gruppe, der er bis Ende 2002 vorstand. Aus dieser Gruppe ging die Aurelia Private Equity GmbH (www.aurelia-pe.de) hervor, auf deren Wurzeln die Private to Corporate AG fußt. Die Leitung der kaufmännischen Verwaltung übernimmt Sabine Weinert.

Frau Weinert ist seit dem Jahr 2004 bei der Aurelia-Gruppe für Rechnungswesen, Controlling und Administration zuständig und bildet die Schnittstelle zwischen der Beteiligungsverwaltung, den Beteiligungsunternehmen sowie den Investoren. Zuvor war sie bei einer Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft tätig.

Ergänzt wird das Management durch Christoph Osburg. Er studierte Betriebswirtschaft in Göttingen. Seit April 2010 ist er als Analyst bei der Aurelia Private Equity GmbH tätig. Er ist vorrangig für das Dealflow-Management, Prüfung der Investmentanfragen sowie die Steuerung des Datenraumzugangs verantwortlich. Jutta Kurz ist Fachkauffrau für Büromanagement. Sie leitet das Sekretariat und unterstützt das Team in administrativen Angelegenheiten. In dieser Konstellation arbeiten wir bereits seit über drei Jahren erfolgreich bei der Aurelia zusammen.

Viele Gründungsideen sind nicht gänzlich neu. Was ist Euer USP und was macht Ihr anders als alle anderen?

Unser USP ist die skalierbare (unregulierte) Darlehenskonstruktion, für die sich noch keine Marktstandards entwickelt haben. Der Erfolg von P2C hängt von einer schnellen Akzeptanz der Zielgruppen und Marktanteilsgewinnung im Bereich der Mittelstandsfinanzierung ab. P2C hat die Chance, mit dem seit langer Zeit gebräuchlichen partiarischen Darlehen, das keiner besonderen Kapitalmarktregulierung unterliegt, als „First Mover“ eine führende Position im Bereich der mittel- und langfristigen Nichtbankenfinanzierung mittelständischer Unternehmen einzunehmen.

Zum Business: Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell? Und wie groß ist das Marktpotenzial?

Unser Geschäftsmodell basiert auf den folgenden Säulen: Wir erhalten vom kapitalsuchenden Unternehmen eine Listing-Gebühr von 5.000 Euro und eine erfolgsabhängige Vermittlungsprovision in Höhe von fünf Prozent sowie eine Bestandsprovision über die Darlehenslaufzeit in Höhe von 0,25 Prozent des Finanzierungsbetrages. Für die Investoren wird eine Vermittlungsprovision in Höhe von 1,5 Prozent des Finanzierungsbetrages als Agiofällig.

Auf der Unternehmensseite rechnen wir mit einem Marktpotenzial von zirka 40.000 bis 50.000 Unternehmen in Deutschland. Das gesamte Marktvolumen im Bereich der Mittelstandskredite liegt bei zirka 1,3 Billionen Euro. Tendenz fallend. Zielkunden auf der Investorenseite sind vor allem Business Angel, High Net Worth Individuals (HNWI), Vermögensverwalter, Family Offices, aber auch Versicherungen und Pensionsfonds sowie Privatbanken, welche vorwiegend in der DACH-Region ansässig sind und mit einem kleineren Teil des verwalteten Vermögens renditestärkere Anlagen suchen. Das genaue Marktvolumen lässt sich auf dieser Marktseite nur schwierig beziffern.

Ideen umzusetzen kostet Geld. Wie finanziert Ihr Euch?

Aktuell finanzieren wir uns aus der Gründungseinlage und sind derzeit auf der Suche nach einen starken Finanzinvestor.

Gibt es etwas, das Euch noch fehlt? Ein Mitarbeiter, ein Investor oder ein Büro?

Mit unseren derzeitigen Team und den Büroräumen in Frankfurt am Main sind wir gut aufgestellt, um mit P2C voll durchzustarten.

Wo steht Ihr heute in einem Jahr?

Hoffentlich haben wir bis dahin unser Geschäftsmodell im deutschen Markt etabliert. Unser Ziel ist der Abschluss von mindesten vier Finanzierungen im ersten Geschäftsjahr.

Bild: P2C