Juststickit (1)
Juststickit (1) Alex Böker und Oliver Wurm

100.000 Alben, 800.000 Sammeltütchen Startauflage: Ab dem 9. Februar gibt es Deutschlands Webstars zum Tauschen und Sammeln als Panini-Heft. Insgesamt 201 Social-Media-Berühmtheiten haben für die Aktion Selfies eingereicht. Dazu kommen 15 Klebebildchen mit den wichtigsten Preisen und Veranstaltungen. Und das Webstars-2017-Logo, das die Macher des Albums sich ausgedacht haben: Alex Böker und Oliver Wurm haben mit ihrem Unternehmen Juststickit schon mehr als 30 Sammelalben für Städte und Regionen auf den Markt gebracht. Für ihre neue Idee taten sie sich mit dem Social-Media-Coach Axel Dittmann zusammen – und bekamen auch Hilfe von bestens informierten Kindern, wie Oliver Wurm im Interview verrät.

Gebt es zu, ihr hattet doch keine Ahnung von Instagram- und YouTube-Stars, bevor ihr das Heft gemacht habt. Welche oder welcher 14-Jährige hat euch beraten?

Na ja, so ganz können wir da nicht widersprechen. Jeder von uns hat einige Artists, die er im Netz verfolgt. Ich zum Beispiel schaue gern bei Rooz Lee rein, den ich persönlich kenne, oder bei den Rocket Beans, in deren Fußballsendung Bohndesliga ich auch schon mal zu Gast war. Die Kinder von Alex – 11 und 13 Jahre – kamen in der Produktionsphase immer wieder mit Neuentdeckungen um die Ecke. Auf Anita Girlietainment, eine YouTuberin, die über Pferde und Reitsport bloggt, wären wir jedenfalls nicht allein gekommen. Und um überhaupt mal einen Gesamtüberblick zu bekommen, haben wir uns mit Axel Dittmann zusammengeschlossen, ein echter Kenner der Webstar-Szene. In dieser Dreierkombo sind wir zum Start dann durch ganz Deutschland getourt, haben alle großen Netzwerke persönlich besucht und uns und die Idee vorgestellt. Bei jedem dieser Meetings wurde die Liste erweitert – und manchmal auch gekürzt.

Ihr macht seit 2009 Panini-Hefte, das erste über die Stadt Hamburg (Hamburg sammelt Hamburg), dann folgten mehr als 30 weitere über Städte, Bundesländer und Regionen. Warum jetzt ausgerechnet Webstars?

Weil diese Szene irre spannend und vielfältig ist. Aber in der Tat auch, weil die Artists durch die tägliche Arbeit an den Städte-Kollektionen mehr und mehr in unseren Fokus gerieten. In jedem Stadt-Album gibt es eine Sammelwelt mit den größten Stars aus Musik, Film, Sport und Kultur. In dieser Auswahl landeten immer häufiger – und völlig zurecht – auch die Webstars der Region. Und weil 2017 keine WM ist, sammelt man dieses Jahr statt Messi, Ronaldo oder Müller halt die Stars aus YouTube, Instagram und Musical.ly.

Wie haben die von euch ausgewählten Webstars reagiert, als ihr sie gefragt habt, ob sie in in ein gedrucktes Heft wollen? Zu retro war es ihnen ja offensichtlich nicht.

Völlig unterschiedlich. Einige können es bis heute nicht glauben, dass sie nun in einem Original-Panini-Tütchen am Kiosk liegen. Andere haben sich alles professionell erklären lassen, abgewogen und sich dann für oder gegen eine Teilnahme entschieden. Einige Artists haben wir aber auch nicht persönlich erreicht, da gab es dann schon mal eine Absage übers Management. Von rund 230 angefragten Stars, haben 201 zugesagt – die meisten geradezu euphorisch. Das Projekt war in dieser Form für unser kleines Büro auch nur umsetzbar, indem alle teilnehmenden Artists auf ein Honorar verzichtet haben. Eine Handvoll haben abgesagt, weil sie solche Dinge grundsätzlich nur gegen Bezahlung machen. Das ist ihr Modell, das muss man dann halt akzeptieren.

Wer ist Euer Zielpublikum: 50-jährige Eltern, die endlich verstehen wollen, wem ihre Kinder da so folgen, oder doch die jungen Fans?

Darüber haben wir an dem Abend, als wir die Kollektion in Druck gegeben haben, auch diskutiert. Da sind wir selbst gespannt. Wir denken, in erster Linie spricht diese Kollektion natürlich Kinder und Jugendliche an. Aber wie Du richtig sagst: vielleicht sollten die Eltern gleich mitsammeln. Schneller und spielerischer kann man sich keinen Überblick über diese Welt verschaffen.

Gibt es wie in den Fußball-Sammelalben verschiedene Mannschaften? Snapchat-Team vs. YouTube-Team?

Wir haben das Album so demokratisch wie möglich gestaltet: Von jedem Webstar gibt es nur einen Sticker, niemand wird besonders auffällig oder unauffällig präsentiert. Und wir haben uns auch ganz bewusst gegen klassische, enge Themenwelten entschieden. Wer genau hinschaut, erkennt aber schon einen gewissen Flow. Und an den Hintergrundfarben erkennt man auch eine gewisse Zuordnung. Ich sag es mal so: Die Gamer-Szene findet man nicht auf den pinkfarbenen Seiten.

Welcher Star kommt am wenigsten vor in euren Sammelpäckchen? Welcher am häufigsten?

Die Frage musste kommen! Das haben wir uns bei unserem ersten Album natürlich auch gefragt. Ich wollte damals von Panini ganz konkret wissen, ob sie das Motiv „Klaus Fischer Fallrückzieher“ aus einer Bundesliga-Kollektion Ende der 70er künstlich verknappt hatten. Ich war damals sieben oder acht, und das Bildchen war partout nicht zu bekommen. Sie haben es uns hoch und heilig versprochen, dass alle Bildchen einer Kollektion stets gleich oft vertreten sind. Inzwischen waren wir auch in der Druckerei in Modena und haben uns dort überzeugt, dass das so ist. Aber auch bei den Webstars wird es wieder Sticker geben, die auf Federmäppchen, Laptops oder Kühlschränken landen, weil die Fans der Stars sie einmal ins Album kleben – die Doppelten aber nicht mehr rausrücken. So kommt es automatisch zu einer Verknappung. Daran kann man am Ende auch gut erkennen, wer die Populärsten sind.

Dieser Artikel erschien zuerst bei Wired.de.

Bild: Juststickit