Papayer

Wer seid Ihr und was macht Ihr?

Wir machen eine mobile Wallet und ein Finanzmanagement-Tool für Teenager. Dieses haben wir mit einer Prepaid MasterCard verlinkt. Jugendliche und Eltern können so ihre Ausgaben am Smartphone einsehen – in Echtzeit. Eltern können, sofern dies gewünscht wird, via App den Jugendlichen über die Schulter schauen und mit Rat und Tat zur Seite stehen. Wir wollen Teenagern frühzeitig die Möglichkeit geben, mit virtuellem Geld umzugehen. Papayer (www.papayer.com) ist also ein modernes Finanzmanagement-Tool, in das wir viele Features eingebaut haben, um eine gänzlich neue „Banking Experience“ zu schaffen.

Papayer ist quasi die Medizin für ein kränkelndes und in seinen Strukturen eingefahrenes Bankensystem. Nicht nur, dass der Payment-Bereich von großen Spielern dominiert wird, das Problem ist, dass das Bankensystem seit Jahren keine Neuerungen erfahren hat. Produkte haben sich in den letzten zehn Jahren wenig verändert, obwohl der technische Fortschritt riesig war – man muss sich nur das eigene Online-Banking-Portal der Hausbank ansehen.

Hinter jedem Erfolg steckt eine Vision. Wie seid Ihr auf Eure Idee gestoßen?

Wir haben beide Erfahrungen im Payment-/Finanzbereich gesammelt – bei einer großen Versicherung und bei Rocket Internet. Dort haben wir festgestellt, dass die User Experience im Payment-Bereich und vor allem für junge Kunden extrem schlecht ist. Und das, obwohl der technische Fortschritt heutzutage so viele andere Bereiche im Alltag erleichtert.

Unser Produkt richtet sich vor allem an Jugendliche – „die Generation Smartphone“. Das sind auch diejenigen, die mit klassischen Online-Banking-Lösungen nicht zufrieden sind. Außerdem haben viele Teenager kein Gefühl dafür, mit virtuellem Geld umzugehen, und verschulden sich frühzeitig – Papayer will diesem Szenario entgegen wirken.

Langfristig ist unser Ziel, dass wir junge Menschen als Finanzpartner durchs Leben begleiten, auch über die Volljährigkeit hinaus. Papayer steht für eine neue Banking Experience, einfach, fair und simple.

Noch wichtiger als die Idee ist häufig das Team. Wer sind die Gründer, was habt Ihr vorher gemacht und wie habt Ihr zueinander gefunden?

Maximilian (Tayenthal) und ich (Valentin Stalf) haben Papayer gemeinsam gegründet. Davor konnten wir Erfahrungen in den klassischen Bereichen sammeln, die viele an den Business Schools anstreben: Investment Banking, Beratung und große Corporates. Allerdings haben wir dort nicht unsere Zukunft gesehen, weshalb ich mich dann entschieden habe, bei Rocket Internet als Entrepreneur in Residence anzufangen. Das war schließlich mein Einstieg in die Internet-Branche, denn dort konnte ich die beiden Payment-Startups Paymill und Payleven mit aufbauen.

Fast punktgenau zum Jahreswechsel haben wir dann beschlossen, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen. Wir sind langjährige Freunde und beide in Wien aufgewachsen. Mitte des Jahres ist dann auch Josef Vataman im Rahmen des Accelerator-Programms bei Axel Springer Plug & Play als unser technisches Genie zu uns gestoßen.

Viele Gründungsideen sind nicht gänzlich neu. Was ist Euer USP und was macht Ihr anders als alle anderen?

Wir sind ein Finanzmanagement-Tool für Teenager und deren Eltern. Im Gegensatz zu anderen Spielern im Finanzbereich dient die Prepaid-Karte bei uns bloß als Mittel zum Zweck, um in Kombination mit dem mobile Wallet und der mobile App Jugendlichen den richtigen Umgang mit elektronischem Geld näher zu bringen. Herkömmliche Player konzentrieren sich meist auf den Vertrieb der Karte und deren Grundfunktionen. Für unser Produkt maßgeblich ist, dass die mobile App nicht nur für den Teenager, sondern auch für dessen Eltern gedacht ist.

Bei uns liegt außerdem der Fokus auf einer besonders einfachen User Experience. Die Papayer-Karte kann etwa direkt in der mobilen App bestellt werden – man spart sich den Weg zur Bank und lange Wartezeiten. Apps, die in Echtzeit die Karte steuern – wie es bei uns der Fall ist – gibt es für Teenager am europäischen Markt noch gar nicht, hier sind wir die Ersten.

Es ist neu, eine Karte via App in Echtzeit zu sperren und entsperren. Zusätzlich teilt die App Ausgaben in spezielle Kategorien ein, etwa „Essen und Getränke“ oder „Shopping“. Dadurch weiß der Jugendliche, wann immer er seinen Transaktionsverlauf einsieht, wofür er sein Taschengeld ausgegeben hat – zumindest mein Online-Banking kann das nicht. Außerdem können Fotos und Notizen zu einzelnen Transaktionen hinzugefügt werden, damit man sich jederzeit daran erinnert, wo was ausgegeben wurde.

Zum Business: Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell? Und wie groß ist das Marktpotenzial?

Die Benutzung des Papayer Wallets in Kombination mit der personalisierten Prepaid MasterCard gibt es für 2,95 Euro im Monat. Damit werden die Kosten für Produktion und technische Infrastruktur abgedeckt. Das klassische Prepaid-Geschäft beinhaltet oft versteckte Kosten und Gebühren. Wir wollen so transparent wie möglich sein und haben ein faires Produkt gestaltet – ohne versteckte Kosten. Im Gegensatz zu anderen Anbietern rechnen wir monatlich ab, es gibt keine Mindestlaufzeit und das Guthaben verfällt nicht.

Unser Zielmarkt sind etwa 40 Millionen Teenager zwischen 13 und 18 Jahren in Europa, sowie in weiterer Folge über 300 Millionen europäische Bankkunden. Wir können das noch viel weiter spinnen, wenn wir uns wünschen, die Trilliarden Kreditkarten-Transaktionen als Marktpotenzial zu definieren. 😉

Ideen umzusetzen kostet Geld. Wie finanziert Ihr Euch?

Wir waren Teil des ersten Jahrgangs des Axel Springer Plug & Play Accelerators und haben dort das erste Investment gesichert. Im August konnten wir unsere erste Finanzierungsrunde erfolgreich abschließen. Unter weiterer Beteiligung von Axel Springer und dem Tech Center Plug & Play aus dem Silicon Valley vertrauen und investieren auch einige fachkundige Business Angels in Papayer. Sie verfügen über langjährige Erfahrung im Finanzsektor bei Firmen wie WireCard, First Data, WesternUnion, Concardis, Ogone und Nomura.

Dadurch, dass unsere Business Angels ebenfalls aus dem Finanzbereich kommen, verstehen sie, wie langsam und alt das aktuelle Bankensystem ist – und dass man hier etwas zum Nutzen des Endkunden verändern muss. Ganz wichtig ist für uns, dass unsere Investoren uns neben ihrem Investment auch durch ihre Netzwerke unterstützen und uns ihr Know-how zur Verfügung stellen.

Wie waren die Monate bei Plug & Play?

Gerade für junge Unternehmen ist es wichtig, am Anfang einen Platz mit einem Schreibtisch zu haben, dem eigenen Laptop und einem Netzwerk. So kann man sich vollkommen auf das Produkt fokussieren, ohne erst durch administrative Tätigkeiten aufgehalten zu werden. Plug&Play war eine super Erfahrung. Tolle Leute und ein gutes Netzwerk.

Gibt es etwas, das Euch noch fehlt? Ein Mitarbeiter, ein Investor oder ein Büro?

Im Moment sind wir ein Team von elf Mitarbeitern mit internationalem Background. Wir sind allerdings immer auf der Suche nach motivierten und smarten Mitarbeitern. In unser neues Büro sind wir vor einigen Wochen – nach längerer Suche – endlich eingezogen.

Investoren mit Knowhow im Payment-Bereich können sich natürlich immer gerne bei uns melden, derzeit betreiben wir aber kein aktives Fundraising.

Gibt es ein großes Vorbild für Euch?

Wir hätten gerne, dass die Frucht Papayer im Finanzbereich für das steht, was der Apfel für die Technik symbolisiert. 😉

Stellt Euch vor, Ihr könntet ein Lunch gewinnen. Wen würdet ihr aus der deutschen Startup-Branche gerne mit an den Tisch holen?

Es wäre interessant mit Christian Reber essen zu gehen, dem Gründer von 6Wunderkinder und mit ihm über Fundraising zu sprechen.

Papayer

Die Papayer-Gründer Valentin Stalf (l.) und Maximilian Tayenthal

Bilder: Papayer