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Camping, Camper, Sharing, PaulCamper PaulCamper vermittelt vom kleinen Campingbus bis zum Wohnmobil zum Tagessatz.

Bei schönem Wetter mit dem Wohnmobil Richtung Natur aufzubrechen. Diese Vorstellung lässt Camper-Herzen höher schlagen. Doch ein eigenes Wohnmobil ist kostspielig – außerdem steht der Wagen die längste Zeit des Jahres ungenutzt herum. Auf der anderen Seite gibt es viele, die nur für ein paar Tage im Jahr einen Campingbus mieten möchten. Warum also nicht gemeinsame Sache machen? Das Startup PaulCamper bringt mit seiner P2P-Vermittlungsplattform Camping-Fans zusammen.

Dirk Fehse gründete das Unternehmen 2013 in Berlin und stellte auch gleich als erster seinen eigenen VW T4 mit dem Namen Paul zur Verfügung. Dort ist der Wagen noch heute zu finden, sofern er ihn nicht gerade selbst nutzt oder schon ausgebucht ist. Mittlerweile sollen es 350 Vermieter deutschlandweit sein.

Bei PaulCamper geht es nicht nur um die bloße Vermietung, sondern auch um das Kennenlernen. „Beim Sharing ist das Vertrauen wichtig, denn jemand Fremdes nimmt etwas Privates in Anspruch. Beim Auto steigst du ein, beim Camper brauchst du hingegen mehr Einweisung“, erzählt Fehse. Sein Startup setzt deswegen auf das Community-Prinzip, ähnlich wie Airbnb. Nicht nur das Geschäftsmodell, auch das Design der Seite erinnert stark an das US-amerikanische Vorbild. Doch das ist gewollt: denn die Vermittlung soll einfach zu bedienen und persönlich sein. Man vermittle ausschließlich private Camper, betont Fehse. Auf ein Wohnmobil kommen im Jahr im Schnitt fünf bis fünfzehn Mieter.

„Wir nehmen vom Vermieter eine Provision von 15 Prozent Brutto für eine zustande gekommene Vermietung“, erklärt der Gründer. „Das Anlegen eines Profils sowie die grundlegende Beratung zur Vermietung ist vollkommen kostenlos. Es liegt ja im gegenseitigen Interesse, dass der Camper vermietet wird und gut präsentiert ist.“

Auch Rocket Internet und andere Wettbewerber setzen aufs Camping

Doch mit seiner Idee, Wohnmobile über eine Plattform zu vermieten, ist er nicht alleine. Der Berliner Wettbewerber Campanda, momentan Marktführer für Online-Vermittlungen, bietet über 20.000 Fahrzeuge in 32 Ländern an. Das ebenfalls 2013 gegründete Unternehmen hat im vergangenen Jahr in der Serie-A-Finanzierung fünf Millionen Euro eingenommen. Allerdings vermittelt Campanda seine Nutzer nur an kommerzielle Anbieter, nicht an private Besitzer. Im Februar dieses Jahres gab das Startup bekannt, dass es nun ebenfalls ins P2P-Segment einsteigen möchte. Noch wurden diese Pläne nicht umgesetzt.

Dass Camping längst kein Randthema ist, zeigt auch Rockets Campingplatz-Vermittlung Campday. Über das Startup können Nutzer freie Flächen auf Campingplätzen gebucht werden. Ein ähnliches Modell verfolgt der Berliner Player Get a Camp.

Dirk Fehses Startup hat weder ein vergleichbares Fahrzeug-Kontingent noch irgendeinen Investor. Seit dem Start habe man Buchungen in Höhe eines siebenstelligen Betrags über die Plattform umgesetzt, sagt Fehse. „Bisher steckt bei uns nur Eigenkapital drin. Wir schauen uns zwar auch nach möglichen Partnern um, aber wir stressen uns nicht damit, weil sich unser Geschäftsmodell selbst trägt. Investoren sind aber dennoch interessant für uns.“

Mietkosten: 59 statt 100 Euro

Dirk Fehse
Dirk Fehse Gründer Dirk Fehse ist selbst Camper und vermietet seinen eigenen T4.

Der Vermieter, der sein Wohnmobil über PaulCamper vermietet, entscheidet selbst über die Höhe des Mietpreises und welche Anforderungen er stellt. Abgerechnet wird nach Tagen, Versicherung und die ganze Ausstattung sind inklusive. Bei etwa 59 Euro pro Tag gehts bei kleinen Fahrzeugklassen wie einem T4 los, ein größerer Alkoven mit einer Schlafkammer oberhalb des Fahrerhauses ist für 95 Euro zu haben. Im Vergleich dazu kostet ein gewerbliches Wohnmobil – abhängig von der Saison und dem Fahrzeug – zwischen 100 und 200 Euro pro Tag. Hinzu kommen oft Kilometerbegrenzung, Servicepauschalen sowie Extrakosten für Geschirr, Bettwäsche oder Campingstühle.

Versteckte Kosten und eine komplizierte Buchung wolle man bei PaulCamper tunlichst vermeiden: „Es gibt keine Kilometerbeschränkung. Alles basiert auf einer Fair-Use-Policy. Dass heißt, man bespricht sich vorher und sagt, wo es hingehen soll. Das ist eine Vertrauensangelegenheit“, erzählt Fehse.

Das es mit dem Vertrauen manchmal so eine Sache ist, zeigt Airbnb – Partys, verwüstete Unterkünfte und andere heikle Vorfälle haben immer wieder für Schlagzeilen gesorgt. Doch die PaulCamper-Community ist bedeutend kleiner und kennt sich teilweise untereinander. „Wir sind zwar ein Online-Business, doch wir machen auch Events. Beim letzten Mal kamen rund 100 Leute zusammen, darunter viele unserer Vermieter.“

Seine Community sei ihm wichtig, betont Dirk Frehse mehrmals. Man nimmt es ihm ab. „Ich mache das nicht in erster Linie, um Millionär zu werden. Ich hab meinen Job gekündigt, um was Sinnvolles zu machen. Den Menschen eine gute Zeit zu ermöglichen, sie glücklich zu machen – das ist wichtig.“

Bild: PaulCamper