Ein Teil des Payfriendz-Teams: FinDev-Director Howard Allen (links) und die zwei Mitgründer Andreas Rührig und Volker Breuer

Mobile Payment in verschiedenen Währungen

Das Mobile-Payment-Startup Payfriendz hat eine Lösung entwickelt, mit der Freunde schnell und einfach untereinander Geld verschicken können. Seit zwei Jahren arbeiten die drei Gründer Volker Breuer, Andreas Rührig und Christian Ritosek mit ihrem internationalen Team an der Anwendung; gegründet wurde das Unternehmen im August 2013. Vor wenigen Wochen erfolgte der offizielle Launch der App für iOS und Android.

Im Interview erzählt Volker Breuer, was Payfrienz mit WhatsApp zu tun hat und wie sich das Startup von der wachsenden Konkurrenz im Mobile-Payment-Bereich abgrenzen will.

Wie hat sich Euer Gründerteam zusammengefunden und wie kamt Ihr auf die Idee zu Payfriendz?

Ich hatte 2009 Payango gegründet, ein Startup, bei dem es um Prepaid-Kreditkarten geht. Der erste Mann dort an Bord war Christian Ritosek. Andreas Rührig ist als erster Angel-Investor mit eingestiegen. In diesem Kontext haben wir uns kennengelernt. Die Idee zu Payfriendz kam uns, als wir zusammen unsere Abrechnungen durchgegangen sind. Das war schon immer ein riesen Aufwasch, das alles auseinander zu rechnen und hin und her zu schieben. Wir dachten uns, das müsste doch eigentlich alles viel einfacher gehen. Vor unserem Payment-Hintergrund haben wir dann das Konzept zu Payfriendz entwickelt.

Du selbst sitzt in London, Deine zwei Mitgründer in Berlin und in Buenos Aires habt Ihr auch noch ein Team. Wie kommt das?

Ich bin vor etwas über einem Jahr nach London gegangen, um Payfriendz hier regulatorisch aufzuziehen. FinTech ist in London richtig groß, das ist quasi der neue Kult der Finanzhauptstadt. Aber gewachsen sind wir eben aus Berlin, durch das vorherige Payment-Business. Deshalb machen Andreas und Christian ihren Job immer noch von Berlin aus. Unser Entwicklerteam sitzt in Buenos Aires, weil unser früherer CTO Argentinier war. Der hat das Team dort eingestellt. Mit ihnen sind wir so happy, dass wir sehr gerne weiter mit ihnen zusammenarbeiten.

Und woran arbeitet Ihr nun genau?

Bei Payfriendz geht es um mobiles Peer-to-Peer-Payment. Wenn du Freunden Geld auslegst oder ihnen einen bestimmten Betrag schuldest und zurückzahlen möchtest, ist es doch total umständlich, ihnen den genau passenden Betrag in die Hand zu drücken oder gar via Online-Banking Überweisungen zu tätigen. Solche Situationen wollen wir viel einfacher über die App gestalten, damit das sehr schnell und von unterwegs aus klappt – und sogar mit einem großen Spaßfaktor verbunden ist.

In welchen Situationen sollen die Leute Payfriendz denn nutzen?

Der Klassiker ist natürlich: Du sitzt mit deinen Freunden im Restaurant und ihr habt einen schönen Abend – und dann kommt die Rechnung, alle kramen in ihren Portmonees und es wird herumgerechnet. Das ruiniert ein wenig den Abend. Das hättest du mit Payfriendz eben nicht. Du legst im Restaurant erst einmal aus und schon auf der Rückfahrt im Taxi kannst du das Geld von deinen Freunden einfach und schnell zurückbekommen. Eine andere Situation wäre zum Beispiel, dass man mit Freunden für ein Geburtstagsgeschenk zusammenlegt.

Wie funktioniert das Ganze?

Ein bisschen wie WhatsApp. Du brauchst eigentlich nur ein Smartphone und die App – und ein paar Freunde. Sobald du dich registriert hast, kannst du loslegen. Wenn du einem Freund über Payfriendz Geld schicken willst, dann schaut die App erst einmal, ob er schon einen Account hat. Falls nicht, kannst du ihm eine entsprechende Benachrichtigung über die App schicken und dein Freund kann sich die App runterladen. Sobald er einen Account hat, bekommt er das Geld innerhalb von einer Sekunde. Und über die direkte Chatfunktion kann er sich dann bei dir bedanken – oder beschweren, falls du ihm nur die Hälfte geschickt hast.

Wie kommt denn überhaupt Geld auf den Payfriendz-Account und was passiert damit, wenn ich es an Freunde schicke?

Du hast bei Payfriendz eine Art Wallet, also einen Prepaid-Account. Entweder bekommst du Geld darauf, indem dir deine Freunde Geld schicken. Oder du lädst deinen Account per Banküberweisung oder per Kreditkarte auf. Wenn du nun deinem Kumpel Geld schickst, kann er das Geld zum Beispiel an andere Freunde weiterschicken, denen er vielleicht gerade noch Geld schuldet. Er kann es sich auch old school auf ein Konto auszahlen lassen. Er kann es aber auch – und das ist das Spannende – bei allen E-Commerce-Händlern, die MasterCard akzeptieren, sofort nutzen, da wir eine Partnerschaft mit MasterCard haben.

Wie sicher ist mein Geld bei Payfriendz?

Wir arbeiten mit den gleichen Sicherheitsstandards und auch Servicepartnern zusammen wie Banken. Insofern ist das Ganze genauso sicher, wie wenn du dein Geld auf irgendeine andere Prepaid-Karte auflädst. Zusätzlich haben wir bei Payfriendz keinerlei Zugriff auf das Geld unserer User, das liegt abgesichert auf separierten Accounts bei HSBC.

Payment-Startups schießen zur Zeit wie Pilze aus dem Boden. Da gibt es zum Beispiel Venmo oder Cringle. Wie grenzt Ihr Euch von der Konkurrenz ab?

Wir grenzen uns einerseits durch unsere integrierte Chatfunktionalität ab, außerdem auch stark durch unseren globalen Fokus: Wir starten direkt mit drei Währungen: Pfund, Euro und US-Dollar, Yen folgt noch vor Jahresende. Die meisten anderen Payment-Startups bleiben dagegen nur bei einer Währung. Außerdem können wir sicher gegenüber einigen Wettbewerbern durch unsere Partnerschaft mit MasterCard punkten.

Entscheidend ist auch, dass die meisten anderen Startups einen ganz anderen Fokus als wir haben und sich stark als Banking-Produkt beziehungsweise als Alternative zu Banken platzieren. Das wollen wir gerade nicht. Kein Mensch will Banking machen, dafür wollen alle konsumieren – und dafür muss man in der Regel zahlen. Eben das wollen wir mit Payfriendz sehr einfach gestalten.

Für Nutzer ist es kostenlos, die App herunterzuladen und Transaktionen über Payfriendz zu tätigen. Wie wollt Ihr also Geld verdienen?

Wir nehmen eine minimale Ein-Prozent-Gebühr, wenn du Geld von einer Währung in eine andere Währung schickst. Außerdem verdienen wir, wenn du mit der MasterCard Geld ausgibst – wie jedes Karten herausgebende Institut. Das verdient über die sogenannte Interchange-Gebühr immer dann etwas, sobald die Karte eingesetzt wird. Das fällt aber nicht auf den Nutzer zurück, sondern auf den Händler, der die Karte akzeptiert. Neben diesen beiden Einnahmequellen haben wir noch weitere Hebel für unser Monetarisierungsmodell in der Rückhand.

Das funktioniert ja erst ab einer großen Nutzerbasis. Wie wollt Ihr die generieren?

Wir gehen davon aus, dass die App durchaus viral ist, denn man lädt ja hoffentlich seine Freunde dazu ein, um Payfriendz nutzen zu können. Wir werden natürlich auch Marketing-Kampagnen durchführen, um die App bekannt zu machen. Es wird aber sicherlich eine Herausforderung sein, die ersten 100.000 User zu erreichen.

Bild: Vitali Gelwich Photography Berlin