Ein Beitrag von Max Breckbill, Gründer der Initiative für Peer-Mentoring-Gruppen MastermindInitiator.com.

Das direkte Umfeld eines Menschen ist ein wichtiger Faktor für den Erfolg – oder Misserfolg – als Unternehmer. Mit einer sogenannten Peergroup ist es möglich, aus diesem Umfeld entscheidende Vorteile zu schaffen: Optimal zusammengesetzt kann sie dabei helfen, schneller zu lernen, neue Wege aufzuzeigen oder Probleme zu lösen. Sie treibt dazu an, in größeren Dimensionen zu denken und hilft, auf der richtigen Spur zum unternehmerischen Traum zu bleiben. Viele Gründer nutzen Peer-Mentoring-Gruppen – oder auch „Mastermind-Gruppen“ – dazu, das eigene Umfeld zu schärfen und zu erweitern.

Das Prinzip: Eine kleine Gruppe von gleichgesinnten Gründern, CEOs, Führungskräften oder Unternehmern trifft sich regelmäßig (zum Beispiel wöchentlich, monatlich oder quartalsweise), um Erfahrungen auszutauschen, geschäftliche Herausforderungen zu diskutieren und um sich gegenseitig in die Verantwortung zu nehmen.

Peergroups beeinflussen Mindsets

Die Weiterentwicklung des eigenen Mindsets – also die Sicht auf die Welt und das taktische Fachwissen, welches Unternehmenserfolg untermauert – ist ein wesentlicher Nutzen von Peer-Mentoring-Gruppen.

Das ist auch einer der Hauptgründe, warum Gründer aus aller Welt ihren Standort auf Hubs wie das Silicon Valley verlagern. Sie erhoffen sich, ihr eigenes unternehmerisches Wachstum dadurch beschleunigen zu können, indem sie sich mit anderen Gründern über Ideen und Insights austauschen. Aber: In solch ein Startup-Hub zu ziehen bedeutet nicht automatisch, dass hier auch die bestmögliche Peergroup zustande kommt. Auch in keinem Hub: Mit Peer-Mentoring-Gruppen ist es möglich, einen Mikrokosmos aufzubauen, der dabei hilft, der eigenen Linie treu und fokussiert zu bleiben, während das eigene Unternehmen wächst.

Die richtigen Leute

Zuallererst braucht eine Peer-Mentoring-Gruppe die richtigen Leute. Folgendes sollten die Mitglieder gemeinsam haben:

  • Branche / Geschäftsmodelle: zum Beispiel Software-as-a-Service, Infoprodukte, B2C-Plattformen, Hersteller medizinischer Geräte oder E-Commerce-Shop.
  • Unternehmerlevel: messbar anhand von Umsatz, Nutzer- oder Mitarbeiteranzahl, Anzahl der Abonnenten und ähnliches.
  • Primäre Motivation: zum Beispiel persönliche Freiheit, einen Unterschied machen wollen, berühmt werden, eine Leidenschaft ausleben, etwas zurückgeben, reich werden – für Peer-Mentoren ist es besser, wenn ihre primäre Motivation eine ähnliche ist. Das sorgt dafür, dass eine Gruppe auch wirklich aus „Gleichgesinnten“ besteht.

Aber: Es sollte in jedem Fall vermieden werden, direkte Konkurrenten in derselben Peer-Mentoring-Gruppe zu haben. Wirklicher Austausch wird in so einer Konstellation nicht funktionieren.

Die richtige Struktur

Ein klar formulierter, gemeinsamer Nutzen, den die Peer-Mentoring-Gruppe erbringt, ist wichtig. So können sich alle Mitglieder vor Augen führen, warum und wofür sie ihre Zeit investieren. Dieser gründet sich auf die gemeinsame „primäre Motivation“ wie sich gegenseitig beim Wachstum helfen und unterstützen, den Impact erhöhen, besser führen oder einen Unterschied machen.

Die meisten Gruppen entscheiden sich dafür, sich ein- bis viermal im Monat zu treffen und die Mitgliederanzahl auf sechs Leute zu beschränken – letzteres vor allem, um zu lange Meetings zu vermeiden. In der Vorbereitung für ein Meeting sollten die Mitglieder zwei Dinge in jeweils einem Satz formulieren: ein Update der eigenen Arbeit und eine als Frage formulierte Herausforderung zum Diskutieren mit der Gruppe.

Meetings sollten unkompliziert gehalten werden und sich an diesem Basis-Zeitplan orientieren, laut dem jedes Mitglied zehn bis 15 Minuten Zeit für folgende Punkte hat:

  • Ein kurzes Update darüber, was seit dem letzten Meeting passiert ist
  • Das Darstellen einer beruflichen Herausforderung in Form einer Frage
  • Feedback erhalten
  • Eine verpflichtende Maßnahme festlegen

Einige Standard-Erwartungen und -Konsequenzen für alle Mitglieder, die sicherstellen sollen, dass die Peer-Mentoring-Gruppen funktionieren:

  • Mitglieder sollten an jeder Sitzung teilnehmen. Wer zweimal hintereinander nicht erscheint, muss die Gruppe verlassen.
  • Jedes Mitglied muss sich auf jede Sitzung vorbereiten – und sowohl ein Update als auch eine berufliche Herausforderung in jeweils einem Satz formulieren.
  • Meetings beginnen immer pünktlich. Mitglieder einigen sich auf eine Geldstrafe fürs Zuspätkommen.
  • Die verpflichtenden Maßnahmen, die festgelegt wurden, sollten zum nächsten Meeting erfolgt sein. Für Versäumnisse dieser Art kann es auch eine Geldstrafe geben.

Häufige Fehler beim Peer-Mentoring

  • Keine Konsequenzen: Gruppen formulieren bestimmte Erwartungen an die einzelnen Mitglieder. Gibt es keine klaren Konsequenzen bei Nichterfüllung, wird niemand diese Erwartungen ernst nehmen.
  • Unklare Fragen: Eine Peer-Mentoring-Gruppe kann nicht helfen, solange ein Mitglied nicht genau weiß, bei was es Hilfe braucht. Das mag offensichtlich klingen, aber viele Neu-Mitglieder kommen zu ihren ersten Sitzungen, ohne eine klare Vorstellung davon zu haben, für was sie Input brauchen. Klare und spezifische Fragen erhöhen die Effektivität einer Peer-Mentoring-Gruppe.
  • Defensiv werden: Das Ziel von Peer-Mentoring-Gruppen ist es, verschiedene Perspektiven anzuhören. Erfolgreiche Peer-Mentoren vermeiden es, defensiv auf neue oder gegenteilige Meinungen und Ratschläge zu reagieren.
  • Aufgaben externalisieren: Wenn Mitglieder sich verpflichtende Maßnahmen als Aufgaben stellen, knüpfen sie diese oft an äußere Abhängigkeiten. Ein Beispiel: „Ich werde in der kommenden Woche fünf Verkäufe abschließen.“ Stattdessen ist es effektiver, die Aufgaben an Gegebenheiten zu knüpfen, für die man selbst die Kontrolle hat. Also besser: „Ich werde fünf Verkaufsgespräche führen.“
  • Schlechte Zeitplanung: Peer-Mentoring-Gruppen arbeiten am besten, wenn die Treffen wirklich regelmäßig stattfinden. Gruppen, die ihre Meetings drei Monate im Voraus planen, vermeiden Terminschwierigkeiten.

Wie man eine Peer-Mentoring-Gruppe startet

Der einfachste Weg eine Gruppe zu starten ist der Ansatz „Organic Growth“:

  • Finde ein bis zwei andere Gründer, mit denen du dich gut verstehst, die in deiner Branche arbeiten, die sich auf einem ähnlichen Unternehmerlevel befinden und die du respektierst.
  • Trefft euch ein- bis zweimal. Überlegt, wer noch geeignet für diese Gruppe sein könnte. Ladet immer jeweils einen möglichen Kandidaten für ein Meeting ein und probiert aus, ob es passt.
  • Macht immer weiter mit der Mitgliedersuche, so lange, bis sie die gewünschte Gruppengröße erreicht hat. Testet pro Meeting aber immer nur einen neuen Kandidaten.

Das Finden der ersten ein bis zwei Personen ist (für die meisten) die größte Herausforderung bei der Zusammenstellung einer effektiven Peer-Mentoring-Gruppe. Am besten beginnt man die Suche im persönlichen Netzwerk. Ausgehend davon kann die Suche dann ausgedehnt werde, zum Beispiel auf örtliche Meetups und Events, auf Social-Media-Interessengruppen wie LinkedIn oder Facebook, Unternehmerverbände sowie Konferenzen.

Peer-Mentoring-Gruppen sind aber nicht für jeden geeignet. Unternehmer, die die Ergebnisse aus ihren Gruppen nicht konsequent umsetzen, werden daraus nur wenig Mehrwert generieren. Genauso kann es solchen Gründern ergehen, die der Meinung sind, bereits alle Antworten zu kennen, oder die Schwierigkeiten damit haben, offen über ihre unternehmerischen Herausforderungen zu sprechen.

Doch für viele Gründer, die sich in einer frühen Phase ihres Unternehmens befinden, können Peer-Mentoring-Gruppen den Unterschied machen: zwischen der Umsetzung ihrer Ideen oder einem frühen Aufgeben. Und auch Gründern, die bereits einige Jahre Geschäfts- und Führungserfahung mitbringen, kann durch Peers geholfen werden, das nächste Level zu erreichen.

Die Menschen, mit denen wir regelmäßig Zeit verbringen, beeinflussen vieles von dem, was wir tun – zum Beispiel welches Auto wir fahren, ob wir rauchen oder nicht, wie wir unsere Freizeit verbringen oder welche Bücher wir lesen. Peer-Mentoring kann ein starkes Werkzeug für die Gründer sein, die daran glauben, dass das richtige soziale Umfeld entscheidend dazu beiträgt, schneller und effektiver zu wachsen.

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