erdoel,bohrturm,oel,mineraloel,oelfoerderung,oelfeld,oelpumpe,turm,technik,maschine,antrieb,motor,triebwerk,stahl,rost,pumpe,petroleum,foerderanlage,pipeline,rohr,foerderturm,oil,pump,industry,oilfield,rig

Ein Beitrag von Dennis Singh, Coupomania-Gründer, ehemaliger Entrepreneur in Residence von Hanse Ventures und derzeit bei SEOlytics tätig.

Nutzerdaten bezahlen kostenlose Anwendungen

Nutzerdaten sind das Öl des 21. Jahrhunderts, der Treibstoff der Internet-Ökonomie und Informationsgesellschaft. Fast jeder Internet-Nutzer greift tagtäglich auf kostspielige und komplexe Internetdienstleistungen zu, die ihm vermeintlich kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Trotzdem muss ein Anwender in der Regel keinen Cent in harter Währung für die Nutzung vieler Internetangebote investieren.

Dieses bedeutet aber in keiner Weise, dass Anwender Dienstleistungen wie zum Beispiel Facebook oder die diversen Produkte des Google-Universums kostenlos erhalten. Nutzerdaten sind als Währung der modernen Datengesellschaft nur lediglich nicht physisch greifbar oder finden sich als Buchungen auf unseren Kontoauszügen wieder.

Heutige Big-Data-Anwendungen sind erst der Anfang

Big Data, der Prozess große Datenmengen zu aggregieren, in hoher Geschwindigkeit zu verarbeiten und zu analysieren ist das neue Maß aller Dinge. Auch wenn das Wort Big Data in letzter Zeit inflationär strapaziert wird, so hat die Erhebung zum Hype-Thema doch eine gewisse Berechtigung.

Obwohl die Vorzüge wie auch die Schattenseiten der Big-Data-Nutzung bereits heute immense Potenziale entfachen, steckt die Branche noch in den Kinderschuhen. Im Grunde wird es bei der Big-Data-Nutzung bald nicht mehr um separate Anwendungsfelder gehen. Die Aggregation und Auswertung massiver Datenmengen wird, wie bereits der Einsatz der Internetvernetzung, als weiterer Grundbaustein fast aller Anwendungen des modernen Lebens dienen und für deren Funktion unersetzlich sein.

Was macht Datensätze so wertvoll?

Eine der großen Herausforderungen bei der Gewinnung wertvoller Erkenntnisse aus riesigen Datenmengen ist zumeist nicht mehr die fehlende Verfügbarkeit von Daten, sondern deren sinnvolle Verknüpfung sowie die Gewährleistung von deren Validität und Qualität. Messgrößen für die Qualität von Daten sind zum Beispiel Individualität, Authentizität, Aktualität und definierter Kontext von Datensets.

Häufig sind Onlinedienste, die Ihre Leistungen „kostenfrei“ anbieten, bestrebt, möglichst viele und immer vollständigere Datensätze zu ihren Nutzern zu erhalten, die als real und vertrauenswürdig gelten. Kurz gesagt, je vollständiger und glaubwürdiger persönliche Datensätze sind, umso wertvoller. Und die Nachfrage ist hoch.

Mit qualifizierten Daten lässt sich eine Unzahl an Produkten schaffen, die ohne Zugriff auf individuelle Datensets nicht oder nur mit immensem Aufwand realisierbar wären. Von Analysen für Informationsdienstleistungen, die Forschung oder die Vorhersage des Nutzerverhaltens in definierten Szenarien über die präzise Platzierung von individuell zugeschnittener Werbung und vielem mehr.

Die Hoheit über persönliche Daten zurückerlangen

Wie kann eine Privatperson steuern, welche App oder zum Beispiel Webanwendung exakt welche Daten von ihr erhalten und so ihre wertvollen Datenbestände selbst als Kapital nutzen, statt beliebig unentwegt alles preiszugeben?

Die aktuelle Antwort müsste leider lauten: Wenn ein Nutzer nicht auf viele Dienste und Anwendungen verzichten möchte, gar nicht. Die Geschäftsmodelle der heutigen Internet Ökonomie sind in vielen Fällen einfach von ihrer Funktionsweise her auf den ständigen, unterbewussten „Zahlungstransfer“ persönlicher Nutzerdaten ausgelegt.

Das primäre Grundsatzproblem ist, dass Nutzer in der Regel unentwegt eine ganze Datenflut in die Welt hinaus senden und es sich als schwierig gestaltet, deren Verbreitung gezielt oder überhaupt zu steuern. Es erfordert im besten Fall Beschäftigung mit der Thematik, meist jedoch intensive Einarbeitung, Aufwand und Verzicht auf Dienste, um der Situation halbwegs Herr zu werden.

Ein weiteres Problem ist, dass wie zum Beispiel im Mobile-App-Markt, oft aufgrund zu grober Einstellungsmöglichkeiten, keine Möglichkeit gegeben ist, feingranular einzustellen, welche Datensets genau gesendet werden.

Exemplarisch benötigt gegenwärtig eine Anwendung im Falle von Android-Betriebssystemen für Smartphones Zugriffsrechte auf die Handykamera, obwohl sie lediglich das Blitzlicht aktivieren können muss. Zu unflexible Berechtigunsmodelle oder die fehlende Absicherung von Schwachstellen, mit deren Ausnutzbarkeit durch das Auslesen von Daten nicht gerechnet wurde, nehmen hier in der Natur der Sache liegend keinen Hersteller aus. Gerade da die Algorithmen zur Auswertung auf den ersten Blick belanglos scheinender Daten immer raffinierter werden.

Hinzu kommt natürlich, dass die Unternehmen, die prächtige Gewinne mit den Daten ihrer Nutzer einfahren, naturgemäß kein Interesse haben, diese Einnahmequelle zu beschränken.

Google sieht Privacy-Anbieter als eine Art Werbe-Blocker

Plakativ wäre hier zum Beispiel die Kontroverse um den Privacy-Anbieter Disconnect.me zu nennen, dessen App bereits vor dem Start mit der Begründung aus dem Google-eigen App Store verbannt wurde, dass sie laut Meinung von Google die Einnahmen von Entwicklern schmälern könnte, oder durch die Unterbindung des Nutzer-Trackings als eine Art Werbe-Blocker gelten könne.

Die Überlegung, die Weitergabe der eigenen Datensätze massiv einzuschränken und selbst Profit aus deren Nutzung zu ziehen, führt also zwangsläufig auch zu der Frage: Wie können Unternehmen und Entwickler von Dienstleistungen, welche Anwender Tag täglich gerne „kostenfrei“ nutzen, in Zukunft fair entlohnt werden?

Bitte wenden – hier geht’s zu Seite 2.

BILD: © PANTHERMEDIA.NET / DETLEF OLSCHEWSKI

erdoel,bohrturm,oel,mineraloel,oelfoerderung,oelfeld,oelpumpe,turm,technik,maschine,antrieb,motor,triebwerk,stahl,rost,pumpe,petroleum,foerderanlage,pipeline,rohr,foerderturm,oil,pump,industry,oilfield,rig

„Personal API“ könnte die Antwort sein

Als API werden Programmteile bezeichnet, die einer dritten Partei (zum Beispiel einer App oder Webanwendung) auf deren Abfrage hin, festgelegte Datensätze zur Verfügung stellen. Vor der Freigabe wird allerdings in der Regel die Berechtigung überprüft, den angefragten Datensatz abrufen zu dürfen.

Das Prinzip der Personal API ist also, als Grundvoraussetzung für die Nutzung eines Dienstes zu verlangen, dass alle Daten nicht auf dem Server der verwendeten Webanwendung gespeichert werden, sondern in einem Datenträger, der sich im persönlichen Hoheitsbereich befindet. Die persönliche Schnittstelle gibt keine ganzen Datensets an anfragende Webseiten oder Mobile Apps heraus, sondern beantwortet nur konkrete Fragen zu Themen, für die die anfragende Anwendung berechtigt ist.

Die diversen Berechtigungen über Daten und Sensoren, die zum Beispiel Apps heutzutage pauschal anfordern und unentwegt an ihren Hersteller senden, können also in den meisten Fällen einbehalten werden und würden vom Nutzer selbst aus Rohdaten zusammengestellt werden, sobald sich eine konkrete „Frage“ einer Anwendung ergibt, die dann auch nur mit einer exakten Aussage beantwortet wird.

„So etwas ist doch illusorisch“, werden die meisten Anwender sagen. Welche etablierten Institutionen hätten ein Interesse, derartige Projekte zu unterstützen? Ist es überhaupt möglich, Algorithmen zu entwickeln, die sinnvoll entscheiden, auf welche Anfragen geantwortet werden darf, damit die Datenmenge minimal bleibt, die Funktion einer Anwendung aber nicht eingeschränkt wird?

In der Tat gibt es bereits zum jetzigen Zeitpunkt viele Bestrebungen dieses zu tun und ich bin überzeugt, dass die Personal API im Big-Data-Zeitalter eine zentrale Rolle einnehmen wird. Ein sehr interessantes Projekt in diesem Bereich ist das „OpenPDS Personal Data with Privacy“-Projekt des renommierten MIT, dass sich bereits in der Beta-Phase befindet. Zur Frage der Unterstützung großer Institutionen zählen im Falle dieser Initiative beispielsweise einige der größten Telekommunikationsanbieter Europas sowie das World Economic Forum zu den Unterstützern.

openpds

Bildquelle: http://openpds.media.mit.edu/

Welche geschäftlichen Möglichkeiten ergeben sich?

Wenn Nutzer in der Lage sind Personal APIs zu nutzen, kann die Etablierung neuer Geschäftsmodelle erfolgen und ein Paradigmenwechsel eingeleitet werden, indem ein Umfeld geschaffen wird, welches den Endnutzern, sowie den Anbietern von Apps und Webanwendungen alternative Monetarisierungsformen bietet.

Ein Endnutzer erhält mehr Kontrolle über seine Privatsphäre und kann seine Daten als einer Währung gleichwertiges Zahlungsmittel verwenden. Anbieter von Apps und Webangeboten hingegen können durch qualitativ wesentlich hochwertigere Daten alternative Einnahmeformen zur Kompensierung finden.

Hier hängt es natürlich davon ab, dass Nutzer sowie Startups diesen Trend aufgreifen, um einen Innovationsdruck zu generieren, der zu einer Umstellung der Wertschöpfungskette führt. Letztendlich dürfte die Aussicht auf finanzielle Gewinne aber immer ein guter Motivator sein. Vorstellbar wären neben diversen neuen Angeboten, die nur mit spezialisierten und qualitativ hochwertigen Daten realisierbar sind, zum Beispiel in Forschung, Werbung oder der Dienstleistungsbranche bis hin zu vorausschauenden Analysesystemen für zum Beispiel zur Effizienzsteigerung von Prozessen auch PayPal-artige Zahlungssysteme.

Der Datenproduzent (Endnutzer) würde so zum mündigen Anbieter. Ebenfalls klar sein muss allerdings, dass es sich hierbei nur um einen Bereich der Nutzerdatenanalyse handelt und die Personal API alleine nicht die Antwort auf die vielfältigen zukünftigen Herausforderung in Bezug auf Datensicherheit und Privatsphäre für Endnutzer geben kann.

Fazit: Personal API nächster logischer Schritt der Big-Data-Nutzung

Die einst als Randgruppe wahrgenommene Gemeinschaft der Online Nutzer, die Datensicherheit und das Bewusstsein für das Recht auf Privatsphäre im Internet anmahnte, ist stark gewachsen. Unter anderem befeuert durch die nicht abreißende Kette an öffentlich werdenden Daten- und Ausspähskandalen.

Inzwischen herrscht ein breites Bewusstsein und Unbehagen in Bezug auf das Problem des gläsernen und manipulierbaren Nutzers. Obwohl bereits viele Werkzeuge zur Verfügung stehen, um allzu neugierigen Dienstleistern das Leben schwerer zu machen, hält sich deren Verbreitung in Bezug auf die Größe der Gesamtnutzerschaft noch in Grenzen.

Das Bewusstsein für den Wert von Daten und die konkrete Möglichkeit, diese in bare Münze oder Dienstleistungen umzutauschen, könnte dieses ändern und mittelfristig zur Schaffung neuer, hierauf ausgerichteter Dienstleistungen und Angebote führen. Ein guter Indikator hierfür sind die vielen Startups, die sich in letzter Zeit, wenn auch noch nicht mit der Monetarisierung, mit Verschlüsselung und Datenhoheit über persönliche Daten beschäftigen und zum Teil sogar Crowdfunding-Weltrekorde wie Protonet brechen.

Das könnte potenziell auch einen Wettbewerbsdruck auf große, datenhungrige Player der Internet-Branche ausüben. Wenn die Geschichte des Internets eines gezeigt hat, dann, dass Monopole und Machtkonzentrationen in der Onlinewelt innerhalb kurzer Zeit obsolet werden können, sobald jemand Nutzern ein attraktiveres Angebot macht.

Bild: © panthermedia.net / Detlef Olschewski