Als Peter Chaljawski seine Firma gründete, hatte er gerade Abitur gemacht. Der 19-Jährige verkaufte DJ-Equipment und Veranstaltungstechnik über Ebay – eine Marktlücke. Die hatte er entdeckt, weil er sich schon als Teenager für DJing und Musik interessierte, erzählte Chaljawski vor einigen Jahren in einem Interview. „Zu Schulzeiten hatten meine Freunde und ich das Problem, dass das notwendige Equipment einfach extrem teuer war. Wer will und kann schon 400 Euro für einen einzigen Plattenspieler ausgeben?“

Für sein erstes DJ-Set habe er fast ein Jahr arbeiten und sparen müssen. „Dass der Preis so ein ein riesiges Hindernis dafür ist, dass Menschen kreativ werden können, hat mich unglaublich gewurmt“, sagte Chaljawski. Deshalb habe er begonnen zu recherchieren, ob Musiktechnik nicht auch günstiger zu haben sei. Dabei herausgekommen sei dann seine erste Plattform: Elektronik Star.

Und der Zulauf war groß. Sehr groß. Schnell wurde Chaljawski Ebay-Powerseller, dann begann er, eigene Plattformen aufzubauen. Heute beschäftigt er 300 Mitarbeiter und unterhält mit seiner Berliner Firma Chal-Tec diverse internationale Markenshops. Zu dem kleinen E-Commerce-Imperium gehören das Küchenmaschinen-Portal Klarstein, der Lautsprecher-Shop Auna und die Sportgerät-Marke Klarfit. Das Besondere: Seit der Gründung des Unternehmens vor knapp zehn Jahren macht Chaljawski Profit. 2006 erwirtschaftete er einen kleinen Jahresüberschuss von 3.000 Euro; der jüngste Eintrag im Bundesanzeiger verzeichnet einen Gewinn von 1,2 Millionen Euro für das Jahr 2013.

Seinen Hidden Champion hat Chaljawski bisher völlig ohne fremdes Kapital aufgebaut – bis heute zumindest. Für den nächsten Wachstumsschub ist nun der Finanzinvestor Ardian bei Chal-Tec eingestiegen und hat gleich 40 Prozent an dem Unternehmen übernommen. Wie viel Geld dabei geflossen ist, bleibt allerdings geheim. Beide Parteien haben darüber Stillschweigen vereinbart.

Chal-Tec will internationaler werden

Mit dem Kapital soll nun weiter international expandiert werden – und die Wachstumsziele sind hoch. In diesem Jahr soll ein Umsatz von 100 Millionen Euro erreicht werden. 2014 waren es nach Unternehmensangaben schon 70 Millionen Euro. Gut die Hälfte des Umsatzes wird dabei in Deutschland erwirtschaftet, ein Drittel in Frankreich, Italien, Großbritannien und Spanien. Außerdem sollen neue Produkte das Angebot erweitern, vor allem im High-End-Bereich.

Derzeit vertreibt Chal-Tec zwölf Marken in 18 europäischen Ländern. Dabei stammen die verkauften Produkte aus drei Bereichen: Home and Living, Consumer Electronics sowie Licht und Ton. Chal-Tec operiert dabei über verschiedene Stufen der Wertschöpfungskette hinweg: Die eigenen Marken werden im Berliner Hauptsitz der Firma konzeptioniert, dort werden erste Skizzen der Produkte angefertigt und alle weiteren Schritte bis zum europaweiten Vertrieb der Waren gemanagt. Auch das internationale Servicecenter ist in Berlin angesiedelt. Zudem unterhält Chaljawski zwei weitere Standorte: Von Bratislava aus wird der Vertrieb der Produkte nach Osteuropa organisiert und in Hongkong die Qualität der Waren geprüft.

Chaljawskis erste Plattform, Elektronik Star, gibt es übrigens immer noch. Sie ist heute die größte Marke im Chal-Tec-Universum: 15.000 Produkte werden darüber mittlerweile international verkauft. Und es geht weiter um das, womit Peter Chaljawski vor zehn Jahren einmal angefangen hat: Musik und elektronische Gadgets. Jetzt ist bloß alles ein bisschen größer.

Foto: Chal-Tec; In einer früheren Version des Artikels war fälschlicherweise zunächst von 75 Millionen Euro Umsatz die Rede.