BEIJING, CHINA - FEBRUARY 27: (CHINA OUT) Peter Thiel, co-founder of PayPal Inc., speaks during a forum themed on entrepreneurship and investment at China National Convention Center on February 27, 2015 in Beijing, China. (Photo by VCG/VCG via Getty Images)
Peter Thiel

Das Silicon Valley ist Startup-Deutschland weit voraus. Wie können wir aufholen? Bei dieser Frage heißt es häufig: Es braucht mehr Risikokapital für deutsche Jungunternehmen, dabei sollte der Staat helfen, außerdem müssten Börsengänge vereinfacht werden, um für Verkaufserlöse zu sorgen und Geld ins Ökosystem zu bringen. 

Der deutschstämmige Super-Investor Peter Thiel hält diesen Weg für falsch. Das hat er in einem Interview mit der aktuellen Ausgabe der Wirtschaftszeitschrift Bilanz betont. „In Deutschland konzentriert man sich sehr auf finanzielle Fragen und strukturelle Probleme“, kritisiert Thiel. „Zum Beispiel, dass die Regierung mehr Geld für Startups bereitstellen soll. Oder dass Startups die Möglichkeit bekommen, schneller an die Börse zu gehen. Ich halte das für eine falsche Sichtweise.“

In den USA gebe es keine staatliche Unterstützung für Startups, „und es ist selbst für Technikunternehmen relativ schwer, an die Börse zu gehen“. Diese Faktoren könnten also nicht als Erklärung für das digitale Defizit in Deutschland herhalten.

Das Problem, so Thiel, sei eher ein kulturelles: Es gebe einen „tiefverwurzelten Pessimismus“, es werde nicht gerne gesehen, „wenn jemand extrem ehrgeizig ist oder große und drastische Veränderungen durchsetzen will“. Er ist überzeugt: „Deutschland ist wohl das Land, in dem die größte Lücke zwischen Realität und Potenzial klafft. Dem Land könnte es weitaus besser gehen.“ 

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Thiel diagnostiziert bei den Deutschen eine „Angst vor der Zukunft, Angst vor dem Versagen, aber vielleicht haben die Menschen noch mehr Angst vor dem Erfolg“. Es in Deutschland heute „kaum vorstellbar, ein Unternehmen immer weiter zu einem noch größeren Unternehmen auszubauen. Es wird dann lieber schnell verkauft, vielleicht, weil die Leute sogar noch mehr Angst vor dem Erfolg als vor dem Versagen haben.“

Das, so Thiel, sei ein typisches Verhalten deutscher Jungunternehmer: „Die Gründer in Berlin bauen sehr schnell auf, aber verkaufen auch ebenso schnell wieder.“ Im Gegensatz dazu würde im Silicon Valley „in Zeiträumen von Jahrzehnten“ gedacht.

Bild: Getty Images / VCG