Thiel: Konkurrenz verdirbt das Geschäft

„Wenn Unternehmen nicht in die schwierige Entwicklung von wirklich Neuem investieren, dann werden sie bedeutungslos, egal, welche Gewinne sie heute erzielen“, schreibt Peter Thiel in seinem kürzlich erschienenen Buch „Zero to One“. Darin plädiert der Star-Investor für mehr Innovation, neue Märke und Ideen sowie das Streben nach einer Monopolstellung. Denn im Gegensatz zu dem sonst beliebten Leitspruch „Konkurrenz belebt das Geschäft“, behauptet Thiel: „Konkurrenz verdirbt das Geschäft.“ Oder noch besser: „Konkurrenz ist etwas für Verlierer.“

Am Samstag nun war Thiel zu Gast in seinem Heimatland Deutschland, genauer gesagt in Hamburg, um in einem einstündigen Gespräch mit Zeit-Wirtschaftsjournalist Uwe Jean Heuser im Audimax der Bucerius Law School Fragen zu seinem Buch zu beantworten.

Als einer der ersten Investoren von Facebook, Kapitalgeber von Airbnb und Gründer des erfolgreichen Online-Bezahldienstes Paypal plädierte Thiel auf Deutsch, aber mit starkem amerikanischen Akzent, für mehr Risiko und Mut – sowohl von Investoren als auch von Unternehmern.

So wettert Thiel mit gewohnt klaren Thesen gegen Investoren, die lieber wenig Geld in viele verschiedene Startups investieren, anstatt mit viel Geld vereinzelte Unternehmen zu unterstützen: „Das ist eine Einstellung, die ich sehr schlecht finde. Denn ich finde, dass man andere Leute und ihre Firmen nicht wie Lottoscheine behandeln sollte“, machte der Stanford-Dozent dem jungen Publikum klar. „Das ist auch psychologisch gesehen schlecht. Denn wenn man denkt, dass man Lotto spielt, geht man schon irgendwie davon aus, dass man das Geld verlieren wird.“

In seinen Bann zieht Thiel seine Zuhörer auch mit einer Facebook-Story von 2006: Yahoo habe damals Mark Zuckerberg eine Milliarde für Facebook geboten – Zuckerberg sei von Anfang an klar gewesen, dass er nicht verkaufen würde. Was er denn mit dem Geld machen solle, habe er Thiel gefragt, er würde wahrscheinlich nur ein neues soziales Netzwerk gründen. Also entschied sich der damals 22-jährige Zuckerberg, der mit dem Deal 250 Millionen verdient hätte, Facebook lieber noch größer zu machen und die Konkurrenz abzuhängen.

„Ich bin ganz sicher, dass Facebook in Deutschland an Yahoo verkauft worden wäre“, resümiert Thiel später im Gespräch und bringt damit die Zuhörer zum Lachen. Warum? „Ein Fehler, den man in Deutschland in der Startupszene macht: Man denkt, es sei wichtig, sehr viele verschiedene Firmen zu gründen. Aber es ist hier nicht so wichtig, dass einige davon wirklich wahnsinnig erfolgreich werden“, so der Investor. „Vielleicht liegt es an dem sozialdemokratischen Denken in Deutschland, dass man lieber möchte, dass viele Firmen ungefähr gleich groß sind – ein bisschen erfolgreich, aber eben auch nicht zu erfolgreich.“ Viele Gäste im Audimax nicken zustimmend.

Während in der Startup-Szene häufig über die Angst vorm Scheitern gesprochen wird, müsse man in Deutschland wohl eher über die Angst vorm Erfolg gesprochen werden, fährt Thiel fort.

Kalifornien und Deutschland seien wirklich ganz unterschiedlich, fasst er schließlich einmal mehr zusammen. „Kalifornien ist sehr optimistisch, aber etwas verzweifelt. Deutschland ist sehr pessimistisch und dafür sehr gemütlich.“

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Im Anschluss an das Gespräch fragt ein Zuschauer, was Thiel von Rocket Internet halte. Schließlich sei der Berliner Company Builder, der diese Woche an die Börse geht, nicht für Ideenreichtum bekannt, aber immerhin sehr erfolgreich. „Rocket Internet ist kein Technologieunternehmen, sondern ein Globalisierungsunternehmen“, macht Thiel schnell klar. Denn wer erfolgreiche Ideen nur kopiere und weltweit ausrolle, sei damit vielleicht erfolgreich, würde aber nichts für den technologischen Fortschritt tun.

Bild: Hannah Loeffler / Gründerszene