Peter Thiel: Fonds umfasst rund zwei Milliarden Dollar

Der Internet-Milliardär Peter Thiel liebt das Risiko. Reich geworden ist er als Co-Gründer des Online-Bezahldienstes Paypal. Seit er Paypal vor zwölf Jahren an Ebay verkaufte, ist Thiel zu einem der bekanntesten Wagniskapitalgeber des Silicon Valley aufgestiegen.

Sein Fonds Founders Fund verwaltet aktuell rund zwei Milliarden Dollar (1,7 Milliarden Euro). Der in Frankfurt geborene, aber in den USA aufgewachsene 47-Jährige hat schon oft den richtigen Riecher gehabt, etwa als er als einer der ersten Investoren bei dem sozialen Netzwerk Facebook, der Wohnungsbörse Airbnb, dem Taxidienst Lyft oder der Musikplattform Spotify einstieg.

Jetzt wagt Thiel sich in ein besonders umstrittenes Terrain vor: Als erster institutioneller Investor steigt sein Founders Fund ins Cannabisgeschäft ein.

Das professionellste Unternehmen der Cannabisbranche

Für eine nicht weiter bezifferte Multimillionen-Dollar-Summe kauft Thiels Fond einen Anteil an Privateer Holdings, einen auf die Cannabisindustrie spezialisierten Finanzinvestor aus Seattle. Founders Fund gehört nicht zu den größten Geldgebern von Privateer Holdings.

Der Fonds ist jedoch der einzige institutionelle Investor von Privateer. Alle anderen Anteilsnehmer sind reiche Privatpersonen. Insgesamt hat Privateer Holdings 82 Millionen Dollar eingesammelt.

„Privateer Holdings hat sich als Marktführer für legales Cannabis hervorgetan, das unserer Ansicht nach zu einer gigantischen Industrie im nächsten Jahrzehnt heranwachsen wird“, schrieb Founders Fund.

Thiels Fonds habe die Cannabisbranche für mehrere Jahre beobachtet, und die Firma aus Seattle sei eindeutig das professionellste Unternehmen auf dem Markt.

Starbucks der Kifferszene

Die Firma hat sich zum Ziel gesetzt, eine Art Starbucks der Kifferszene zu werden. Die Branche müsse weg vom alten Schmuddelimage und stattdessen starke Marken mit ansprechenden Produktverpackungen aufbauen.

Im November sorgte Privateer mit der Nachricht für Aufsehen, mit den Erben des verstorbenen Reggae-Sängers Bob Marley einen Vertrag abgeschlossen zu haben. 30 Jahre lang darf die Firma Marleys Namen als Marke nutzen, um eine globale Marihuana-Marke aufzubauen. Ihr Name: Marley Natural. Die ersten Produkte der neuen Marke sollen noch in diesem Jahr auf den Markt kommen.

Ebenfalls zu Privateer gehört Leafly: Auf dem Internetportal können sich Kiffer gegenseitig über die beste Qualität und das beste Preisleistungsverhältnis von legalem Cannabis austauschen. Was Tripadvisor für die Reisebranche oder Yelp für Restaurants ist, ist Leafly für Pot-Raucher. Die Webseite hat jeden Monat vier Millionen Besucher, Tendenz steigend.

Ebenfalls zu Privateer gehört außerdem Tilray, eine Kette von medizinischen Cannabis-Ausgabestellen in Kanada, die bald auch nach Uruguay expandieren will. Uruguay hatte 2013 als erstes Land der Erde Marihuana komplett als Rauschmittel legalisiert.

Mehrheit der Amerikaner für Legalisierung von Cannabis

In den USA haben bislang vier Bundesstaaten Cannabis als Rauschmittel erlaubt. In Colorado und dem Staat Washington werden die Drogen schon in Läden verkauft.

Alaska und Oregon arbeiten gerade an der Umsetzung. Außerdem hat das District of Columbia, also die Gegend um die Hauptstadt Washington, im November für eine Legalisierung von Cannabis gestimmt.

Auch dort muss noch über die Details der Besteuerung und der Regulierung entschieden werden. Weitere 23 Bundesstaaten erlauben den Verkauf von Marihuana für medizinische Zwecke.

Die Mehrheit der Amerikaner – immerhin 58 Prozent – ist inzwischen für die Legalisierung der Droge, besagt eine Gallup-Umfrage aus dem Jahr 2013. Die Akzeptanz von medizinisch genutztem Marihuana erreicht derweil in manchen aktuellen Studien bis zu 80 Prozent in der US-Bevölkerung.

Cannabis-Industrie als finanzielle Goldgrube

Wie zu erwarten, erweist sich die Cannabis-Industrie als finanzielle Goldgrube: Allein in Colorado macht die Branche ein Jahr nach der Legalisierung 30 Millionen Dollar Umsatz – pro Monat.

Ganz ungefährlich ist das Geschäft für Investoren aber immer noch nicht. Denn de jure ist der Verkauf von Cannabis in den USA laut Bundesrecht weiterhin illegal. Der Bund hält nur still, wenn Bundesstaaten beschließen, die Droge zu erlauben. Die Rechtslage bleibt wackelig.

G Tipp – Lesenswert bei Gründerszene Peter Thiels beste Antworten in der Reddit-Fragestunden

Die meisten Banken und Kreditkartenunternehmen wollen wegen dieser rechtlichen Grauzone keine Geschäfte mit den Cannabisunternehmen machen. Das führt teilweise zu absurden Verhältnissen, in denen Cannabis-Ausgabestellen nur mit Bargeld hantieren können, ihr Vermögen in Tresoren lagern und die Steuern mit Geldtransportern zum Finanzamt fahren müssen.

Auch hier bessern sich langsam jedoch die Verhältnisse: Ende vergangenen Jahres hat der Kongress dem US-Justizministerium vorgeschrieben, keine Steuergelder mehr für den Kampf gegen medizinisches Marihuana auszugeben – ein Meilenstein für die Industrie. In Colorado soll in diesem Monat die erste Marihuana-Genossenschaftsbank eröffnen.

Dieser Artikel erschien zuerst in der Welt

Bild: Hannah Loeffler / Gründerszene