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David Spanier, Gründer und Ex-Geschäftsführer von Pets Deli 

Pets Deli steckt in Schwierigkeiten. Anfang des Jahres hatte das Startup, das Hundefutter über seine Webseite verkauft, zwar noch Geld vom Hauptinvestor Rocket Internet bekommen. Doch das scheint vor allem dafür gebraucht zu werden, um das Geschäft zu erhalten. So mussten gleichzeitig 30 von einst 100 Mitarbeitern das Startup verlassen. Nach Gründerszene-Informationen kämpft das Unternehmen gegen einbrechende Umsätze.

Recherchen von Gründerszene zeigen nun, dass sich außerdem der Gründer und Geschäftsführer von Pets Deli, David Spanier, Fehltritte geleistet hat. Spanier wurde im Jahr 2011 wegen gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs verurteilt. Der Gründer streitet das zwar in einer Mail ab und droht bei einer Veröffentlichung mit rechtlichen Schritten. Doch die Berliner Staatsanwaltschaft bestätigt das rechtskräftige Urteil des Landgerichts Berlin gegenüber Gründerszene: Es habe sich um „eine Vielzahl an Fällen“ gehandelt und Spanier sei zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren verurteilt worden, die zur Bewährung auf drei Jahre ausgesetzt wurde.

Das Problem: Wer wegen Betrugs verurteilt wurde, darf laut Gesetz fünf Jahre lang nicht als Geschäftsführer einer GmbH agieren. Spanier hat das missachtet. Er ist laut Handelsregister seit Herbst 2015 Geschäftsführer bei Pets Deli. Wie aus dem Register außerdem hervorgeht, führte er zwischen April 2013 und Dezember 2015 ebenfalls die Geschäfte bei der Myfairdeal Onlinestores GmbH, einem Berliner Onlinehändler.

Wird jemand Geschäftsführer, muss er eine eidesstattliche Versicherung abgeben und unter anderem bestätigen, bestimmte Straftaten wie Betrug nicht begangen zu haben. Gibt ein Geschäftsführer eine falsche Versicherung ab, ist das ebenfalls eine Straftat, die erst fünf Jahre nach Beendigung der Tat verjährt. Laut Gesetz kann das mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder einer Geldstrafe geahndet werden.

Rocket: „Spanier wird als Geschäftsführer ersetzt“

Die Pets-Deli-Investoren Rocket Internet und Project A geben auf Nachfrage an, von der Verurteilung nichts gewusst zu haben. Von Rocket heißt es per Mail: „Aus rechtlichen Gründen können wir derzeit nicht weiter ins Detail gehen.“ Man habe aber bei Bekanntwerden der Verurteilung sofort gehandelt: „David Spanier wird als Geschäftsführer ersetzt.“ Project A schreibt darüber hinaus, man habe „geeignete Maßnahmen zur vollständigen Aufklärung des Sachverhalts veranlasst“. Der bekannte internationale VC Index Ventures, der ebenfalls an Pets Deli beteiligt ist, reagierte auf eine Gründerszene-Anfrage zum Thema nicht.

Spanier bestätigt in seiner Mail den personellen Wechsel. Er schreibt, es sei „an der Zeit für eine Veränderung“. Er bleibe „dem Unternehmen aber in anderer Funktion erhalten“.

Mit einem zweistelligen Millionenbetrag waren die profilierten Investoren Index, Project A und Rocket Internet mit dem Fonds Global Founders Capital im Frühjahr 2016 bei dem Startup eingestiegen, das Futter für Hunde und Katzen im Netz und in mehreren Filialen verkauft. Als Anfang dieses Jahres erneut eine Millionensumme in Pets Deli investiert wurde, zog Index bereits nicht mehr mit.

Bei der Finanzierung hieß es, die Expansion in den aussichtsreichen US-Markt solle nun in Angriff genommen werden. Mittlerweile hat Pets Deli dafür fünf Mitarbeiter in den Vereinigten Staaten. Ob der Schritt aber den nötigen Erfolg bringen kann, ist fraglich: Der 2006 gegründete US-Vorreiter Freshpet ist an der Börse notiert und setzt pro Jahr mehr als 100 Millionen Dollar um.

Wer das Berliner Unternehmen nun bei den nächsten Schritten leiten soll, ist offen. Denn Pets-Deli-Mitgründer David Reinecke hat seinem Startup schon vor Monaten den Rücken gekehrt und das Unternehmen zum Jahreswechsel verlassen. Rocket dürfte sich bei der Suche nach einem Nachfolger stark ins Zeug legen: Der Konzern kontrolliert mittlerweile knapp 40 Prozent an dem angeschlagenen Startup.

Bild: Pets Deli