Andreas Rother leitete die Geschäftsentwicklung bei Infineons Industriesparte, bevor ihn der Unternehmergeist packte und er gemeinsam mit seiner Frau und einem Hochschulteam Pictureplix (www.pictureplix.de) gründete. Das zwölf Mitarbeiter starke Münchener Unternehmen bietet einen Gestaltungsservice für Fotobücher und richtet sich damit ausschließlich an bereits bestehende Fotobuch-Anbieter. Dank des „revolutionären Design-Produktsystems“ konnte sich Pictureplix bereits den ersten Platz des Münchener Business Plan Wettbewerbs 2011 sichern. Andreas Rother im Interview.

Andreas Rother (links) und das Pictureplix-Team

Hallo Andreas. Vor Pictureplix hast du die Geschäftsentwicklung bei Infineons Industriesparte geleitet. Warum nun Startup und dann auch noch ein vermeintliches Nischenthema wie Fotobücher?

Meine Zeit bei Infineon war sehr spannend, aber ich wollte schon immer „mein eigenes Ding“ machen. Als ich dann vor einigen Jahren bei den eigenen Hochzeitsfotos an der Fotobuch-Software scheiterte, dachte ich mir: Das kann doch nicht sein – und schon war die Idee geboren. So richtig zum Leben wurde sie erst dann erweckt, als meine Frau das Thema an ihrer Hochschule vorstellte und sofort ein komplettes Team dafür begeistern konnte. Zusammen haben wir dann die Idee und den Markt bewertet.

„Ja, Fotobuch-Gestaltung ist eine Nische. Aber eine bisher unbesetzte Nische mit großem Wachstumspotenzial.“

Ja, Fotobuch-Gestaltung ist eine Nische. Aber eine bisher unbesetzte Nische mit großem Wachstumspotenzial. Und bei Infineon hatte ich gelernt: Das schönste sind unbesetzte Nischen mit hohem Wachstumspotenzial, in denen man durch eine neue Technologie einen hohen Vorsprung erzielen kann. Da auch das Team der Hochschule perfekt für die Aufgabe passte, wagte ich den Sprung ins kalte Wasser und habe es keinen Tag bisher bereut.

Pictureplix richtet sich als Whitelabel-Lösung ausschließlich an Fotobuch-Anbieter. Ist B2B in diesem Markt für dich spannender als B2C?

Der Fotobuch-Markt wird durch einige großen Firmen beherrscht. Anstelle zu versuchen, eine neue Fotobuch-Firma mit integriertem Designservice zu gründen und gegen diese anzutreten, integrieren wir unseren Designservice bei den etablierten Firmen und machen diese somit zu unseren Partnern. Eine Win-Win-Situation! Wir haben keine Marketingkosten und sofort breiten Kundenzugang, das Fotobuch-Unternehmen wiederum kann mit dem Gestaltungsservice ihre Kunden begeistern und deutlich mehr Fotobücher verkaufen. Somit ist B2B viel spannender für uns.

Bisher weist euer Portfolio drei Partnerunternehmen auf. Mit welchem Wachstum plant ihr in den kommenden Monaten?

Wir sprechen derzeit mit den großen Fotobuch-Anbietern in Deutschland und bekommen sehr positives Feedback. Wir erwarten hier bis Weihnachten eine sehr spannende Zeit.

In den Pictureplix-Algorithmen und -Prozessen stecken drei Jahre Entwicklung. Für welche weiteren Bereiche ist eure Technologie darüber hinaus denkbar?

Wir haben unsere Algorithmen und Prozesse zusammen mit zwei internationalen Hochschulen speziell für den Bereich „Fotobuch-Gestaltung“ entwickelt. Unsere Entwicklungen haben schon jetzt hohe Einsparungen gebracht, die es ermöglichen, ein komplettes Fotobuch professionell und kostengünstig gestalten zu lassen. Aber wir sehen hier noch weiteres Potenzial, das wir nun heben wollen, bevor wir unsere Technologie auch für andere Märkte einsetzen.

„Der Markt für Fotobücher wächst ausgesprochen stark – über die letzten sieben Jahre mit fast 50 Prozent pro Jahr auf rund 50 Millionen Bücher in 2012.“

Wie siehst du den Markt für Fotobücher im Allgemeinen?

Der Markt für Fotobücher wächst ausgesprochen stark – über die letzten sieben Jahre mit fast 50 Prozent pro Jahr auf rund 50 Millionen Bücher in 2012. Die professionelle Gestaltung von Fotobüchern steckt dagegen noch in den Kinderschuhen, da alle bisherigen Ansätze entweder zu teuer (50 bis 500 Euro) oder qualitativ zu schlecht sind. Mit unserem Service kann man dagegen für wenige Euros ein hochwertiges Buch gestalten lassen – wir erwarten, dass wir damit den Markt für Fotobuch-Gestaltung revolutionieren.

Finanziell unterstützt euch unter anderem der HTGF und Bayerkapital. Wie kam es zu der Zusammenarbeit und was steht euch neben Kapital zur Verfügung?

Den ersten Kontakt mit HTGF und Bayernkapital hatten wir durch Evobis, den Ausrichter des Münchener Business Plan Wettbewerbs. Nachdem wir den Münchener Business Plan Wettbewerb 2011 gewonnen haben, sind diese beiden Investoren bei uns eingestiegen. Dadurch haben wir nicht nur die nötige Finanzierung, sondern auch ein starkes Netzwerk und viele Kontakte gewonnen. So treffen wir uns mit den Investment-Managern regelmäßig und bekommen über diese wertvollen Input aus einer anderen Perspektive.

Andreas, vielen Dank für das Gespräch.