pieter-does-adyen-noah
Adyen-Gründer Pieter van der Does auf der Noah-Konferenz

660 Millionen Euro Umsatz, 500 Mitarbeiter und seit Jahren profitabel – das Amsterdamer Fintech Adyen ist ein Erfolg. Trotzdem ist der Zahlungsanbieter recht unbekannt, schließlich arbeitet er stets im Hintergrund. Zu seinen Kunden gehören zahlreiche große Namen wie Netflix, Spotify oder in Deutschland der Busreisen-Anbieter Flixbus.

Adyen-Gründer Pieter van der Does erzählt im Gespräch, warum es schwierig war, sein Tech-Unternehmen aufzubauen, weshalb Profitabilität entscheidend ist und was er mit der neuen Banklizenz plant.

Pieter, du hast Adyen vor mehr als zehn Jahren gegründet. Was hast du dir damals dabei gedacht?

Wir haben Adyen mit dem Gedanken gestartet, etwas Großes zu bauen. Schon in den ersten Informationen, die wir an potenzielle Anteilseigner gegeben haben, stand, dass wir etwas wirklich Großes ausrollen wollen. Natürlich können die Dinge schieflaufen, aber unser Ziel war es nicht, ein niederländischer, nationaler Player zu werden. Im Sommer 2007 lief unsere erste Transaktion, ein Jahr später haben wir ein Büro in den USA eröffnet. Du siehst also, dass der Plan immer sehr ehrgeizig und international war.

Was hat dich glauben lassen, dass du wirklich etwas Großes bauen kannst und dass deine Idee funktionieren wird?

Wir hatten ein wenig Erfahrung in der Branche. Und ja, gute Frage! Du musst ein gewisses Grundvertrauen mitbringen, dass es eben gut enden wird und dass du das richtige Team zusammenstellen kannst, das Großes leisten wird. Aber natürlich wussten wir nicht 100-prozentig, dass es klappen würde. Heute ist es eine große Erfolgsgeschichte, aber auch Adyen hatte es in den ersten paar Jahren nicht so leicht. Erst 2011 ging die schnelle Entwicklung los.

Was war das Schwierigste, das du tun musstest, um Adyen aufzubauen?

Das Schwierigste war, dass wir ziemlich spät dran waren. Als wir 2007 unsere Payment-Company gestartet haben, gab es bereits eine Menge Konkurrenz. Das Argument, warum man gerade mit uns arbeiten sollte, war damals deutlich schwieriger zu vermitteln als heute. Es war also alles andere als leicht, eine kritische Masse an Kunden erreichen. Und da musst du auch ein bisschen Glück haben. Wir hatten das Glück, dass wir mit Groupon zusammengearbeitet haben, die damals so rasant gewachsen sind. Sie sind in neue Länder gegangen und wir gleich mit und haben dort Niederlassungen eröffnet. Es war also zu dem Zeitpunkt eine sehr günstige Partnerschaft.

Hast du einen Rat für andere Gründer, die spät dran sind?

Ich fand schon immer, dass Profitabilität etwas Erstrebenswertes ist. Das ist kulturell natürlich unterschiedlich, in den USA läuft es ja eher andersherum. Adyen wurde aber auf die europäische Art gebaut. Wir haben also ein sehr gutes Produkt entwickelt und dann versucht, es zu verkaufen.

Und weil du nach Rat fragst: Wir müssen uns selbst treu bleiben. Eine große Ansage zu machen und dann später zu versuchen, etwas Entsprechendes zu bauen, das passt nicht zu mir oder zu unserer Firma. Bleib du selbst und kopiere nicht andere. Mein zweiter Rat: Profitabilität macht einen riesigen Unterschied, weil du keine Zeit mit Funding-Runden verschwenden musst. Du kannst dich auf deine Kunden konzentrieren und bist nicht dazu gezwungen, mit Investoren zu reden, die dich mit Kapital versorgen können.

2010 habt ihr dann beschlossen, Funding aufzunehmen.

Genau, da waren wir profitabel. Dann kannst du Kapital auf effiziente Weise aufnehmen. Wir wollten sicherstellen, genug Geld für unser Unternehmen zu haben und wenn man gerade keines braucht, ist es eine leichte Zeit, um an Kapital zu gelangen.

Wie bekommt man denn ein Investment von Mark Zuckerbergs Familienfonds?

Wir haben sehr wenige Fonds ausgesucht, mit denen wir über Investments sprechen wollten. Und – eben weil wir profitabel waren – gab es keinen Druck. Wir hatten Asien mit unserem Investor Temasek aus Singapur bereits abgedeckt, New York mit General Atlantic und Europa mit Index. Wir haben also einen Investor gesucht, der uns im Silicon Valley repräsentieren würde und da ich dachte, dass Iconic eine tolle Company für die Zusammenarbeit ist, haben wie sie angesprochen.

Wie T3n kürzlich entdeckte, hat Adyen jetzt eine Banklizenz. Was sind eure Pläne damit?

Wenn es darum geht, das Geld an unsere Kunden, also die Händler, zu transferieren, hängen wir noch immer von den Banken ab, von der alten Economy. Das ist weniger verlässlich und zeitaufwendig. Unser Ziel ist es, dass die Zahlungen an die Händler noch am gleichen Tag, vielleicht sogar unmittelbar, getätigt werden können. Ihr Adyen-Account soll wie ein Bankkonto sein, das sofort ausgeglichen ist und ihnen volle Kontrolle gibt. Für uns ist das der nächste logische Schritt, um für die Händler das letzte Hindernis der alten Economy zu entfernen, ihnen High-Speed und hohe Qualität zu liefern. Und dafür braucht man die Banklizenz, die wir beantragt und bekommen haben.

Danke für das Gespräch, Pieter.

Bild: Gründerszene; Facebook-Bild:  John Phillips/Getty