Conny Plank

Stephan Plank ist Startup-Unternehmer und Manager von Nina Hagen. Außerdem ist er der Sohn des legendären Musikproduzenten Conny Plank, der mit nur 47 Jahren viel zu früh verstarb. Damals, 1987, als er auf dem Zenit seiner Schaffenskraft war. Sein Sohn Stephan war erst 13 Jahre alt. Den Vater hat er als besessenen Arbeiter hinter dem Mischpult erlebt. Viel freie Zeit haben sie nicht gemeinsam verbracht. Um seinen Vater nach all den Jahren besser kennenzulernen, hat Stephan Plank mit seinem Co-Regisseur Reto Caduff einen sehenswerten Film gedreht, der 28.9. in die Kinos kommt: „Conny Plank – The Potential of Noise“. 

Mit seinem Startup Re2you will Stephan Plank gemeinsam mit CEO Ghazaleh Koohestanian eine Technologie zur Verfügung stellen, mit der man seine Daten und Apps im Netz harmonisieren kann. Unabhängig vom genutzten Betriebssystem. Man kann sich das als eine Art Cloud-Browser vorstellen. Die Emanzipation von Apple und Google ist das Ziel.

Ein musikalisches Startup, das bis heute Einfluss hat

Es kann durchaus sein, dass dieser Unabhängigkeitsgedanke mit Stephans Vater Conny zu tun hat. Auch er wollte etwas Neues schaffen, sich vom herrschenden Musikbetrieb emanzipieren. Plank sah sich nicht nur als Techniker, sondern als Entwickler von Künstlern. Mit der Band „Kraftwerk“ arbeitete er schon zusammen, als sie noch „Organisation“ hieß und tief in der Krautrockszene verwurzelt war. Die Hitsingle „Autobahn“ verdankte die Band auch der Anregung Planks, nur noch elektronische Instrumente zu verwenden.

Conny Plank baute sich in den frühen 70er Jahren sein eigenes Studio in einem umgebauten Bauernhof in der kleinen Ortschaft Wolperath vor den Toren Kölns. Ein musikalisches Startup, das bis heute großen Einfluss auf die internationale Musik hat. Dort lötete die ganze Familie das erste Mischpult zusammen. Was Conny Plank auf dem Hof mit Cluster, Neu!, Michael Rother oder Harmonia  aufnahm, klingt immer noch aufregend und frisch. Die fließende Struktur der Musik, die repetitiven Rhythmen und viele Klänge sind noch heute essentieller Teil der elektronischen Musik, wie sie jede Nacht in Clubs in aller Welt aufgelegt wird.

Von der Besessenheit, etwas Neues zu schaffen

Stephan Plank hat sich mit seinem Film auf die Suche nach seinem Vater gemacht: „Für mich waren der Produzent und der Vater immer zwei verschiedene Menschen. Durch den Film habe ich gelernt, dass sie eine Person waren.“ In der Dokumentation kommen viele beteiligte Musiker zu Wort. Gianna Nannini, Robert Görl von Deutsch Amerikanische Freundschaft oder Midge Ure von Ultravox. Alle schwärmen noch heute von der Arbeitsweise Conny Planks. Von seiner Besessenheit, etwas Neues zu schaffen. Er gab sich nicht mit technischen Gegebenheiten zufrieden, sondern ersann Lösungen, um bestimmte Sounds oder Loops zu erzeugen.

Trotz seiner Verwurzelung in der Hippiekultur der späten 60er- und 70er-Jahre, war Conny Plank ein Fan von moderner Technik. „Er hätte Laptops geliebt“, sagt Stephan Plank gegenüber Gründerszene. Denn seine Aufgabe als Produzent sah sein Vater darin, mit einem Künstler seinen individuellen Ausdruck zu entwickeln. Von Gianna Nannini forderte er, dass sie italienisch singen sollte. Von deutschen Musikern forderte einen spezifisch deutschen Sound und nicht das Nachspielen von Ideen aus England oder den USA.

Radikalität, Innovation und Identität

Diesen speziellen Sound entdeckte auch David Bowie, der unbedingt mit Conny Plank arbeiten wollte. Doch dieser lehnte die Zusammenarbeit ab. Auch mit U2 und deren Sänger Bono wollte der eigenwillige Mann aus Wolperath nichts zu tun haben. Statt immer wieder den selben Plank-Sound zu reproduzieren, brachte er lieber Künstler auf die Erfolgsspur. Bowie und Bono hatten sich als Künstler bereits gefunden. 

Drei Dinge waren Conny Plank wichtig: Radikalität, Innovation und Identität. Das ist eine Haltung, von der auch Startup-Unternehmer heute lernen können. Mit seinem eigenen Studio in Wolperath gab Plank eine sichere Karriere als Toningenieur beim WDR auf.

Den Dokumentarfilm, den sein Sohn Stephan gemacht hat, kann man auch als Lehrstück über einen Mann sehen, der ein Startup gegründet hat, als es noch gar keine Startups gab. Der Sound, der dabei entstanden ist, ist bis heute gültig.

Bild: Salzberger & Co. Medien GmbH