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Blick aus dem Berliner Büro der Urlaubspiraten

Am Berliner Immobilienmarkt ging es zuletzt fast nur noch um explodierende Wohnungspreise. Doch auch Büros werden schnell teurer. Für die kommenden fünf Jahre erwartet die Ratingagentur Scope im Schnitt ein jährliches Mietpreiswachstum von 4,4 Prozent. Damit setzt sich Berlin an die Spitze der Top-20-Standorte Europas, wie aus einer aktuellen Scope-Analyse hervorgeht.

Anders als häufig vermutet gibt es demnach nicht nur einen rasanten Bevölkerungszuwachs in der Hauptstadt. Sondern auch mehr Jobs. „Berlin zeigt von den deutschen Top-7-Metropolen die größte Dynamik in der Schaffung von Büroarbeitsplätzen“, schreiben die Experten von Scope.

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„Bereits in den vergangenen drei Jahren wuchs die Anzahl der Büroarbeitsplätze in Berlin um vier Prozent. In München waren es drei Prozent, in Hamburg, Frankfurt und Düsseldorf jeweils zwei Prozent.“

Das Beschäftigungswachstum an der Spree werde bis auf Weiteres anhalten. Gleichzeitig seien immer mehr Flächen vermietet. Binnen kürzester Zeit sank die Leerstandsquote von neun auf nur noch 3,8 Prozent. Für junge Firmen, die händeringend nach bezahlbaren Büros in der City suchen, ist das eine schlechte Nachricht. Investoren dagegen freuen sich über den neuerlichen Berlin-Boom.

Zuletzt standen bei den Projektentwicklern eher Büros in Dublin, München und Barcelona im Fokus. Doch dort scheint der Boom vorbei. „In Barcelona und Dublin gab es in der Aufschwungphase enorme Wachstumsraten. In Dublin etwa gab es Phasen mit 50-prozentiger Mietpreissteigerung“, sagt Manfred Binsfeld von Scope. „Es ist klar, dass man das nicht einfach in die Zukunft fortschreiben kann.“ 

London fällt deutlich zurück

Die Analysten legen für ihre Marktbewertung nicht nur die bloße Zahl der Bürojobs zugrunde, sondern einen Mix aus verschiedenen Wirtschaftsdaten sowie qualitative Beobachtung wie die Verbindung verschiedener Wirtschaftszweige untereinander: „Die unternehmensnahen Dienstleistungen haben in Berlin enormes Potenzial. Da kommt die Rolle von Forschungsstandorten wie in Adlershof zum Tragen“, stellt Scope-Experte Binsfeld fest.

„Die Vernetzung zwischen diesen Hightechunternehmen und den vielen renommierten Hochschulen wirkt sich zunehmend positiv aus – und führt zu entsprechenden Firmenansiedlungen.“

London indes fällt im Europa-Ranking der Standorte deutlich zurück. Dort würden die Mietpreise in den nächsten Jahren nur noch im Schnitt um 0,7 Prozent jährlich zulegen. Ein Grund sei das ohnehin hohe Preisniveau in der Finanzmetropole. Zudem gebe es viele neue Flächen.

Frankfurt profitiert nur zum Teil

Aber auch der Brexit spielt eine Rolle: „Die Verunsicherung über den Brexit und dessen Auswirkungen auf die Londoner Finanzbranche sind ein Grund für die niedrige Mietpreisprognose“, so die Begründung. Schließlich bereiteten einige Finanzinstitute ihren Abgang vor.

Frankfurt könne davon aber offenbar nur zum Teil profitieren, wie Scope feststellt: „Der Frankfurter Büroimmobilienmarkt, der häufig als ein großer Gewinner des Brexit gehandelt wird, konnte sich gegenüber der Vorjahresprognose nicht verbessern“, heißt es in der Analyse. Für die kommenden fünf Jahre werde ein Mietpreiswachstum in Höhe von 2,7 Prozent pro Jahr erwartet – Platz sieben der Top 20 in Europa.

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In Hamburg verzeichnete Scope indes eine spürbar höhere Nachfrage nach Büroflächen. Im ersten Halbjahr würden 20 Prozent mehr Büros gesucht als im Vorjahreszeitraum. München dagegen verliere etwas an Dynamik.

„Natürlich hat München gewaltige Pfunde, sowohl im verarbeitenden Gewerbe – da sind die Leitbranchen aus der Industrie stark vertreten“, sagt Manfred Binsfeld. „Aber die Wachstumsraten sind eben nicht mehr so hoch wie aktuell in Berlin.“

Dieser Artikel erschien zuerst auf Welt.de.

Grafiken: Die Welt