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pokemon_business Sie sind überall – Pokémon und Zocker mit ihrem Smartphone. Doch wer verdient daran?

In den Stores von Apple und Google gibt es nicht viele Apps, die es in kurzer Zeit geschafft haben, zu einem Hype zu werden. Zu jenen, denen das gelang, zählen Spiele wie Angrybirds, Clash of Clan, Flappy Birds oder Candy Crush.

Das seit gestern auch in Deutschland gestartete Pokémon Go hat das Potenzial, alle diese Hype-Vorgänger zu überholen. Innerhalb von 24 Stunden wurde es die weltweit meistheruntergeladene App bei Apple sowie bei Google. Vorsichtige Schätzungen gehen allein im Startland USA von mehr als 20 Millionen Nutzern aus.

Das Spiel selbst ist kostenlos – doch die Spieler können im Spiel virtuelle Gegenstände kaufen, die ihnen beim Pokémon-Fangen und -Trainieren helfen. Die teuersten Kisten dieser virtuellen Währungen kosten 99 Dollar. Und schon jetzt steht Pokémon Go an erster Stelle der umsatzstärksten Programme in Googles und Apples App-Stores. Wer verdient nun an dem Hype?

Erster absolut offensichtlicher Profiteur ist der japanische Spielehersteller Nintendo. Die Aktie des Pokémon-Lizenzrechte-Inhabers schoss in den vergangenen Tagen von umgerechnet 125 auf über 210 Euro – und steigt weiter.

Dabei ist Nintendo nicht einmal die Firma, die das Spiel programmiert hat. Die Japaner vergaben lediglich die Lizenzrechte an den kleinen Pocket Monstern, die sie 1996 erstmalig für den Gameboy veröffentlichten.

Sechs Milliarden Dollar App-Store-Einnahmen

Doch Nintendo besitzt diese Rechte nicht alleine, sondern gemeinsam mit der Ausgründung Pokémon Company, die wiederum zum Teil Nintendo gehört. Beide Firmen bekommen gemeinsam laut Analystenschätzungen lediglich etwa 40 Prozent der Einnahmen aus Pokémon Go.

Dass Nintendos Wert an der Börse dennoch um über zehn Milliarden Dollar zulegen konnte, dürfte in den Anleger-Fantasien über kommende weitere Klassiker-Revivals für Smartphones aus Nintendos Marken-Schatz resultieren, die Nintendo bislang immer abgelehnt hatte. Wie wäre es mit Augmented-Reality-Zelda oder Super Mario VR auf dem iPhone?

Weitere 30 Prozent – und damit mehr als Nintendo selbst – verdienen Apple und Google an den Umsätzen, die die Spieler in den jeweiligen App Stores machen. Beide Unternehmen begründen diese hohe Umsatzbeteiligung bei den App-Einkäufen mit den Kosten der Abrechnung und dem Service im App-Store.

Apple nahm damit im vergangenen Jahr sechs Milliarden Dollar ein. Aktuell sieht sich der Konzern wegen der hohen Quote herber Kritik ausgesetzt. Denn Inhalteanbieter wie Spotify kritisieren diese Kosten als zu hoch und ungerechtfertigt.

Spielestudio gehört selbst zu Alphabet

Apples Konkurrent Google verdient nicht nur direkt an den Umsätzen der Spieler im Play Store, sondern auch indirekt. Denn der Erfinder des Spielprinzips von Pokémon Go, das Spielestudio Niantic Labs, ist eine Ausgründung von Googles Mutter-Holding Alphabet.

Das Spielestudio wurde von Ingenieuren des Google-Kartendienstes Maps zuerst als Start-up innerhalb von Google gegründet, um Augmented-Reality-Spiele (AR) auf Basis der Maps-Daten zu schaffen.

Der erste Erfolg war das AR-Massenstrategiespiel Ingress. Auf Basis der Ingress-Software und der aus dem Spiel gewonnenen Location-Daten und Erfahrungen programmierten die Niantic-Labs-Programmierer nun Pokémon Go. Niantics wurde im vergangenen Jahr von Google ausgegründet, doch die Google Mutter-Holding ist weiterhin mit Risikokapital an dem Startup beteiligt. Ein weiterer Investor ist Nintendo.

Wie viel Niantic nun wert ist, lässt sich bislang nicht absehen. Die Weiterentwicklung dürfte davon abhängen, ob Pokémon Go dauerhaft erfolgreich ist. Um das Wertpotenzial zu erfassen, lohnt ein Blick auf den finnischen Spieleentwickler Supercell, der den Dauer-Hit Clash of Clans in die App-Stores gebracht hat. Die Firma wurde vor einem Monat für über 8,6 Milliarden Dollar vom chinesischen Internet-Konzern Tencent aufgekauft.

Auch Restaurants und Cafés verdienen mit

Ein weiterer Profiteur des Hypes ist das Gaming-Start-up Unity Technologies, das die Softwareplattform für die Interaktion der Pokémon-Spieler mit der realen Welt entwickelt.

Die Firma konnte soeben eine Finanzierungsrunde von Risikokapitalgebern abschließen – und sammelte 181 Millionen Dollar ein. Damit steigt die Gesamtbewertung der Firma auf über 1,5 Milliarden Dollar. Die Investoren dürften bei ihrem Investment zu diesem Kurs bereits den kommenden Erfolg von Pokémon Go einberechnet haben.

Ganz unverhofft verdienen aber auch ganz andere Unternehmen an Pokémon Go. So pilgern viele Spieler aktuell in jene Cafés, Museen, Geschäfte oder Restaurants, die zu virtuellen Trainings- und Turnierplätzen der Pokémons gekürt wurden. Schon haben erste Restaurants Schilder an den Eingang gehängt: „Pokemon Go-Training nur für zahlende Kunden.“

Tipp: 15 Gründe, warum Pokémon Go die erfolgreichste App aller Zeiten werden könnte:

15 Gründe, warum Pokémon Go die erfolgreichste App aller Zeiten werden könnte

Dieser Artikel erschien zuerst auf Welt Online.

Bild: Getty Images / JOSEP LAGO