GettyImages-642294891

Jährlich kommen Speditionen und anderen Unternehmen Tausende Europaletten, Obstboxen und Fleischkisten abhanden. Sie gehen entweder verloren – oder werden geklaut. Denn der Weiterverkauf der Ladungsträger bringt Geld. Aufsehen erregte vor einigen Jahren etwa der Fall eines BASF-Mitarbeiters, der dem Konzern jahrelang Europaletten klaute und damit Millionen verdiente.

Palettenschwund entsteht aber zum Beispiel auch, wenn eine Spedition 25 Paletten eines Konservenherstellers verlädt, später aber nur 20 zurückgibt. Denn: Den Europaletten liegt ein Tauschsystem zugrunde, bei dem die Paletten bestimmte Kriterien erfüllen müssen, um im Kreislauf zu bleiben. Tun sie das nicht, muss sie der Verlader nicht akzeptieren. Ein Startup will nun eine Lösung für das Problem gefunden haben.

Um Paletten- und Kistenschwund einzudämmen, haben sich drei Gründer im niedersächsischen Bad Pyrmont etwas einfallen lassen: eine App namens Poolynk, mit der die Versender von Waren (zum Beispiel Großbäckereien), die Empfänger (zum Beispiel Supermärkte) und Transportunternehmen nachvollziehen können, wer wem wie viel „Leergut“ schuldet. „Mittelgroße Speditionen mit etwa 50 Lkw verlieren durch Palettenschwund jährlich bis zu 100.000 Euro“, so Stephan Collisi, Mitgründer des gleichnamigen Unternehmens hinter der App.

Poolynk soll vor allem die Zettelwirtschaft bei der Paletten-Übergabe beenden: Verbindlichkeiten werden normalerweise auf sogenannten Palettenscheinen festgehalten. Doch bis die von der Fahrerkabine zur Weiterverarbeitung in einem Büro landen, können Wochen vergehen. „Eine zeitnahe Abstimmung mit dem Partner ist da nur schwer möglich“, erklärt Collisi. „Mit uns können Spediteure und Verlader an der Laderampe direkt erfassen, wer wie viele Paletten an wen zurückgeben muss.“ Eine Bestätigung sei dann sofort für beide Seiten digital verfügbar. Über Schnittstellen würden die Daten in die Warenwirtschaftssysteme der Anwender gelangen, so Collisi. Die Android- und iOS-App funktioniert auf Smartphones und Tablets.

Ist der jeweils andere Partner an der Verladerampe kein Poolynk-Nutzer, kann der Palettenschein in der App abfotografiert werden, woraufhin das System die Daten erfasst und dokumentiert. Pro umgeschlagenem Ladungsträger und Anwender berechnet Poolynk einen Viertel Cent. Bei 25 übergebenen Paletten müssten Verlader und Spediteur also jeweils rund sechs Cent für die Buchung zahlen.

Gegründet wurde Poolynk im vergangenen November. Zu Beginn seien es noch 15.000 Ladungsträger gewesen, die über das System verfolgt wurden, so das Unternehmen. Nun würden sich die Buchungen im mittleren sechsstelligen Bereich bewegen. Collisi und sein Mitgründer Martin Nether waren bei Pooling-Dienstleistern tätig, bevor sie sich dazu entschieden, ein digitales Ladungsträger-Tracking aufzubauen. Als CTO kam Helge Plehn von einem Hamburger Systemhaus dazu. In der Seed-Runde beteiligten sich ein privater bayerischer Investor und die Stadtsparkasse Bad Pyrmont an dem Unternehmen.

DB Schenker und die Lkw-Sparte von Daimler hätten bereits Interesse an der Lösung bekundet, erzählt Collisi. Nun arbeite man daran, die mobile App in den entsprechenden Stores der Unternehmen verfügbar zu machen. Ganz aus den Händen geben wollen sie ihre Idee aber nicht: „Wir wollen unbedingt, dass Poolynk für alle zugänglich bleibt“, so der Gründer.

Bild: Getty Images/Alistair Berg