My Molo beim diesjährigen Ikarus Festival

Regen, immer wieder Regen. Deutsche Sommer sind gerne unbeständig und nass. So auch an einem Tag im Jahr 2009, als Nico Marotz auf einem Festival versuchte, im strömenden Regen und mitten im Matsch sein Zelt aufzubauen. Schlafsäcke und Klamotten – alles war komplett durchweicht.

Das brachte den heute 32-Jährigen, der früher bei Rockets Wäschestartup Zipjet und bei dem Online-Reifenhändler Tirendo arbeitete, auf eine Idee: Er wollte ein kleines Haus entwickeln, das so schnell aufzubauen ist wie ein Zelt, aber so viel Komfort bietet wie ein Hotel.

Bis aus der Idee ein Unternehmen wurde, vergingen acht Jahre. Solange dauerte es, bis Marotz das richtige Team beisammen hatte: Gemeinsam mit seinem Freund Fritz Ramisch gründete er im Frühjahr 2016 MyMolo, was so viel heißen soll wie „My Mobile Lodge“. Das erste Modell der kleinen mobilen Hütte zimmerten die Freunde im eigenen Schrebergarten, unterstützt von ihrem Mitgründer Mathias Schäfer, ein gelernter Tischler.

Mittlerweile lässt das Startup die Lodges von einem Metallbau-Unternehmen fertigen. Von außen wirkt es, als seien die Hütten aus Holz, sie bestehen aber aus Stahl und Aluminium. Wie viel sie so ein Haus in der Herstellung kostet, wollen die Gründer nicht verraten.

Die Gründer springen auf einen US-Trend auf

Neben einem Bett sind die knapp vier Quadratmeter großen Hütten mit Strom, Kühlschrank, Wlan, Spiegel und einem Schrank ausgestattet. Eine Toilette befindet sich nicht darin.

Die Gründer springen mit ihrer Idee auf den US-Trend der sogenannten Tiny Houses auf. Gerade in Metropolen mit wenig Platz haben Architekten in den vergangenen Jahren verschiedene Konzepte vorgestellt. So auch der Architekt Van Bo Le-Mentzel: Er hat ein kleines Haus entwickelt, das für 100 Euro monatlich vermietet werden soll.

Das Gründertrio aus Brandenburg will seine kleinen Hütten allerdings nicht zur Dauermiete anbieten. Stattdessen fahren sie mit einem Lkw von Festival zu Festival und bauen vor Ort ein kleines Dorf auf. „Die Hütten lassen sich wie eine Ziehharmonika zusammen- und auseinanderfalten“, erklärt Mitgründer Ramisch im Gespräch mit Gründerszene. Zusätzlich stellt das MyMolo-Team Toiletten auf und eine Rezeption. Zusammen soll das eine Art Pop-Up-Hotel ergeben, gebucht werden kann online.

Ramisch sagt: „In diesem Sommer haben wir mit 36 mobilen Hotelzimmern rund 20 Festivals und Sportveranstaltungen besucht“, darunter Melt und Wacken. Die Übernachtungen im Pop-Up-Hotel werden im Paket verkauft: Durchschnittlich zahlen zwei Personen für vier Nächte 500 Euro. Das macht also etwa 60 Euro pro Kopf und Nacht.

Genaue Umsatzzahlen wollen die Gründer nicht verraten. Aus den Zahlen geht aber hervor, dass er im niedrigeren sechsstelligen Bereich liegt.

Glaubt man den Gründern, läuft das Geschäft dennoch gut: Im nächsten Jahr wollen sie schwarze Zahlen schreiben. Auch war bereits in dieser Saison das mobile Hotel nach eigener Aussage stets ausgebucht, es soll Wartelisten gegeben haben. Mehrere Hundert Übernachtungen hätten sie gezählt, so Ramisch. 2018 sollen es schon mehr als doppelt so viele sein.

Finanzierung mit eigenem Geld – und per Bankkredit

Bisher finanzieren die Gründer ihr Startup vor allem aus eigener Tasche und über einen Bankkredit, wie Ramisch sagt. Zusätzlich hat MyMolo im vergangenen Jahr 100.000 Euro aus EU-Fördertöpfen bekommen. Doch um neue Hütten dazu zu kaufen, reicht das Geld nicht. Daher läuft aktuell eine Crowdfunding-Kampagne über Startnext für das Startup. Bis Mitte September wollen die Gründer so 25.000 Euro einsammeln, um damit einen Kredit für den Bau der nächsten 40 Lodges finanzieren zu können. Wie hoch dieser Kredit insgesamt sein soll, wird bei den Kampagneninformationen nicht verraten, auch finden sich dort keine Geschäftszahlen.

Festivals sind ein Saisongeschäft. Doch auch im Winter stehen die MyMolo-Häuschen nicht leer. Die Gründer vermieten einige an ein Berliner Hotel, das sich auf „außergewöhnliche Wohnkonzepte“ spezialisiert hat.

Rund zehn Häuschen verleiht MyMolo außerdem an die Caritas. Auf dem Gelände einer Berliner Kirche können von November bis März Obdachlose in den Holzhütten übernachten. Eine zusätzlich eingebaute Heizung soll die Wohnungslosen nicht nur vor Regen schützen, sondern auch vor Kälte.

Bild: MyMolo