aische pervers gruenderszene

„Porno-Sternchen“, so will sie auf keinen Fall genannt werden. Mit der Verniedlichungsform kann sie als bekanntester deutscher Amateur nichts anfangen. Tatsächlich ist „Aische Pervers“ aber für weit mehr als nur ihre expliziten Videos bekannt. Auf Youtube etwa zeigt die 29-Jährige keine nackte Haut. Dafür berichtet sie selbstironisch aus ihrem Leben, oder macht sich über Teenie-Magazine wie die Bravo lustig. Ganz ohne Sex kommt der Kanal aber nicht aus. Das reicht von Erklärstücken à la „Mein erster Gangbang“ bis hin zu Live-Sexcalls, in denen sie dem Anrufer mit dem Geräusch ihrer elektrischen Zahnbürste einen Vibrator vorgaukelt.

Im Gespräch mit der Berlinerin wird schnell klar: Das ist kein „blondes Dummchen“, sondern eine selbstbewusste und intelligente Frau, die für ihren Erfolg sehr strategisch vorgeht. Wer ihre Facebook- oder Instagram-Seite kennt, erwartet eine halbnackte Venus mit Schmollmund. Zum Interview aber erscheint sie mit Cappy, Hip-Hop-Klamotten, hochgeschlossen gekleidet, fast brav.

Aische, das sei natürlich nicht ihr richtiger Name, stellt sie klar. Denn obwohl sie gerne in der Öffentlichkeit stehe, lege sie genauso viel Wert auf ihre Privatsphäre. „In Berlin fahre ich nicht einmal Bus oder Bahn“, gibt sie zu. Die Chance, dabei etwa auf einen unbedachten Fan zu stoßen, sei zu groß. Denn wer sie nicht aus der Erotikbranche kennt, dürfte einen ihrer zahlreichen TV-Auftritte gesehen haben. Bei DSDS, Supertalent, X-Diaries, Berlin Tag und Nacht, Frauentausch, Exklusiv oder Polizeiruf 110 hatte sie Sendezeit. Sogar bei der US-Serie Homeland spielte sie mit, wenn auch nur in einer kleinen Nebenrolle.


Daneben ist sie besonders in sozialen Netzen stark: 110.000 Follower auf Facebook, 15.000 bei Instagram und bis vor kurzem hatte sie vier Millionen Klicks auf Youtube. Doch dann wurde der Kanal ohne Vorwarnung gesperrt – und das zum wiederholten Mal.

Angefangen hatte sie auf der Video-Plattform bereits 2006. „Ich wollte dort Werbung machen, um mehr Pornos zu verkaufen“, gibt sie zu. Doch Youtube macht ihr einen Strich durch die Rechnung. Nach nicht einmal einem Monat ist der Kanal gesperrt. Ein Jahr später startet sie einen zweiten Versuch. Diesmal dreht sie Musikvideos nach – und wird noch im selben Jahr erneut gesperrt. „Weil ich damals nicht wusste, dass es die Gema gibt“, lacht sie.

Für ihren nächsten Versuch habe sie dann einfach gefilmt, was sie mache, wo sie hingehe. Die ersten 5.000 Abonnenten kommen schnell zusammen. „Die mochten mich so, wie ich bin“, erzählt sie beinahe verwundert. Aber die Begeisterung hält nicht lange an, denn durch ein Versehen löscht ihr Freund den Kanal. Sie startet den vierten Versuch: Die Nutzer kommen erneut, klicken ihre Videos häufig über 100.000 mal. Sie verdient so durch Youtube und mit nur wenig Aufwand 200 Euro im Monat dazu.

Doch dann, Ende 2015, setzt Youtube erneut den Rotstift an – und sperrt ihren Account. „Wegen Spam“, sagt sie sichtlich genervt. Ihre wochenlangen Diskussionen mit Youtube führen nicht zum Erfolg. Anfang dieses Jahres startet sie wieder neu. In den ersten drei Wochen konnte sie bereits 3.000 Abonnenten gewinnen. Doch das ist ihr zu wenig. „Ich bin wahnsinnig ungeduldig“, gibt sie zu.

Warum die Berlinerin so exzessiv auf Youtube setzt, hat mehrere Gründe. Zum einen mache es ihr einfach Spaß. Zudem sei es ein Ausgleich zum Leben als Pornostar, in dem sie nur eine Kunstfigur verkörpere. Durch ihre Youtube-Videos werde sie auf der Straße erkannt. Aber nicht, „weil ich die Alte aus den Pornos bin, sondern weil man mich von Youtube kennt“, strahlt sie. „Das ist für mich ein tolles Gefühl.“

Dass sie vor etwa zehn Jahren im Porno-Business landen würde, war so nicht vorhersehbar. Als sie ihren ersten Erotikfilm dreht, steht sie kurz davor, ihr Studium abzuschließen: Deutsch und Theologie auf Lehramt. Sie gehört zu den besten ihres Jahrgangs. Ihre Universität hatte ihr bereits eine Dozentenstelle angeboten. Wegen ihres ungewöhnlichen Styles nennen ihre Professoren sie liebevoll „die Barbie“.

Mit ihrer heutigen Rolle hat sie sich aber dennoch angefreundet. Wenn sie auf Facebook als „dumme Hure“ oder „hässliche Nutte“ beschimpft wird, störe sie das nicht. Nur wenn es persönlich wird, „werde ich aggressiv“, sagt sie.

In Zukunft möchte sie „weg vom Porno und mehr in andere Medien“. Was genau das bedeutet? „Ich habe jetzt einen Z-Promi-Status und möchte am liebsten A-Promi werden.“

So richtig ernst scheint sie das aber nicht zu meinen. Denn nebenbei schaut sie sich nach anderen Möglichkeiten um. Am Wochenende legt sie als Djane auf, vorher hat sie eine entsprechende Ausbildung gemacht. Und wenn Zeit ist, macht sie Musik. Mit ihrem Song „Caffé Latte“ trat sie bei DSDS vor Dieter Bohlen auf, in Begleitung ihrer Freundin Micaela Schäfer. Wirklich ernst gemeint ist auch das nicht. Und zu DSDS sei sie nur gegangen, „weil mich das Supertalent nicht haben wollte“, lacht sie.

Ihren Lebensunterhalt nur mit Social Media zu verdienen, das könne sie sich nicht vorstellen. Sie bleibe da lieber realistisch. Zwar mache sie von E-Mails bis Fotos fast alles mit ihrem Handy, aber einen privaten Facebook-Account habe sie erst gar nicht. Das „kostet zu viel Zeit“. Außerdem habe sie keine Lust, alten Klassenkameraden oder Verwandten über den Weg zu laufen.

Was sie sonst mit ihrem Smartphone macht, möchte ich wissen. Sie überlegt, zeigt mir dann eine App: „Star Trek“. Sie muss lachen. „Ich bin ein Trekkie!“

Bild: Aische Pervers