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Fabian Thylmann auf der Noah-Konferenz in London

Es ist wohl leichter, ein Interview mit dem Papst als mit Fabian Thylmann zu bekommen. Der Mann aus Aachen, dessen Firma bekannte Sexseiten wie Pornhub und Youporn gehört haben, hält sich in der Öffentlichkeit lieber bedeckt. Er spricht nicht gerne darüber, wie er es schaffte, ein Porno-Imperium aufzubauen, das bis zu 500 Millionen Euro Jahresumsatz gemacht haben soll, und das er 2013 verkauft hat.

Er redet auch nicht gerne darüber, warum die Staatsanwaltschaft gegen ihn wegen des Verdachts auf Unternehmenssteuer-Hinterziehung ermittelt hat – und er sogar eine Freiheitsstrafe zu einem Jahr und vier Monaten auf Bewährung wegen nicht gezahlter Steuern bekommen hat.

Ein Redakteur der Süddeutschen Zeitung hat es dennoch geschafft, mit dem 39-jährigen Tech-Unternehmer ins Gespräch zu kommen. In der aktuellen Wochenendausgabe der SZ ist das komplette Interview zu lesen. Und hier sind einige wichtige Aussagen:   

  • Thylmann über seine ersten Schritte im Porno-Geschäft:
    „Ich habe schon als Schüler viel programmiert und war später mit 18 Jahren oft in Chatrooms unterwegs und bin dabei über diesen Bereich gestolpert… Ich habe dort Leute kennengelernt und angefangen, für sie zu arbeiten. Wir haben Pornowebseiten gebaut. Und dann haben wir eine spezielle Software gebraucht, um Webmastern, die auf uns verlinken, eine Provision zu zahlen. Da uns keine bestehende flexibel gut genug war, habe ich selbst eine geschrieben. Als ich fertig war, haben wir das Programm jemandem gezeigt, der es toll fand und gekauft hat… Mit 28 Jahren hatte ich meine erste Million.“
  • Über den Kauf der kanadischen Firma Mansef, die Sexseiten wie Pornhub betrieb:
    „Dieses Unternehmen hat fünf jungen Kanadiern gehört, die sich vom Tischfußball kannten. Die waren noch jünger als ich damals, haben auch als Webmaster von Pornoseiten angefangen und sind in dieses Geschäft so reingeschlittert. Sie hatten ein Team von 200 Mitarbeitern, die sehr gut geführt wurden. Das war ein Asset, um darauf aufzubauen und zu expandieren.“
  • Über einen unbekannten Investor, der ihm mit 362 Millionen Dollar für die Expansion gegeben hat:
    „Dieser Investor war ein anonymer Fonds in New York. Das war eine Abschirmung für die eigentlichen Geldgeber, die sich, soweit ich weiß, bis heute nie dazu geäußert haben. Es handelt sich jedoch um bekannte und seriöse Finanzierungspartner. Pornos haben bei Banken keinen guten Ruf, damit will niemand etwas zu tun haben. Da ist es leichter, für einen Waffendeal Geld zu bekommen.“
  • Über den vereinfachten Zugang zu Pornos für Kinder und Jugendliche:
    „Das ist ein Thema, mit dem ich eher ein Problem hatte, weil ich selbst Kinder habe. Aber man muss sich irgendwann überlegen: Wie schlimm ist es wirklich, wenn ein 14- oder 15-Jähriger so etwas sieht? Haben wir früher nicht alle irgendwelche Sexheftchen angeschaut?… Ich bin immer noch der Meinung, dass die Eltern ihre Kinder aufklären müssen.“ 
  • Über die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf Hinterziehung von Unternehmenssteuern: „Schwieriges Thema. Ich habe vergangenes Jahr eine Verständigung mit dem Finanzamt erzielt, keiner hat entschieden, wer recht hat und wer nicht… Es (Anm. d. Red.: Das Firmengeflecht der Firma mit dem Hauptsitz in Zypern) war so angelegt, um gut investieren zu können. Alle anderen Länder, in denen wir Büros hatten, haben nie gefragt, wieso wir nicht mehr Steuern gezahlt haben. Ich kann es nicht nachvollziehen, wieso das in Deutschland anders ist.“
  • Über seine Verurteilung wegen Steuerhinterziehung und seine Bewährungsstrafe: „Das war ein anderes Verfahren, da ging es um meine privaten Steuern.“
  • Über die nächsten Herausforderungen: „Ich investiere in Startups und habe unter anderem die Foto-App Frontback gekauft, mit der man ähnlich wie bei Instagram seine Bilder mit Freunden teilen kann. Wir müssen noch viel daran arbeiten, aber die App hat jetzt schon User auf der ganzen Welt. Mir ist völlig klar, dass dieser Markt mit Instagram und Snapchat sehr voll ist. Das ist eine extreme Herausforderung, aber es macht mir Spaß, gerade weil es so schwierig ist. Und ich habe den Luxus, dass ich mir Zeit lassen kann. Ich habe ja genügend Geld.“