Attila Hildmann
Vegan-Koch Attila Hildmann ist für seine aggressiven Äußerungen bekannt

Im Mai eröffnete der YouTube-Star Attila Hildmann seinen ersten veganen Imbiss in Berlin-Charlottenburg. In der vergangenen Woche schrieb die Tagesspiegel-Autorin Susanne Kippenberger eine Kritik über den Burger-Laden und ließ kein gutes Haar am „Imbiss des Gottkochs der Veganer“. Von Gummi-Tofu, labberigen Dinkelbrötchen und verschwitzten Mitarbeitern ist die Rede. Und einer Wolke aus Fritteusenfett, die die vegane Snackbar ausfüllt.

Diese Kritik ließ Attila Hildmann nicht sich sitzen, konterte mit einem aggressiven Facebook-Post, in dem er sich und sein Restaurant verteidigt. Der Tagesspiegel-Redaktion erteilt der vegane Gastronom Hausverbot, beleidigt die Autorin und droht ihr mit Gewalt. Knapp 1.000 Kommentare gab es unter diesen Facebook-Beitrag, die meisten mit Stimmen gegen Hildmann.

Zwei Tage später scheint sich das Gemüt des Kochs beruhigt zu haben. In einem weiteren Facebook-Post zieht er das Hausverbot zurück und lädt im Gegenzug verschiedene Journalisten zu einem Probeessen ein. Der Clou: Sollte die Mehrheit der Gäste den fleischlosen Burger tatsächlich nicht mögen, würde Hildmann vor laufender Kamera ein Steak essen. Seiner Einladung hängt er ein Bild an, auf dem der muskulöse Deutsch-Türke mit einer Pumpgun zu sehen ist.

 

3 scharfe Waffen @daisho_bioenergy #pumpgun #daisho

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Von einem Shitstorm in den nächsten

„Keiner der Journalisten braucht Bodyguards mitnehmen, ich werde ruhig bleiben, es sei denn, sie schreiben oder sagen wieder irgendeine Scheiße, dann werde ich diesmal komplett ausrasten“, schreibt er dazu. Für seine Beleidigungen und Drohungen habe er sogar eine Strafanzeige bekommen, brüstet sich der Koch in den sozialen Netzwerken. Die Polizei Berlin wollte sich dazu nicht äußern. Er bereue seinen Kommentar über die Tagesspiegel-Kritik nicht, erzählt er gegenüber Gründerszene grinsend, schließlich ziehe der Beitrag ja große Kreise. Reines Kalkül also? „Nein, das war eine emotionale Reaktion“, antwortet der Koch.

Im Sommer ist ein junger Mann zusammengebrochen, als er im Rahmen von Hildmanns „Hellfire Contest“ den nach Hildmanns Aussagen „schärfsten veganen Burger der Welt“ gegessen hat. Hildmann veröffentliche Fotos von seinem Kunden, wie er von Sanitätern behandelt wird und machte sich im Internet über den Mann lustig. Der Shitstorm folgte.

Und auch das ist Hildmann: Der selbsternannte Veganator legt Wert darauf, seine Merch-Artikel CO2-neutral zu verschicken, fährt aber einen Porsche 911 mit eigens angefertigter Lederausstattung. Die Begründung: Sportwagen seien klimafreundlicher als Tierhaltung. „Ich bin ein pragmatischer Veganer“, so Hildmann. „Veganismus ist ja keine Religion.“

Leere Versprechungen

Nach dem Medienrummel der vergangenen Tage lud der Gastronom nun Journalisten in seinen veganen Imbiss zum PR-Zirkus ein, die Burger selber zu testen. Rund 30 Redakteure waren gekommen, um einen Videoclip über Umwelt und Tierwohl anschauen zu müssen, bevor Hildmann mit einer beherzten Rede fortfuhr. Ihm schien das Thema so nahe zu gehen, dass er sich Tränen verkneifen musste. Ob sie echt waren, sei dahingestellt. Danach gab es die kritisierten veganen Cheeseburger mit einem Patty aus Kichererbsengemüse und Süßkartoffelpommes mit veganer Mayo.

Alle Journalisten sollten einen Feedback-Zettel mit Namen ausfüllen. Die Pumpgun habe er nicht dabei, versichert Hildmann.

Unser Eindruck: Weder die Pommes noch das Dinkelbrötchen waren matschig. Dafür schmeckte der Burger als Gesamtpaket eher fade. Wir geben vier von zehn Punkten. Eine andere Redakteurin empfand das Fast Food ebenfalls nur mäßig, gab allerdings sieben Punkte. So fiel auch das Endergebnis aus, der Großteil vergab eine gute Bewertung – bevorzuge aber dennoch Fleisch.

Zur Erinnerung: Hildmann hatte vorab versprochen, ein Steak zu essen, würde sein Burger durchfallen. Die Show erreichte ihren Höhepunkt, als der Veganer seinen Porsche vor dem Restaurant wegfährt, um Platz für einen Viehtransporter zu machen. Darin: Ein Kälbchen und eine Ziege. Mit bedrückter Miene und einem Fleischermesser stellte sich Hildmann vor die Tiere und rief seine Gäste mit zittriger Stimme dazu auf, die Tiere für ihn zu schlachten. Er selber würde es nicht tun.

Es folgte ein Monolog gegen Massentierhaltung sowie gegen fleischhaltige Ernährung und eine herzzerreißende Fotosession, wie der muskelbepackte Tierliebhaber das Kälbchen streichelt.

Mit Versprechen hat er es wohl nicht so. Mit Klimafreundlichkeit auch nicht: Das restliche Essen wurde am Ende weggeworfen.  

Bild: Lisa Ksienrzyk / NGIN Food