Christian Wegner ProSiebenSat.1
Christian Wegner ProSiebenSat.1 Christian Wegner, Vorstand New Media & Diversification bei ProSiebenSat.1, will den Umsatz im Digitalgeschäft bis 2018 mehr als verdoppeln.

Bastelt ProSiebenSat.1 an einer neuen Digitalstrategie?

Dass sich ProSiebenSat.1 mit digitalen Geschäftsmodellen nicht auseinandersetzt, kann man der Sendergruppe sicherlich kaum vorwerfen. Immerhin sind die Münchener auch in der Startup-Szene seit Jahren eine feste Größe: Mit SevenVentures wird in (zumeist) digitale Geschäftsmodelle investiert, mit Epic Companies wurde sogar ein eigener Inkubator aufgebaut – auch wenn der sich allem Anschein nach nicht so entwickelte, wie zunächst geplant. Auch ein eigenes Accelerator-Programm gibt es.

Diesen Ansätzen gemein ist, dass sie bislang meist recht weit entfernt vom Kerngeschäft lagen: Preis24.de, Baby-Markt.de oder das im vergangenen Herbst an Delticom verkaufte Tirendo haben nicht viel mit dem Unterhaltungsgeschäft zu tun – außer dass ProSiebenSat.1 als „Zahlungsmittel“ für die Geschäftsanteile mit Werbezeit bezahlen kann. Und die wiederum hilft den Reichweite-suchenden Startups, so zumindest die Theorie.

Allerdings scheint man in München mit dieser Strategie alleine nicht ganz glücklich zu sein. Stattdessen wagt sich die ProSiebenSat.1-Gruppe immer stärker selbst ins digitale Geschäft. Nachdem zuerst mit Ampya ein Musik-Streamingdienst à la Spotify gestartet wurde, hat sich der Unterhaltungskonzern gerade am Konkurrenten Deezer beteiligt – und mit der eigenen Streaming-Tochter dafür bezahlt. Zuvor wurde mit Aeria Games die eigene Spiele-Sparte deutlich gestärkt.

Wie Digitalvorstand Christian Wegner nun der Wirtschaftswoche verriet, soll es dabei nicht bleiben: Sein Unternehmen wolle stärker auf Übernahmen digitaler Geschäftsmodelle setzen und sich vom Werbemarkt unabhängiger machen. Gekauft werde eher im unteren und mittleren Millionen-Euro-Bereich, man baue lieber auf drei, vier Unternehmen in dieser Größenordnung, die zusammenpassen und in Gänze mehr wert sein sollen als die Summe ihrer Teile, so Wegner. Bis 2018 solle der Umsatz im Digitalgeschäft auf etwa eine Milliarde Euro verdoppelt werden.

Demnach würde sich ProSiebenSat.1 nach dem Verkauf durch die früheren Mehrheitseigner KKR und Permira vom bisherigen Digitalkonzept entfernen und statt kleinerer Beteiligungen an sehr jungen Unternehmen auf direktes Wachstum durch Zukäufe setzen. Zumindest wird das durch das gleichzeitige Zurechtstutzen des eigenen Inkubators und das Ausweiten konzernnaher Übernahmen nahegelegt. Ob sich dies auch auf das Beteiligungsgeschäft des Investmentarms SevenVentures auswirken wird?

Bild: ProSiebenSat.1