QTom ist ein interaktiver Musikfernsehsender – Zuschauer können ihr Musikprogramm mit der Fernbedienung an die individuelle Stimmung anpassen. Die Medienexpertin Andrea Frahm sprach mit Oliver Koch, Geschäftsführer und Gründer von QTom, über Smart-TV, die Zusammenarbeit mit Musiklabels und die Konkurrenz.

QTom Oliver Koch

Personalisierbares Musikfernsehen – was unterscheidet euer Musikangebot von den zahlreichen anderen Streaming-Plattformen auf dem Markt? Wie messt ihr euren Erfolg?

Künstler werden bei uns genauer platziert, das heißt unsere sehr komplexe Programmplanung baut auf extrem intelligente Weise und unter der Vorgabe der Redaktion Senderabläufe für jeden Geschmack und jede Situation. Bei QTom (www.qtom.de) läuft nach Mariah Carey kein Kraftklub. Das ziehen wir alles in Betracht. Wir messen den Erfolg an der Verweildauer des Users, und da reden wir im Smart-TV-Bereich von durchschnittlich 45 Minuten. Hier sind wir sowohl im Web als auch im Mobile-Bereich unserer Konkurrenz um ein Vielfaches voraus.

Wie läuft die Zusammenarbeit mit den traditionellen Musiklabels?

Die Labels waren von Anfang an an Bord, und sie haben unser Modell grundsätzlich von Anfang an mitgetragen. Natürlich wollten sie ihre Business-Modell darauf anwenden, inklusive Minimumgarantien, Play-Fees und Ähnliches, was den Einstieg erschwert hat.

Grund dafür ist, dass das klassische Musikbusiness ja in der Vergangenheit eine ganz andere Rolle hatte. Für sie geht es nun in erster Linie um Kompensation für nicht mehr abgesetzte CDs. Auf der anderen Seite ist es für die Labels spannend, ihre Newcomer in unseren zahlreichen Genre-Plattformen zielgruppengerecht platzieren zu können.Diese Möglichkeiten sind ja heutzutage sehr begrenzt. Ich kann nur sagen, dass das Zusammenspiel immer besser wird.

Was war beim Launch von QTom.tv die größte Herausforderung?

Die wichtigste Frage am Anfang war: Wie erstellen wir soviele Programmablaufpläne? Wir wollten Musikfernsehen neu erfinden und dabei das Gute erhalten, nämlich tolle redaktionelle Kompetenz und die Möglichkeit, neue Songs und Künstler zu entdecken. Zum anderen sollte der Service natürlich persönlich auf den Zuschauer zugeschnitten sein, inklusive der Möglichkeit, auf entspannende Art und Weise in das Programm eingreifen und der Redaktion zurufen zu können, was jetzt anders sein sollte.

Und wie kamt ihr auf den Namen QTom?

Unser Ansatz war: Wir haben die Regler für ein eigenes individuelles Musikprogramm. Dafür wurden die Q-me!-Regler entwickelt, die dem Buchstaben Q sehr ähnlich sehen. So sind wir dann auf Q to Music gekommen, daraus entstanden dann QTom und unser Claim: „Your Music rules“.

Ihr bietet seit Neuestem ein Premiummodel an, das für monatlich knapp fünf Euro angeboten wird. Sind weitere Premiummodelle in Planung?

User wollen werbefreie Plattformen. Die gute Nachricht bei unserem neu gelaunchten 4,99-Euro-Modell ist ja, dass alles dabei ist. Wir reden also von doppelter Bandbreite, einer höheren Contentvielfalt in Form von 50 neuen Channels, und das Ganze ohne Unterbrecherwerbung! Egal ob zu Hause am PC oder von unterwegs mit dem iPhone (Wir unterstützen auch das 3G) oder iPad, es gibt überall unbegrenztes Musikfernsehen.

Ich persönlich finde 5 Euro einen super Preispunkt. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir immer noch von Musikfernsehen sprechen. Mehr als 10 bis 15 Euro möchte der User in der Regel nicht ausgeben für ein Musik-TV-Abo. 5 Euro ist toll, und auf dieses Angebot werden wir uns zukünftig konzentrieren.

Wie versucht ihr, die User langfristig zu binden? Gibt es eine kostenlose Testphase?

Wir werden einen Trial anbieten können. Für einen Monat können die Zuschauer QTom Plus kostenlos testen. Wer nicht überzeugt sein sollte, kann monatlich kündigen. So muss es heutzutage auch sein. Man kann User nicht verhaften. Unser Service muss so gut sein, dass er beim Kunden überzeugt.

Wie groß ist das Team von QTom, mit wievielen Leuten seid ihr vor drei Jahren gestartet?

Gestartet sind wir mit fünf Leuten. Mittlerweile sind wir 18 Mitarbeiter. Wir haben eine eigene Musik-Redaktion inklusive Programmierer. Dazu kommt eine Technik-Abteilung, die sich um die neuen als auch um die bestehenden Clients kümmert sowie Business Development, Marketing und Sales. Das Marketing-Team ist für unsere Partner, neue Kooperationen und Pressearbeit zuständig, und Sales arbeitet zusammen mit unseren Vermarktungspartnern daran, das Thema zu platzieren.

Eure Geburtstags-Party fand in Berlin statt, warum nicht am Standort Hamburg?

Für unsere Geburtstagsfeier nutzen wir jedes Jahr die IFA, denn da sind alle unsere Partner, insbesondere die Hardwarehersteller vor Ort versammelt. Wir planen dies auch weiterhin regelmäßig zu tun. Die Party ist eine tolle Gelegenheit, sowohl unseren Partnern als auch unserem tollen Team Danke zu sagen und miteinander unseren Erfolg zu feiern.

Sind Online-Subscription-Services das Zukunftsmodell der Musikindustrie, ja oder nein?

Auf jeden Fall. Die Art, Musik zu konsumieren hat sich komplett geändert. Ich merke es nicht nur an mir selbst, sondern auch bei vielen Leuten in meinem Umfeld, bei denen die Vinyle noch im Schrank stehen. Sobald du dich bei einem Streamingdienst anmeldest, wird sogar iTunes stiefmütterlich behandelt. Was will ich? Ich will Musik, und zwar auf einfachem Wege. Und: Ich will neue Musik kennenlernen.

All das kann ich über einen Streamingservice super abbilden, wobei auch hier noch Optimierungsbedarf besteht. Künstler sollten stärker integriert werden, statt nur ein simples Collaborative-Filtering anzubieten. Ich brauche eine Redaktion, die dafür sorgt, die Cloud mit Neuheiten zu bestücken und zu korrigieren. Unterschiedliche Nutzungsszenarien und Stimmungen des Users müssen abgebildet werden.

Wie siehst du die Lage bei TV, beziehungsweise Film-Streamingangeboten wie Netflix oder Lovefilm?

Das sind die Modelle, die auch den Fernsehherstellern am Ende Freude bereiten, weil hier bereits heute schon Geld fliesst und diese ein Riesen-Mehrwert für den Endkonsumenten darstellen. Abgrenzung ist das Zauberwort. Videotheken braucht man bald nicht mehr. Das große Thema dieses Jahr bei der IFA war ganz klar Smart-TV für den Konsumenten. In diesen Bereichen wird noch sehr viel passieren.

Ihr seid jetzt seit drei Jahren erfolgreich im Markt. Wo liegen eure zukünftigen Prioritäten, was steht im nächsten Jahr an?

An erster Stelle steht für uns momentan, unseren Premium-Service zu optimieren. Es wird Kooperationen geben mit Verlagen, Fernsehsendern und anderen Videoplattformen. Die Social Media Komponente wird bei uns noch wichtiger werden, um die Musik-DNA der User auf allen Plattformen miteinander zu verknüpfen und zu erleichtern. Und im nächsten Jahr steht ganz klar die Internationalisierung von QTom im Fokus.

Bisher haben wir alles aus eigenener Kraft ohne Fremdkaptital aus dem Boden gestemmt. Sowohl unser Backend als auch die gesamte Datenbankstruktur wurden von Anfang an multilingual aufgebaut. Jetzt schauen wir, mit welchem Business-Modell wir wann in welchen Markt gehen. Wir haben bereits diverse Business to Business Modelle hierzulande erfolgreich gelauncht, und wir glauben daran, das auch in anderen Ländern zu können. Mein Partner Tobias Fröhlich und ich sind Überzeugungstäter, und wir wissen, dass unser Weg der Richtige ist.

Oliver Koch, vielen Dank für das Gespräch.