Quantified Self

Quantified Self: mit High-Tech zum Ziel

40 Prozent der Bevölkerung haben sich Anfang des Jahres gute Vorsätze gemacht, doch nur fünf Prozent schaffen es, diese umzusetzen. Nachhaltige Veränderung sind schwer zu erreichen und neben dem eigenen Willen auch von den äußeren Lebensumständen einer Person abhängig. Neben Coaches und Trainern bieten seit einigen Jahren auch diverse Hard- und Software-Hersteller Unterstützung für eine gesündere Lebensweise und 2013 wird von Experten als Jahr der Gesundheits-Apps und Gadgets betrachtet.

So wurden vor kurzem auf der weltgrößten Messe für Unterhaltungselektronik CES zahlreiche Lösungen gezeigt, welche mehr Bewegung, besseren Schlaf oder eine gesündere Ernährung versprechen. Aktivitäts-Sensoren sind einer der Top-Trends, wenn es darum geht, sich zu einem gesünderen Lebensstil zu motivieren. Rund um die Uhr am Körper getragen, sollen die modernen Schrittzähler helfen, sich im Alltag mehr zu bewegen. Die Daten der Fitness-Gadgets lassen sich häufig per Bluetooth auf das Smartphone übertragen und nach verschiedenen Aspekten auswerten, wobei meist auch der Vergleich mit den Aktivitätsdaten der Freunde möglich ist.

Das Bewusstsein für die eigene Aktivität aber auch Spielmechanismen wie der Wettbewerb mit Freunden haben auf viele Menschen eine motivierende Wirkung – eine signifikante Steigerung der Aktivität im Alltag wurde in mehreren Studien nachgewiesen.

Neue High-Tech-Sensoren erfassen dabei neben der Aktivität zahlreiche weitere Parameter, wobei ein neues Verfahren, die optische Messung des Puls am Arm oder Handgelenk derzeit viel Beachtung findet. Erstmals ist es damit möglich, ohne unkomfortablen Brustgurt Pulsdaten zu erfassen, je nach Einsatzgebiet der Geräte auch rund im die Uhr. In Kombination mit der Messung von Hautwiderstand und Körpertemperatur lassen sich so Kalorienverbrauch, Schlafdauer und Schlafqualität aber auch das Stresslevel des Sensorträgers ermitteln.

In den USA erfreuen sich die Sport und Wellness-Gadgets seit Jahren einer wachsenden Beliebtheit – ein Trend, der mit der üblichen Verzögerung nun auch in Deutschland ankommt.

Quantified Self

Die weltweite Vernetzung der Datensammler

Die Entwickler und Anwender dieser Gadgets und Apps treffen sich seit einigen Jahren auf der ganzen Welt, um ihre Erfahrung, aber auch neue technologische Trends zu diskutieren. Quantified Self, so der Name der aus Kalifornien stammenden Bewegung, verbindet dabei Sportler, Patienten und Technikbegeisterte, aber auch Wissenschaftler und Unternehmer, welche sich austauschen und Gleichgesinnte oder Mitgründer suchen.

Seit dem ersten Treffen im Silicon Valley 2008 hat sich diese Kultur in mittlerweile über 100 Gruppen weltweit etabliert, wobei auch in Deutschland regelmäßige Treffen in Berlin und München stattfinden. Hierbei kann ein zunehmendes Interesse an Lösungen zur Erfassung persönlicher Daten und eine deutliche Reifung der Szene beobachtet werden.

Quantified Self made in Berlin

Insbesondere in der Berliner Startupszene erkennt man derzeit großes Interesse an Produkten für einen gesünderen und entspannteren Lebensstil. So möchte das Startup WeCycle (www.wecycle.cc) den Komfort der automatischen Aufzeichnung sportlicher Aktivitäten auf das Radfahren übertragen und schafft mit seiner cleveren Kombination aus Sensor und Smartphone-App eine Innovation im Self-Tracking-Markt.

Interessant an WeCycles Ansatz ist dabei die Möglichkeit, durch den Verkauf von Hardware bereits zu einem frühen Zeitpunkt ein Geschäftsmodell entwickeln zu können, welches durch Dienste auf Basis der generierten Daten erweitert werden kann.

WeCycle

Dass die Erfassung und Auswertung persönlicher Daten nicht nur Spaß und Motivation bringen kann, zeigt MySugr (www.mysugr.com), eine App von Diabetikern für Diabetiker. MySugr wird dabei der Tatsache gerecht werden, dass seine Nutzer krankheitsbedingt teilweise stündlich ihren Insulinspiegel kontrollieren und aufzeichnen müssen. Selbst aktive Nutzer ihrer App, ist es den Gründern und Entwicklern wichtig, durch optimale Usability und ein ansprechendes Design, die unfreiwillige Selbstvermessung so angenehm wie möglich zu machen.

Ein ganz anderes technisches Hilfsmittel bietet das Startup Archify (www.archify.com) mit seiner digitalen Gedächtnisstütze für den Internet-Alltag. Archifys Software speichert die Browserhistorie, den Mailverkehr und die Social-Media-Feeds seiner Nutzer. Das hierdurch entstehende digitale Mindfile kann wie eine persönliche Suchmaschine genutzt und hinsichtlich der eigenen Online-Gewohnheit analysiert werden.

Als „post-tech“ bezeichnet sich das junge Berliner Startup Master & Slave (Arbeitstitel) (www.masterslave.org), welches einen Ausweg aus der Flut an Mails, Anrufen, Status-Updates und Notifications entwickelt. Getreu dem Motto „lean digital lifestyle“ möchte Master & Slave Smartphone-Nutzern eine klare Unterscheidung zwischen Arbeit und Freizeit ermöglichen und seine Anwender beim Abschalten unterstützen.

Am morgigen Donnerstag, 24.01.2013, findet ein Quantified Self Show & Tell in Berlin statt. Um 19:30 Uhr werden zahlreiche Teilnehmer aus der lokalen Startup-Szene in der c-base zusammen kommen. Weitere Informationen zum Programm sowie zur Anmeldung liefert die Meetup-Website.

Bild 1: Nike Fuelband, Bild 2: Basis, Bild 3: www.wecycle.cc