Die eigene Geschäftsidee vor potentiellen Geldgebern und anderen Interessierten zu pitchen, ist eine der Fertigkeiten, die jeder Gründer beherrschen sollte. Und da ein Fahrstuhl ein reichlich ungeeigneter Ort dafür ist, haben junge Startups im Format „Frischlingsfragen“ von nun an die Möglichkeit, sich und ihr Geschäftsmodell kurz und präzise vorzustellen: Gründerszene stellt zehn Fragen, und dieses Mal antwortet QVENDO (www.qvendo.com).

QVENDO

 

Wer seid ihr und was macht ihr?

Reema und Oliver von Quadt, wir sind die beiden Gründer und Geschäftsführer von QVENDO – einem Online-Shopping-Club für Designer-Mode mit Schwerpunkt auf dem indischen Markt. Wir waren vorher beide in den Bereichen Marketing und Sales, hauptsächlich im Online-Umfeld, tätig und haben vor zwei Jahren unsere Jobs an den Nagel gehängt, um uns vollständig auf QVENDO konzentrieren zu können.

Hinter jedem Erfolg steckt eine Vision. Wie seid ihr auf eure Idee gestoßen?

Sehr zufällig. Wir sind beide regelmäßig in Indien unterwegs und haben oftmals erfahren müssen, wie schwierig es ist, dort gute westliche Marken zu kaufen – nicht einmal die Großstädte sind gut versorgt. Die meisten Produkte, die einem in Indien zum Kauf angeboten werden, sind entweder alt, oder teuer, oder beides. Nach eingehender Analyse der rechtlichen Limitationen für den Retail in Indien war uns der Weg dann schnell klar: Indien braucht einen Shopping-Club, der Produkte und Marken anbietet, die es dort sonst nicht zu kaufen gibt – und das ganze zu einem extrem guten Preis, trotz Fracht und Zöllen. Das war der Startschuss von QVENDO.

Noch wichtiger als die Idee ist häufig das Team. Wer sind die Gründer, was habt ihr vorher gemacht und wie habt ihr zueinander gefunden?

Die Frage, wie wir beide zueinander gefunden haben, erübrigt sich wohl… Reema war vor QVENDO viele Jahre als Account Director bei der größten PR-Agentur Deutschlands tätig. Danach hat sie diverse Internet-Startups in den Bereichen strategische PR und Marketing beraten. Ich (Oliver) war vorher als Gründer und Geschäftsführer einer Werbe- und Marketingagentur tätig, die vornehmlich im Consumer- und Markenbereich aktiv war und schwerpunktmäßig Verkaufs- und Lead-Marketing-Kampagnen ausgeführt hat. Davor habe ich NET-Investor gegründet, Deutschlands erstes New Economy Magazin, das dann zu einem signifikanten Anteil von Gruner + Jahr übernommen wurde – bevor des dem Bubbleburst in 2001 als letzter aller Marktbegleiter zum Opfer fiel. Jens Röhrborn arbeitet hauptberuflich als Rechtsanwalt und ist als Seed Investor und Business Angel bei QVENDO mit an Bord.

Viele Gründungsideen sind nicht gänzlich neu. Was ist euer USP und was macht ihr anders als alle anderen?

Technisch gesehen ist QVENDO eine Flash-Sale-Site, so wie wir sie alle kennen: Wir optieren Waren bei den Markenherstellern, und bieten dem Kunden diese als Verkaufsaktion für einen begrenzten Zeitraum an. Bei QVENDO liegen dabei alle Preise unterhalb des UVP.  Wir unterscheiden uns aber dadurch, dass wir nicht nur Overstock, sondern auch aktuelle Kollektionsware anbieten – und außerdem nicht so stark diskontieren wie andere. Der signifikante Unterschied zwischen europäischen Shopping-Clubs und uns ist allerdings der Zielmarkt.

QVENDO ist gänzlich auf den indischen Markt abgestimmt, wo wir es mit einer hohen Nachfrage  nach westlichen Marken bei gleichzeitig mangelnder Verfügbarkeit zu tun haben. In Europa sind es eher Preis und Schnäppchenjagd, die zum Kauf in Shopping-Clubs motivieren. Bei uns kommt Verfügbarkeit, Selektion und Neuigkeit dazu, verbunden mit super Preisen und Lieferung bis zur Haustür – selbstverständlich bereits verzollt. Viele Marken haben Indien bisher noch nicht aktiv bearbeitet, und haben höchstens lokale Vertriebspartner vor Ort, aber nur sehr wenige sind tatsachlich in dem Markt präsent. Daher sehen uns zahlreiche Marken als Fenster nach Indien, als einen neuen professionellen Kanal, auf dem in gutem Umfeld neue Brands und Styles präsentiert werden können.

Zum Business: Wie funktioniert euer Geschäftsmodell? Und wie groß ist das Marktpotential?

Wir sind Retailer und leben von der Marge, die wir beim Verkauf der Ware erzielen. Wie fast alle anderen Shopping-Clubs, optieren wir die Ware beim Hersteller und rufen dann die verkauften Teile ab, was sowohl für den Cashflow als auch bezüglich des Lagerrisikos positiv ist. E-Commerce ist in Indien noch klein, wächst jährlich aber um rund 70 Prozent. Und wer einmal in Indien war und die infrastrukturelle Situation dort kennt, der weiß, dass Indien quasi das perfekte E-Commerce-Land ist: die Nachfrage übersteigt das Brick and Mortar Angebot um ein Vielfaches, weil die mit dem Bauen einfach nicht mehr hinterherkommen. Heute ist der perfekte Zeitpunkt um einzusteigen. Und das tun wir.

Ideen umzusetzen kostet Geld. Wie finanziert ihr euch?

Die ersten sechs Monate haben wir selbst finanziert, danach ist dann Jens Röhrborn von Mas Verde als Seed Investor bei QVENDO mit eingestiegen. Aktuell läuft außerdem eine Angel-Runde, bei der Anteile im Wert von rund 600.000 Euro ausgegeben werden. Die Finanzierungsrunde ist noch offen, die Gespräche sind aber schon recht weit fortgeschritten. Aktuell sprechen wir sowohl mit deutschen als auch mit indischen Business Angels.

Gibt es etwas, das euch noch fehlt? Ein Mitarbeiter, ein Investor oder ein Büro?

Solange die Finanzierungsrunde noch nicht abgeschlossen ist, freuen wir uns natürlich über jeden interessierten Business Angel, der uns idealerweise auch mit Know-how und guten Verbindungen unterstützen kann – und nicht nur das reine Kapital mitbringt.

Gibt es ein großes Vorbild für euch?

Wir haben kein Vorbild, denn niemand macht genau das, was wir machen. Auch wenn wir diverse Shopping-Clubs immer wieder gerne besuchen und deren Umsetzung bewundern, so unterscheiden wir uns doch zu sehr, um uns an einem speziellen Vorbild zu orientieren. Wir beobachten die Landschaft sehr genau, und nehmen sie auch extrem ernst – derzeit ist aber schlicht und einfach keiner dabei, der unseren Ansatz verfolgt.

Stellt euch vor, ihr könntet ein Lunch gewinnen. Wen würdet ihr aus der deutschen Startup-Branche gerne mit an den Tisch holen?

Wir würden die Frage gerne „geographisch erweitert“ beantworten: Guy Kawasaki.

Wo steht ihr heute in einem Jahr?

Wir sind die Nummer eins in Indien für westliche Brands zu Bestpreisen. Wir haben ein mächtiges Einkaufsteam (das langfristig Wichtigste in unserer Branche), die beste Shop-Lösung und sind Break-Even bei unzähligen glücklichen Kunden. Außerdem bereiten wir uns gerade auf den Launch von QVENDO in einem anderen Land mit ähnlicher Nachfragestruktur vor.

Oliver, vielen Dank für das Gespräch.